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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Eiskerne zeigen deutliche Variationen bei der Biomasseverbrennung

Untersuchungen an Eiskernen aus der Antarktis haben gezeigt, dass es in den vergangenen 650 Jahren große Schwankungen bei der Menge der Vegetationsfeuer in der südlichen Hemisphäre gegeben hat. Die in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Ergebnisse widersprechen der we...

Untersuchungen an Eiskernen aus der Antarktis haben gezeigt, dass es in den vergangenen 650 Jahren große Schwankungen bei der Menge der Vegetationsfeuer in der südlichen Hemisphäre gegeben hat. Die in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Ergebnisse widersprechen der weitverbreiteten falschen Auffassung, dass heute mehr Biomasse verbrannt wird als in der Vergangenheit. Die Forschungsarbeiten wurden teilweise vom Programm EUROCLIMATE (Climate variability and (past, present and future) carbon cycle) finanziert, das unter das EUROCORES-Programm der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS) fällt. EUROCORES wiederum wurde von der EU unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) unterstützt. In dieser Studie verwendeten Wissenschaftler vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und der Stony Brook University in den USA ein neues Analyseverfahren, um den Kohlenmonoxidgehalt (CO) in uralten Luftblasen in Eiskernen zu messen, die der Antarktiseisdecke entnommen wurden. Das Kohlenmonoxid in der Atmosphäre stammt hauptsächlich aus einer geringen Anzahl von Quellen: der atmosphärischen Oxidation von Methan und Nicht-Methankohlenwasserstoffen, der Biomasseverbrennung und der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Diese Quellen zusammengenommen machen 90% unserer heutigen, weltweiten CO-Bilanz aus. Gegenwärtig ist nur wenig darüber bekannt, wie der CO-Gehalt im vorindustriellen Zeitalter schwankte. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Kernfrage, da CO durch seine Wechselwirkungen mit Methan, Ozon und anderen Substanzen das Klima und die Atmosphärenchemie beeinflusst. Die Wissenschaftler können den Anteil an CO ermitteln, der aus der Verbrennung von Biomasse stammt, indem sie den Gehalt verschiedener Sauerstoffisotope im atmosphärischen Kohlenmonoxid untersuchen. Im Vergleich zu CO aus anderen Quellen besitzt CO, das bei Vegetationsfeuer entsteht, einen höheren Anteil des Sauerstoffisotops 18. "In Verbindung mit Messungen der CO-Konzentration ermöglichen es uns diese Aufzeichnungen, Grenzwerte für die relative Intensität der Biomasseverbrennung über einen Zeitraum von 650 Jahren in der südlichen Hemisphäre festzulegen", erklärt John Mark von der Stony Brook University, der die Forschungstätigkeiten leitete. "Wir haben herausgefunden, dass sich die Menge der Biomasseverbrennung in diesem Zeitraum deutlich verändert hat und dass die Biomasseverbrennung vor allem im vorindustriellen Zeitalter eine bedeutende Quelle darstellte." Der Eiskern zeigt nämlich, dass die Gesamtkonzentrationen atmosphärischen Kohlenmonoxids zwischen der Mitte des 14. und dem 17. Jahrhundert um etwa 25% abgenommen haben und dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wieder den alten Stand erreicht hatten. Zwischenzeitlich haben Studien der Sauerstoffisotopsignaturen im CO gezeigt, dass die Biomasseverbrennung von Jahrhundert zu Jahrhundert deutlich schwankte. Den Forschern zufolge ging die Verbrennung von Biomasse im 17. Jahrhundert um etwa 50% zurück. Ende des 19. Jahrhunderts war sie jedoch wieder um ca. 100% angestiegen. In jüngerer Zeit, also vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute scheint die Biomasseverbrennung um ungefähr 70% gesunken zu sein. Diese Ergebnisse untermauern andere Studien, welche die Veränderungen bei der Biomasseverbrennung durch den Gehalt von Holzkohleteilchen in Sedimenten nachverfolgen. Darüber hinaus scheinen die Aufzeichnungen für die südliche Hemisphäre deutlich von denen der nördlichen Hemisphäre abzuweichen, woraufhin vorgeschlagen wurde, einige Klimamodelle zu aktualisieren, um die neuen Informationen zu berücksichtigen. "Obwohl [unser Ergebnis] mit früheren Ergebnissen übereinstimmt, herrscht immer noch eine weit verbreitete falsche Meinung, dass die Biomasseverbrennung heute viel stärker ist als in der Vergangenheit", bemerkt Professor Mak. "Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung, da viele Wissenschaftler annehmen, dass die vom Menschen verursachte Biomasseverbrennung viel höher ist als die "natürliche". Obwohl dies immer noch möglich ist - auch im 19. Jahrhundert gab es Menschen auf der Erde - verlangt die Tatsache, dass die heutige Menge der Biomasseverbrennung in der [südlichen Hemisphäre] niedriger zu sein scheint als noch vor zweihundert Jahren, eine Neubewertung der Quellen."

Länder

Frankreich, Vereinigte Staaten

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