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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Europäische Forscher untersuchen Vulkantätigkeit des Merapi in Indonesien

Ein EU-finanziertes Forscherteam untersucht derzeit die Aktivität des indonesischen Vulkans Merapi, der am 26. Oktober ausbrach und mehr als 30 Todesopfer forderte. Die Forscher befassen sich nicht nur mit den Eruptionen selbst, sondern auch mit Katastrophenschutzmaßnahmen in ...

Ein EU-finanziertes Forscherteam untersucht derzeit die Aktivität des indonesischen Vulkans Merapi, der am 26. Oktober ausbrach und mehr als 30 Todesopfer forderte. Die Forscher befassen sich nicht nur mit den Eruptionen selbst, sondern auch mit Katastrophenschutzmaßnahmen in der Region sowie den Auswirkungen auf die dortige Wirtschaft und das Leben der Anwohner. Die Untersuchungen sind Teil des Projekts MIA-VITA (Mitigate and assess risk from volcanic impact on terrain and human activities), das mit 3,5 Mio. EUR unter dem Themenbereich Umwelt des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU finanziert wurde. Weltweit leben derzeit rund 500 Millionen Menschen in den Risikozonen von Vulkanen und der Schutz der Anwohner ist selbst für wohlhabende Länder eine Herausforderung. Noch problematischer ist das Risikomanagement allerdings für die Entwicklungsländer. Beispielsweise mangelt es dort oft an wissenschaftlichen und/oder finanziellen Ressourcen, um alle aktiven Vulkane ausreichend zu überwachen. Außerdem leben viele Menschen am Fuß von Vulkanen, da das Land dort billig, leicht zu haben und sehr fruchtbar ist. Und wenn ein Vulkan nur selten ausbricht, werden die damit verbundenen Risiken von lokalen Behörden und Kommunen leicht unterschätzt. Das Projekt MIA-VITA entwickelt eine Reihe integrierter Überwachungs- und Analyseverfahren für Vulkane, um diese Länder in ihrem Risikomanagement zu unterstützen. Entsprechende Präventionsmaßnahmen basieren auf Risikoanalysen und Schadensszenarien. Krisenmanagement ist eine weitere Priorität des Projekts, das im Wesentlichen in der Überwachungstätigkeit und der Errichtung von Frühwarnsystemen und sicheren Kommunikationsnetzen besteht. Insgesamt zielt alles darauf ab, die Gefährdung der lokalen Bevölkerung zu minimieren und deren Möglichkeiten zu stärken, nach einem Ausbruch wieder zum normalen Alltag zurückzufinden. Die Projektpartner konzentrieren ihre Forschungen auf sechs Vulkane, die ein breites Risikospektrum abdecken und absehbar noch vor Projektende ausbrechen werden. Die sozioökonomische Dynamik und Katastrophenschutzmaßnahmen sind weitere Faktoren, die von Vulkan zu Vulkan variieren. Der Vulkan Merapi (was auf Indonesisch so viel heißt wie "Berg des Feuers") ist einer der aktivsten Vulkane in Indonesien, der durchschnittlich alle zwei bis vier Jahre ausbricht. In der umliegenden Region leben eine halbe Million Menschen unter der ständigen Gefahr von pyroklastischen Strömen (wenn sich eine brennende Wolke aus Gas, Asche und Gesteinsbrocken schnell hangabwärts bewegt), Laharen (von einem Vulkan ausgehende Schlammlawinen) sowie Asche- und Gesteinsregen. Der Merapi war zuletzt im Jahre 2006 ausgebrochen, und Anzeichen eines erneuten Ausbruchs kündigten sich bereits seit Wochen an, da eine erhöhte seismische Aktivität und eine Zunahme des Untergrunddrucks gemessen wurde, während sich die Flanken des Vulkans nach außen bogen. Als klar wurde, dass der Vulkan ausbrechen wird, ordnete das vulkanologische Forschungszentrum Indonesiens CVGHM (Centre for Volcanology and Geological Hazard Mitigation), einer der Projektpartner, die Evakuierung der lokalen Bevölkerung an. Die MIA-VITA-Forscher aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich werden in den kommenden Tagen ihre indonesischen Forscherkollegen am Vulkan Merapi aufsuchen, um Daten von Fernerkundungssatelliten mit Signalen von Bodenmessstationen abzugleichen. Ist die Vulkantätigkeit abgeklungen, will das MIA-VITA-Konsortium Katastrophenschutzmaßnahmen auswerten, die vor, während und nach dem Ausbruch stattgefunden hatten und untersuchen, welche Folgen der Ausbruch für die landwirtschaftliche Produktion, Gebäude und Infrastrukturen hat. Auch die sozialwissenschaftliche Perspektive spielt im MIA-VITA-Projekt eine wichtige Rolle. Dabei soll vor allem untersucht werden, wie die Bevölkerung die vom Vulkan ausgehende Gefahr einschätzt und wie hoch die Bereitschaft ist, sich Evakuierungsmaßnahmen zu fügen. Wie kritisch dies sein kann, zeigte sich gerade beim Merapi: Da ein Teil der Anwohner die Evakuierungsanordnungen der Behörden ignoriert hatte, gab es Todesfälle, als der Vulkan tatsächlich ausbrach. Dabei war der Vulkanausbruch nicht die einzige Naturkatastrophe, die Indonesien in den letzten Tagen heimsuchte. Hunderte Menschen starben und Tausende wurden obdachlos, als ein Tsunami über die Mentawi-Inseln vor der Westküste Sumatras dahinraste. Die Europäische Kommission stellte 1,5 Mio. EUR an humanitärer Hilfe für die Opfer von Tsunami und Vulkanausbruch zur Verfügung.

Länder

Indonesien

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