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Studie impliziert langfristige gesundheitsschädliche Folgen von Nachtarbeit

Schichtarbeit ist nach Ansicht EU-finanzierter Forscher in Dänemark und Deutschland möglicherweise noch schädlicher für unsere Gesundheit als bisher vermutet. Das Durcheinanderbringen der inneren Uhr durch nächtliches Arbeiten habe einen direkten Einfluss auf unsere Erbanlagen...

Schichtarbeit ist nach Ansicht EU-finanzierter Forscher in Dänemark und Deutschland möglicherweise noch schädlicher für unsere Gesundheit als bisher vermutet. Das Durcheinanderbringen der inneren Uhr durch nächtliches Arbeiten habe einen direkten Einfluss auf unsere Erbanlagen und verursache so eine Reihe langfristiger Erkrankungen des Stoffwechsels und der Psyche, so die Forscher. Die dreijährige Forschungsstudie erhielt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Mittel in Höhe von 730.000 EUR Während ihrer Erforschung des Einflusses, den Schichtarbeit, Schlafqualität und Ernährung auf Stoffwechselerkrankungen und Genaktivität haben, fanden die Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Deutschland und der Odense Universität in Dänemark heraus, dass die Auswirkungen der Schichtarbeit wesentlich erheblicher sind als bisher angenommen. Sie erklärten dies damit, dass sich Menschen, die in Schichten arbeiten, nicht nach ihrem natürlichen, auf dem Wechsel von Tag und Nacht basierenden Wach-Schlaf-Rhythmus richten können und so ihre innere Uhr durcheinander kommt. Die Forscher stellten fest, dass dieses Phänomen einen direkten Einfluss auf unsere Erbanlagen und die darin enthaltenen Gene haben kann. "Die Genaktivität wird durch kleine Abänderungen auf der DNS (Desoxyribonukleinsäure) gesteuert, auch bekannt als DNS-Methylierung", erklärt der Humangenetiker Dr. Ole Ammerpohl von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. "Diese DNS-Methylierung passt sich an Veränderungen der Umweltbedingungen an und kann sogar über Generationen weitergegeben werden." Er betont, dass diese Veränderungen eine Reihe von Stoffwechselstörungen bewirken können, die auf lange Sicht womöglich eine Reihe von Krankheiten wie psychische Störungen und sogar Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Noch vor ein paar wenigen Generationen sind die Menschen bei Tagesanbruch aufgestanden und zu Bett gegangen, wenn es dunkel wurde. "Um sich diesem Rhythmus anzupassen, hat unser Körper über Jahrhunderte hinweg ein ausgeklügeltes System aus Transmittern entwickelt, die den Wach-Schlaf-Rhythmus steuern und so dafür sorgen, dass der Körper sich ausreichend regenerieren kann", erklärt Professor Manuela Dittmar, ebenfalls von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In den letzten Jahrzehnten jedoch hat sich unser Lebensstil drastisch verändert und unsere Arbeitszeiten hängen nicht mehr davon ab, wie lange der Tag dauert. "Immer mehr Menschen müssen in Schichten arbeiten", so Professor Dittmar. "Für die betroffenen Personen bedeutet das ein erhöhtes Vorkommen der typischen Zivilisationskrankheiten bis hin zum Burnout-Syndrom und vorzeitiger Erwerbsunfähigkeit." Um die durch diese Faktoren ausgelösten Veränderungen des menschlichen Körpers vollständig zu verstehen, untersuchte das Forscherteam mithilfe molekularbiologischer Methoden Zwillingspaare aus Dänemark. Ein Zwilling eines jeden Paares arbeitete im Schichtsystem. "Der Vorteil beim Untersuchen identischer Zwillinge ist, dass beide genetisch praktisch identisch sind und die Einflüsse des Lebensstils somit einfach identifiziert werden können", erklärt Dr. Ammerpohl. "Deshalb ist unsere Zusammenarbeit mit dem nationalen dänischen Zwillingsregister, das seit Jahren Zwillinge hinsichtlich medizinischer und beruflicher Aspekte untersucht, so wichtig." Neben der Schichtarbeit tragen auch Ernährungs- und Schlafverhalten zur Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen bei, so die Wissenschaftler. Das Projekt beschäftigte sich nicht nur mit der DNS-Methylierung und genetischen Variationen, sondern auch mit dem Ernährungsverhalten der Zwillinge, der Schlafqualität, sowie mit den Hormon- und Blutwerten wie Blutzucker und -fette. So wurde beispielsweise untersucht, ob sich der Spiegel des Stresshormons Cortisol in Folge der Schichtarbeit verändert. Langfristiges Ziel der Studie ist die Entwicklung präventiver Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos, dass sich Stoffwechsel- und Schlafstörungen in Zukunft überhaupt entwickeln.Weitere Informationen unter: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: http://www.uni-kiel.de/index-e.shtml Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE): http://ec.europa.eu/regional_policy/funds/feder/index_de.htm

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