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Komplexe Technologie deckt Ursprünge der Schlangen auf

Woher kamen die Schlangen? Ein europäisches Team aus Forschern hat entdeckt, dass die heutigen Schlangen von einer Erdechse abstammen und nicht von Meerestieren. Diese Erkenntnisse wurden im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht und können Wissenschaftlern dabei he...

Woher kamen die Schlangen? Ein europäisches Team aus Forschern hat entdeckt, dass die heutigen Schlangen von einer Erdechse abstammen und nicht von Meerestieren. Diese Erkenntnisse wurden im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht und können Wissenschaftlern dabei helfen zu verstehen, wie sich Schlangen entwickelt und sich ihren Weg durch die verschiedenen Stadien des Lebens geschlängelt haben. Die Forscher aus Deutschland und Frankreich verwendeten eine innovative Röntgentechnik der Europäischen Synchrotronstrahlungsquelle (ESRF) im französischen Grenoble und erstellten damit dreidimensionale (3D) Bilder eines der wenigen Fossilien einer Schlange, die Beine hatte. Die Bilder ergaben, dass die Beinknochen der damaligen Schlangen in ihrem Aufbau den Beinknochen moderner Erdechsen sehr ähnlich sind. Mit ihrem innovativen Design war die Synchrotron-Laminographie speziell für die Untersuchung großer, flacher Proben entwickelt worden. Sie ist der Computertomographie (CT) im Krankenhaus sehr ähnlich, verwendet jedoch kohärente synchrotrone Röntgenstrahlen, die auch die kleinsten Details mit Ausmaßen von nur wenigen Mikrometern abbilden - rund 1.000 mal kleiner als bei einem CT-Gerät im Krankenhaus. Mithilfe dieser neusten Technik rotierten die Forscher das Fossil in einem schrägen Winkel durch einen energiereichen Röntgenstrahl und nahmen so im Laufe der Drehung um 360° Tausende von zweidimensionalen (2D) Bildern auf. Aus diesen Einzelbildern rekonstruierten sie eine hochauflösende 3D-Darstellung und enthüllten so versteckte Informationen wie die innere Struktur der Beine dieser uralten Schlange. Paul Tafforeau vom ESRF und einer der Autoren der Studie erklärt: "Mithilfe dieser riesigen Geräte namens Synchrotronen können wir mikroskopische Details in den Fossilien sichtbar machen, was mit jeder anderen Technik nicht möglich wäre, und das ohne diese unschätzbaren Proben zu zerstören." Nach Aussage der Forscher unter der Leitung von Alexandra Houssaye vom Museum National d’Histoire Naturelle (MNHN) in Frankreich existieren nur drei Exemplare versteinerter Schlangen mit erhaltenen Beinknochen. Für diese Studie untersuchte das Team die Eupodophis descouensi, eine alte Schlage, die erstmals vor zehn Jahren in 95 Millionen Jahre alten Felsen im Libanon entdeckt wurde. Das 50 cm lange Exemplar hat zwei kleine, 2 cm lange Beine am Becken. Nach Ansicht der Forscher trägt dieses Fossil erheblich dazu bei, dass die Wissenschaftler die Evolution der Schlangen besser verstehen. "Es repräsentiert einen Zwischenschritt in der Evolution, in dem die Schlangen von damals ihre von den frühen Echsen geerbten Beine noch nicht vollständig verloren hatten", so die Wissenschaftler. Äußerlich ist an dem Fossil nur ein Bein zu sehen, dank der neuen Technologie jedoch konnten die Forscher das zweite Bein entdecken, von dem man angenommen hatte, es sei im Stein versteckt. Die hochauflösenden 3D-Bilder, so die Forscher, geben Hinweise darauf, dass diese Spezies seine Beine verloren hat, weil sie langsamer oder über einen kürzeren Zeitraum hinweg wuchsen. Die Untersuchungen ergaben ferner, dass das versteckte Bein am Knie geknickt ist und über vier Fußknöchel verfügt. Allerdings hat es weder einen Fuß, noch Zehenknochen. "Dank der Entdeckung der inneren Struktur der Hinterbeine der Eupodophis können wir nun den Prozess des Rückgangs der Gliedmaßen in der Evolution der Schlangen erforschen", erklärt Dr. Alexandra Houssaye, leitende Autorin der Studie. An der Studie nahm auch das Karlsruher Institut für Technologie in Deutschland teil, das eine fortschrittliche Technologie sowie ein entsprechendes Instrument speziell für den Zweck, diese Bilder aufzunehmen, entwickelte.Weitere Informationen unter: Journal of Vertebrate Paleontology: http://www.vertpaleo.org/publications/index.cfm Europäische Synchrotronstrahlungsquelle (ESRF): http://www.esrf.eu/ Muséum National d'Histoire Naturelle (MNHN): http://www.mnhn.fr/

Länder

Deutschland, Frankreich

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