Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-09

Article available in the following languages:

EU-finanzierte Studie entdeckt Zusammenhang zwischen Klima und alten Gesellschaften

Ein internationales Forscherteam hat neue Erkenntnisse über die Einflüsse des Klimas auf vergangene Gesellschaften erlangt. Ihre in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie zeigt, wie Perioden mit starken Klimaschwankungen oft mit turbulenten Zeiten in der europäischen G...

Ein internationales Forscherteam hat neue Erkenntnisse über die Einflüsse des Klimas auf vergangene Gesellschaften erlangt. Ihre in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie zeigt, wie Perioden mit starken Klimaschwankungen oft mit turbulenten Zeiten in der europäischen Geschichte übereinstimmen. Unterstützt wurde die Arbeit teilweise durch die beiden Projekte MILLENNIUM und ACQWA, wobei MILLENNIUM ("European climate of the last millennium") mehr als 12 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) und ACQWA fast 6,5 Mio. EUR aus dem Umwelt-Budget des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU erhielt. Angeführt wurde das Team aus Klimatologen, Geographen, Archäologen und Historikern vom Institut für Waldwachstum der Universität Freiburg in Deutschland und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in der Schweiz. Durch die Bewertung der Jahresringe alter Bäume von mehr als 7.000 subfossilen, historischen und lebenden Baumproben konnten sie die Geschichte von Sommertemperatur und -niederschlag in Mitteleuropa der letzten 2.500 Jahre rekonstruieren; bisherige Studien reichten in der Regel bis zu 1.500 Jahre zurück. Daraufhin verglichen die Forscher die Schwankungen des europäischen Sommerklimas mit historischen Ereignissen und Epochen der Menschheit, etwa mit Seuchen, Völkerwanderungen und dem Dreißigjährigen Krieg. Ihre Schlussfolgerungen werfen ein neues Licht auf die entscheidende Rolle von Klimaveränderungen für den landwirtschaftlichen Reichtum und das Wirtschaftswachstum. "Klimaveränderungen haben die landwirtschaftliche Produktivität, Gesundheitsrisiken und das Konfliktpotenzial vorindustrieller Gesellschaften beeinflusst", heißt es in der Studie. "Die Unterscheidung zwischen umweltbedingten und anthropogenen Einflüssen auf vergangene Zivilisationen bleibt jedoch schwierig, weil es an hochauflösenden paläoklimatischen Daten fehlt. Hier präsentieren wir auf Jahresringe basierte Rekonstruktionen der Niederschlags- und Temperaturschwankungen im mitteleuropäischen Sommer für die vergangenen 2.500 Jahre. Was die Temperatur betrifft, erscheint die derzeitige Erwärmung außergewöhnlich stark, die hydroklimatischen Schwankungen wurden aber in der Vergangenheit scheinbar überschritten." Die Forscher weisen darauf hin, dass sie anhand der in den Bäumen gespeicherten Klimadaten die natürlichen Niederschlags- und Temperaturschwankungen mit der Entwicklung der europäischen Gesellschaften vergleichen können. Sie fanden heraus, dass das europäische Sommerklima während der Römerzeit beispielweise überwiegend feucht-warm und vergleichsweise stabil war. Zeitgleich mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches wurde es ab 250 n. Chr. deutlich kälter und wechselhafter. Diese Phase starker Klimaschwankungen dauerte über dreihundert Jahre an und überlagerte die sozio-ökonomische Katastrophe der Völkerwanderung. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass feuchte und milde Sommer mit der schnellen politischen und kulturellen Entwicklung des mittelalterlichen Europas einhergingen und dass ein schlechtes Klima Auswirkungen auf die gesundheitlichen Bedingungen hatte, die bei der Entstehung der Wirtschaftskrise während der Pest-Pandemie im 14. Jahrhundert eine Rolle spielten. Die Forscher merken an, dass die Temperaturtiefstwerte im frühen 17. und 19. Jahrhundert sowohl mit dem Verlassen von Siedlungen während des Dreißigjährigen Krieges und der Massenflucht vieler Europäer nach Amerika zusammenfiel. "Feuchte und warme Sommer traten in den Epochen römischen und mittelalterlichen Wohlstands auf", schreiben die Wissenschaftler. "Erhöhte Klimaschwankungen ungefähr zwischen 250 und 600 n. Chr. fielen mit dem Untergang des Weströmischen Reiches und den Wirren der Völkerwanderung zusammen. Historische Umstände könnten die jüngste politische und fiskalische Zurückhaltung bei der Abschwächung des prognostizierten Klimawandels in Frage stellen", fügen sie hinzu. Dem Team zufolge könnte der prognostizierte globale Klimawandel viel größere weitreichende Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft haben, als von Forschern derzeit angenommen. Darüber hinaus müssten die komplexen Beziehungen zwischen vergangenen Klimaschwankungen und der Reaktion der Menschheit näher untersucht werden, heißt es abschließend.Weitere Informationen unter: Institut für Waldwachstum: http://www.iww.uni-freiburg.de/(öffnet in neuem Fenster) Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft: http://www.wsl.ch/index_EN?redir=1(öffnet in neuem Fenster) Science: http://www.sciencemag.org/(öffnet in neuem Fenster)

Länder

Schweiz, Deutschland