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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Geringes Risiko der Übertragung von Vogelgrippe durch Zugvögel

Dass Zugvögel für eine rasche Verbreitung der Vogelgrippe sorgen, sei eher unwahrscheinlich, so das Ergebnis einer neuen Studie. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachblatt "Journal of Applied Ecology" veröffentlicht und könnten neue Hinweise zur Übertragung von Infektionskrankhe...

Dass Zugvögel für eine rasche Verbreitung der Vogelgrippe sorgen, sei eher unwahrscheinlich, so das Ergebnis einer neuen Studie. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachblatt "Journal of Applied Ecology" veröffentlicht und könnten neue Hinweise zur Übertragung von Infektionskrankheiten durch Vögel liefern, beispielsweise des West-Nil-Virus. Das Vogelgrippevirus H5N1 ist seit einigen Jahren sowohl in Zugvögeln als auch in einheimischen Vögeln präsent, und seine Ausbreitung wird von Gesundheitsbehörden kontinuierlich überwacht. An der Vogelgrippe sind seit 2003 500 Menschen erkrankt und 300 gestorben. Häufig wird die Schuld den Zugvögeln zugeschoben, wenn es um die weltweite Verbreitung von H5N1 geht. Bestimmte Arten von Enten, Gänsen und Schwänen gelten dabei als Hauptverantwortliche, da sie sich leicht infizieren und das Virus übertragen, obwohl sie selbst frei von Symptomen sind. "Das Risiko einer möglichen Übertragung auf den Menschen sorgte in den Medien für enorme Schlagzeilen, und hauptsächlich wurden Zugvögel dafür verantwortlich gemacht. Dies alarmierte die Öffentlichkeit und führte zu Massentötungen der Zugvögel", erinnert sich Studienleiter Dr. Nicolas Gaidet vom Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer (CIRAD), Frankreich. "Das tatsächliche Risiko einer Übertragung des H5N1-Virus durch Zugvögel hängt aber davon ab, ob diese Vögel überhaupt kräftig genug sind, um trotz Infektion ihre Wanderung anzutreten, und auch von der Entfernung, die sie in dieser angeschlagenen Verfassung zurücklegen können. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersuchten wir Infektionswege, Reiserouten und zeitliche Abläufe bei vielen Zugvogelarten." Dr. Gaidet und sein Team recherchierten in der Fachliteratur zur Dauer der asymptomatischen Infektion bei relevanten Wildvogelarten. Zudem versahen sie 200 Vögel aus 19 Arten mit kleinen Satellitensendern, darunter Stockenten (Anas platyrhynchos), Streifengänse (Anser indicus) und Singschwäne (Cygnus Cygnus). All diese Arten wurden verdächtigt, das Virus auf ihren langen Reiserouten zu übertragen. Die Analysen lieferten dem Team eindrucksvolle Erkenntnisse zu den Wanderungen der Zugvögel. Die Forscher führten die Dauer der asymptomatischen Infektion mit den von den Vögeln übertragenen Daten zusammen und leiteten daraus die tatsächliche Wahrscheinlichkeit der Übertragung durch Zugvögel ab. Wie sich herausstellte, können Zugvögel das H5N1-Virus theoretisch über weite Strecken verbreiten - einige Arten legen auf ihren Zügen bis zu 3.000 Kilometer zurück, und zwar in einem Zeitrahmen, der kompatibel mit der Dauer der asymptomatischen Infektion ist. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit ist allerdings äußerst gering. Die angebrachten Sender zeigten, dass die meisten Vögel eine so lange Reise nicht am Stück absolvieren, sondern in mehreren langen Etappen, die ein bis vier Tage dauern und von Zwischenstopps unterbrochen sind. Entscheidend sei hier, dass diese Pausen normalerweise länger dauern als die Inkubationszeit. Die Forscher weisen darauf hin, dass ein infizierter Vogel deshalb das Virus nicht über mehrere unterbrochene Etappen über große Entfernungen verbreiten kann. "Um das Virus von Kontinent zu Kontinent zu tragen, müssten sich die Vögel nacheinander gegenseitig infizieren", heißt es in der Studie. Das Fazit lautet demzufolge: "Die Wahrscheinlichkeit … dass das Virus über weite Entfernungen durch einzelne Zugvögel übertragen wird, ist gering: wir gehen davon aus, dass ein einzelner Vogel durchschnittlich nur 5 bis 10 Tage im Jahr das HPAI [highly pathogenic avian influenza] H5N1-Virus über eine Strecke von mehr als 500 Kilometern übertragen kann." Und sie fügen hinzu, dass, um die Infektion zu übertragen, der Vogel frei von Symptomen sein muss, denn sonst hätte er nicht die Kraft für eine so anstrengende Reise. Und selbst wenn er sie antreten würde, würde er nicht so weit kommen wie ein gesunder Vogel. Die Ergebnisse liefern Aufschluss zur Übertragung anderer Erkrankungen, beispielsweise des West-Nil-Virus oder bakterieller Infektionen wie Salmonellose oder Lyme-Borreliose.

Länder

Frankreich, Italien, Niederlande, Vereinigte Staaten

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