Lösungen für ein schnelleres Internet
Wer kennt dieses Problem nicht? Alle Internetnutzer beschweren sich zuweilen über langsame Surfgeschwindigkeiten oder lästige Wartezeiten zum Hochladen eines Videos. So beschloss eine Gruppe europäischer Ingenieure aus Spanien, Ungarn und Schweden, einen Versuch zu unternehmen, diese Probleme durch Überwachung des Datenverkehrs und Anpassung von Diensten an die Nachfrage in den Griff zu bekommen. Nun haben bereits einige führende Kommunikationsunternehmen das neu entwickelte Verfahren übernommen, das bei Datenverkehrsstrommessungen zum Einsatz kommt. Die Forschungsarbeit wurde von EUREKA, der europäischen Plattform für Forschungs- und Entwicklungsfinanzierung (FuE), unterstützt. Es liegt in der Natur der Sache: Das Internet ist überaus komplex und besteht aus verschiedenen Netzwerken, die von verschiedenen Dienstanbietern gemanagt werden. Diese verwalten die gesendeten Daten und überwachen die Menge der genutzten Verkehrsströme. Wenn der Datenverkehr in einem Netzwerk zu dicht ist, können Engpässe auftreten, wodurch die Zustellung von Informationen an einen Computer verlangsamt wird - langsamerer Internetbetrieb ist dann die Folge. Innerhalb des TRAMMS-Projekts ("Traffic measurements and models in multi-service networks") versuchte man, dieses Problem mit Hilfe der Erfahrungen zu lösen, die über einen Zeitraum von drei Jahren bei der Überwachung von Internet-Netzwerken in Spanien und Schweden gewonnen wurden. Sie ergaben einen guten Einblick in das Verhalten der Nutzer, was eine genaue Messung des Netzwerkverkehrs ermöglichte, so dass die Dienstanbieter zukünftig wissen, wie viel Kapazität benötigt wird und wie jegliche Staus vermieden werden können. Das Forschungsteam weist darauf hin, dass das Projekt vor allem deshalb erfolgreich war, weil den Wissenschaftlern bei ihren Internet-Verkehrsmessungen - anders als im Normalfall - der Zugang zu sehr sensiblen Daten gestattet wurde. "An Internetverbindungsmessungen kommt man nur sehr schwer heran, wenn man kein Betreiber ist", erläutert Andreas Aurelius, Projektkoordinator und leitender Wissenschaftler bei der schwedischen FuE-Firma Acreo, einem der Projektpartner. Frühere Forschungen auf diesem Gebiet beschränkten sich üblicherweise auf Campusnetze und waren auf ein geografisches Gebiet, begrenzt, aber Aurelius betont, dass man in dieser Studie "Daten aus Zugangsnetzen und keine Campusnetzwerkdaten" einsetzte. Das Projekt überwachte den Internet-Protokoll (IP)-Verkehr (den Datenstrom im Internet), Weiterleitungsentscheidungen (Auswahl des Wegs zum Senden des Netzwerkverkehrs), Servicequalität (Vorrang für bestimmte Anwendungen wie Multimedia) und die verfügbare Bandbreite. Tatsächlich gelang es dem Team, in den drei Jahren erstaunliche 3.000 Terabyte Daten zu sammeln. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler über einen längeren Zeitraum hinweg Trends und Veränderungen unter einem kontinuierlichen Zustrom von Informationen untersuchen. Die Forscher verwendeten die Informationen, um neue Tools zum Messen der Verkehrsströme zu entwickeln, die ein vollständiges Bild eines Netzwerks ergaben und deshalb das Surfen im Internet wesentlich beschleunigen dürften. "Für die alltägliche Nutzung bedeutet dies eine bessere Qualität der Multimedia-Dienste über das Internet wie etwa beim Streaming", erläutert Aurelius. Ihm zufolge kollidierte der Zeitpunkt des Projekts etwas mit dem wirtschaftlichen Abschwung, aber scheinbar hätte es doch nur wenige langfristige Auswirkungen auf das Ergebnis gegeben. "Die wirtschaftliche Rezession traf uns ziemlich hart; viele Partner fielen aus oder schränkten ihre Zusammenarbeit mit uns ein", so Aurelius, aber er räumt ein, dass "[das Projekt] letztlich sehr erfolgreich war - besser als wir je zu hoffen wagten." Andreas Aurelius arbeitet nun an einem Folgeprojekt mit dem Titel IPNQSIS ("IP network monitoring for quality of service intelligent support"), das sich mit Erfahrungsqualität in Netzwerkdiensten wie zum Beispiel Voice over IP (VoIP), Video on Demand (VoD) und IP-Fernsehen (IPTV) beschäftigt. Hier handelt es sich um Bereiche, in denen Netzwerk-Serviceprovider riesige Einnahmemöglichkeiten wittern.
Länder
Spanien, Ungarn, Schweden