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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Artefakte geben Aufschluss über Reise des modernen Menschen

Archäologen haben lange diskutiert über den vermutlichen Zeitpunkt, zu dem der moderne Mensch Afrika erstmals in Richtung arabische Halbinsel verlassen hat, obwohl die meisten Forschungen bis jetzt darauf schließen ließen, dass ein Exodus vor etwa 60.000 Jahren stattgefunden h...

Archäologen haben lange diskutiert über den vermutlichen Zeitpunkt, zu dem der moderne Mensch Afrika erstmals in Richtung arabische Halbinsel verlassen hat, obwohl die meisten Forschungen bis jetzt darauf schließen ließen, dass ein Exodus vor etwa 60.000 Jahren stattgefunden hat. Allerdings widersprechen kürzlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ausgegrabene Artefakte dieser Theorie und lassen vermuten, dass Menschen direkt von Afrika aus bereits vor 125.000 Jahren die arabische Halbinsel erreicht haben könnten. Diese bahnbrechende Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Forscher um Hans-Peter Uerpmann von der Eberhard Karls Universität Tübingen in Deutschland und Simon Armitage von der Royal Holloway University of London im Vereinigten Königreich hinterfragten traditionelle Theorien über die Ankunft der Afrikaner auf der Arabischen Halbinsel, nachdem sie an der archäologischen Stätte Jebel Faya in den Vereinigten Arabischen Emiraten alte menschliche Werkzeuge gefunden hatten. Ihrer Meinung nach ähnelten die Werkzeuge Technologien, die von Frühmenschen in Ostafrika verwendet wurden, aber nicht der Handwerkskunst, die im Nahen Osten entstand. Die Werkzeuge, unter anderem relativ primitive Faustkeile und eine Vielzahl von Schabern und Lochern, ließen darauf schließen, dass für die Völkerwanderung auf die arabische Halbinsel keine technologische Innovation der frühen Menschen notwendig gewesen war, so Dr. Armitage. Das Alter der Steinwerkzeuge ermittelten er und sein Team mithilfe der Lumineszenzdatierung. Dies ist eine relativ neue Methode für die Datierung archäologischer Stätten und Materialien, bei der die Menge der in Mineralkristallen eingefangenen Lichtenergie gemessen wird. Sie stellten fest, dass die Artefakte etwa 100.000 bis 125.000 Jahre alt waren, und schlossen daraus, dass Menschen bereits vor 125.000 Jahren auf die Arabische Halbinsel gekommen sind - und zwar direkt aus Afrika und nicht wie früher angenommen durch das Niltal oder den Nahen Osten. "Diese anatomisch modernen Menschen - unsere direkten Vorfahren - entstanden vor etwa 200.000 Jahren in Afrika und haben in der Folgezeit den Rest der Welt bevölkert", erklärt Dr. Armitage und fügt hinzu, dass die Ergebnisse "zu einer Neubewertung der Mittel und Wege führen werden, mit deren Hilfe der moderne Mensch zur 'Globalen Spezies' geworden ist". Die Wanderung des modernen Menschen aus Afrika auf die arabische Halbinsel war höchstwahrscheinlich Teil einer Migration weiter nach Europa, Asien und Australien. Dr. Uerpmann und sein Team analysierten auch Daten zu Meeresspiegel und Klimawandel für die Region während der letzten Zwischeneiszeit vor rund 130.000 Jahren. Sie stellten fest, dass die Meeresstraße "Bab al-Mandab", die Arabien vom Horn von Afrika trennt, durch einen niedrigen Meeresspiegel vor und zu Beginn der letzten Zwischeneiszeit schmaler war und so eine sichere Passage ermöglichte. Damals war die arabische Halbinsel viel feuchter als heute und verfügte über mehr Vegetation und ein Netz von Seen und Flüssen. In einer solchen Landschaft konnten die frühen Menschen in Arabien siedeln, um dann auch die Region des Fruchtbaren Halbmonds im westlichen Asien und Indien zu bevölkern, so die Forscher. "Archäologie ohne genaue Altersbestimmungen ist wie ein Puzzle, dem die Verbindungsstücke fehlen - man hat viele Einzelinformationen, aber man kann sie nicht zu einem Gesamtbild zusammensetzen", erklärt Dr. Armitage. "Am Jebel Faya enthüllen die Datierungen ein faszinierendes Bild des frühen modernen Menschen, der - unterstützt durch globale Meeresspiegelschwankungen und Klimaveränderungen in Arabien - Afrika viel früher verlassen hat als bisher angenommen."Weitere Informationen unter: Science: http://www.sciencemag.org/ Universität Tübingen: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvr/e-30/m30-01.html

Länder

Vereinigte Arabische Emirate, Deutschland, Vereinigtes Königreich

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