Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-07

Article available in the following languages:

Was Fingerabdrücke noch alles verraten können

Ein am Tatort hinterlassener Fingerabdruck kann den Ermittlern jetzt noch mehr Details über einen Verdächtigen verraten: Medikamente, Ernährungsgewohnheiten und sogar der Lebensstil sind nun kein Geheimnis mehr. Dank eines neuen von Wissenschaftlern der Sheffield Hallam Univer...

Ein am Tatort hinterlassener Fingerabdruck kann den Ermittlern jetzt noch mehr Details über einen Verdächtigen verraten: Medikamente, Ernährungsgewohnheiten und sogar der Lebensstil sind nun kein Geheimnis mehr. Dank eines neuen von Wissenschaftlern der Sheffield Hallam University, Vereinigtes Königreich, entwickelten Verfahrens wird es demnächst wesentlich einfacher sein, einem Kriminellen auf die Schliche zu kommen. Die hinter dieser Innovation stehende Technologie ist MALDI-MSI (Bildgebung mittels matrixunterstützter Laser-Desorptions/Ionisations-Massenspektrometrie). Diese normalerweise zur Darstellung von Molekülen innerhalb von Gewebe eingesetzte Technologie wurde erstmals von Wissenschaftlern des Biomedical Research Centre (BMRC) der Universität verwendet, um Bilder von Fingerabdrücken zu analysieren und zu erstellen. MALDI-MSI-Bilder halten nicht nur ausgezeichnet dem Vergleich mit herkömmlichen forensischen Konzepten (z.B. anderen MSI-Verfahren wie Elektrospray-Ionisation/Desorption (DESI)-MS) stand, wie die Forscher entdeckten, sondern enthüllen außerdem noch weitaus mehr Detailinformationen über einen Verdächtigen. So ist man in der Lage, jede möglicherweise von einem Verdächtigen berührte Substanz zu erkennen und außerdem die Zeit abzuschätzen, zu der der Fingerabdruck hinterlassen wurde. "Basierend auf den bis jetzt vorliegenden Resultaten und der derzeit durchgeführten Forschung können wir sagen, dass man mit dieser Technologie sehr viel mehr Informationen aus einem Fingerabdruck gewinnen kann als bisher", so Dr. Simona Francese vom BMRC, eine von vier Autorinnen und Autoren der Veröffentlichung im Fachjournal Rapid Communications in Mass Spectrometry. Wie sie erklärte, könnte das Verfahren dazu beitragen, den Verdächtigen mit anderen kriminellen Aktivitäten in Verbindung zu bringen. Durch eine Rückverfolgung von Drogenkonsum und Medikamenteneinnahme sowie die Ermittlung von Einzelheiten zu Ernährungsgewohnheiten würden detaillierte Angaben über den Lebensstil eines potenziellen Täters offengelegt werden. "In strafrechtlichen Ermittlungen sind dies äußerst wertvolle Informationen, insbesondere dann, wenn der Fingerabdruck des Verdächtigen in keiner Straftäter-Datenbank zu finden ist", so Dr. Francese. Fingerabdrücke vom Tatort - oft abgehoben mit Hilfe eines Pulvers - werden üblicherweise mit Fingerabdrücken aus einer Polizei-Datenbank verglichen, um einen Verdächtigen zu identifizieren. Das neue Verfahren verschafft nun genau die Hinweise, mit deren Hilfe ein Profil aufgebaut werden kann, und die außerdem wichtige Hintergrundinformationen für eine strafrechtliche Ermittlung, bei der es keine sicheren Vergleichsmöglichkeiten gibt, liefert. Ein am Tatort vorzufindender Fingerabdruck besteht aus Bestandteilen der Hautoberfläche und Drüsenabsonderungen, die bei Kontakt von einer Oberfläche auf eine andere übertragen werden. Sie unterscheiden sich sehr von den Fingerabdrücken, bei denen entweder Tinte benutzt oder die Fingerspitze gescannt wird. Noch dazu sondern die Handflächen unserer Hände andere Substanzen als andere Körperteile ab. Da wir allerdings oft mit unserem Gesicht und in anderen Bereichen in Berührung kommen, bestehen Fingerabdrücke aus Stoffen von all diesen Quellen, dazu gehören insbesondere Lipide, Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Wasser. Verborgene Abdrücke sind Fingerabdrücke, die aus nur schwer sichtbaren transparenten Substanzen (z.B. Drüsensekreten) bestehen, während offensichtliche Fingerabdrücke von opaken Materialien (z.B. Blut, Farbe und Schmutz) stammen. Gegenstand der BMRC-Studie waren die verborgenen, am schwersten zu erkennenden Fingerabdrücke. Die Forschungsarbeit des Teams bewies außerdem, dass mittels MALDI-MSI eine Weiterverwendung der Fingerabdrücke auch nach ersten Tests möglich ist. Die Koautorin der Studie Dr. Rosalind Wolstenholme dazu: "So ermöglicht das MALDI-MSI-Verfahren nicht nur eine größere Bandbreite an aus einem Fingerabdruck gewonnenen Informationen, sondern es verändert den Fingerabdruck außerdem auch nicht und er kann anschließend noch nach klassischen forensischen Ansätzen analysiert werden." "Wir hoffen, diese Technik weiter entwickeln und in ein anderes tragbares Spektroskopieverfahren - die Raman-Spektroskopie - integrieren zu können, um dieses technologische Konzept an die übliche forensische Technologie anzupassen."

Länder

Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel