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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kartierung des vollständigen Genoms liefert Hinweise zur Behandlung des multiplen Myeloms

Wieso spricht ein Patient auf ein Krebsmedikament an, ein anderer jedoch nicht? Weshalb bricht Krebs oft erneut aus und ist gegenüber einer Therapie resistent, die vorher gut angeschlagen hatte? Während sich solche Fragen nach dem "Warum" noch nicht beantworten lassen, verspri...

Wieso spricht ein Patient auf ein Krebsmedikament an, ein anderer jedoch nicht? Weshalb bricht Krebs oft erneut aus und ist gegenüber einer Therapie resistent, die vorher gut angeschlagen hatte? Während sich solche Fragen nach dem "Warum" noch nicht beantworten lassen, verspricht die Vervollständigung des genomischen Porträts des multiplen Myeloms ein besseres Verständnis dieser Art von Blutkrebs sowie alternativer Behandlungsmöglichkeiten. Im Rahmen der Genominitiative Multiples Myelom wurde von einem internationalen Genetiker-Team eine Analyse des gesamten Genoms von 38 Patienten durchgeführt. Der in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature veröffentlichten Arbeit zufolge wurden insgesamt mehr als 150 Proben von Patienten gesammelt und zusätzliche Genome des multiplen Myeloms sequenziert. Das multiple Myelom ist eine bösartige und unheilbare Blutkrankheit. Sie entsteht bei der Mutation und unkontrollierten Teilung von Plasmazellen, die sich im Knochenmark ansiedeln. Anfangs spricht eine Therapie eher ungünstig an, unweigerlich gefolgt von Rückfällen mit Tumorbildungen, bei denen sich Resistenz gegenüber bisher wirksamen Arzneimitteln einstellt. In Europa gibt es jährlich rund 21 000 Neuerkrankungen. Die vollständige Genomsequenzierung ermöglichte Wissenschaftlern, herauszufinden, welche Gene bei einem Myelomtumor vorliegen und die Genregionen zu bestimmen, in denen möglicherweise Mutationen vorkommen. Die Analyse des sequenzierten Genoms - kritischster Punkt dieser Untersuchung - bot zum ersten Mal die Chance einer genauen Bestimmung der wichtigsten Gene und der zellulären Prozesse, die zur Krankheitsentwicklung beitragen. "Wir sind bereits in der Lage, zu erkennen, dass Mutationen lediglich eine begrenzte Anzahl von Wegen offenstehen", kommentierte Prof. Todd Golub vom Eli and Edythe L. Broad Institute und Dana-Farber Cancer Institute in den Vereinigten Staaten, die die Studie koordinierten. "Dies zeigt, wie wichtig es ist, mehr als nur einen einzigen Tumor gründlich zu untersuchen." Die für diesen Zweck entwickelten Instrumente zur Sequenzierung gestatteten den Wissenschaftlern, das Genom des multiplen Myeloms mit extrem hoher Auflösung zu untersuchen und die Fehlerquote beim Aufspüren der Mutationsarten drastisch zu verringern. Dr. Gad Getz vom Eli and Edythe L. Broad Institute fügte hinzu, dass "wir jetzt die Gene finden können, deren Mutationen öfter als erwartet auftreten." Die Studie hat eine Reihe von mutierten Genen entdeckt, die an der Krankheit beteiligt sind und, was noch wichtiger ist, Mechanismen ermittelt, bei denen es sich um therapeutische Ansatzpunkte handeln könnte. Für Überraschung sorgte die Entdeckung einer Anomalie bei der Serin-Threonin-Proteinkinase (B-RAF), oder einfach B-RAF-Gen genannt. Während diese Anomalie beim Melanom und beim Darmkrebs bekannt ist, wurde sie bisher noch nie mit dem multiplen Myelom in Verbindung gebracht. "Diese häufig mutierten Gene wurden bisher noch nicht beobachtet - weder beim multiplen Myelom noch bei Krebs generell", erklärte Prof. Golub. Obwohl "noch viel biologische Forschung nötig sein wird, um herauszufinden, ob sie sich als Angriffspunkte für Arzneimittel eignen, ... ist dies ein Beispiel dafür, wie in diesem Bereich eine genetische Analyse den absolut richtigen Weg weisen kann." Eine Reihe von B-RAF-Inhibitoren befinden sich derzeit in Entwicklung; die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Arzneimittel in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich des multiplen Myeloms überprüft werden sollten. Zudem werden sie eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer besseren Behandlungsstrategie für Personen spielen, bei denen die bestehenden Therapien nicht anschlagen. Schließlich könnten sie auch für die Behandlung von Myelom-Patienten optimal geeignet sein. Prof. Golub stellte abschließend fest, dass sich mit einer zunehmenden Anzahl an Proben und analytischen Werkzeugen zur Untersuchung genombezogener Möglichkeiten ein neues Bild des multiplen Myeloms entwickeln werde und damit auch neue genetische Erkenntnisse. "Diese Studie zeigt, dass es wirklich völlig neue krebserregende Gene gibt, die man durch diese Sequenzierungen entdeckt." Somit stellt sich heraus, dass die Frage nach dem "Warum" mit der Genetik verknüpft ist. Die Behandlung von Krebs verlagert sich allmählich auf ein neues Handlungsfeld: aus der Kombination von Naturwissenschaften und Genetik werden zielgerichtete Behandlungsmethoden abgeleitet, bei denen sogar Altmedikamente und nicht verwandte Arzneimittel ins Spiel kommen könnten.Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: Eli and Edythe L. Broad Institute: http://www.broadinstitute.org/ Dana-Farber Cancer Institute: http://www.dana-farber.org/ Nature: http://www.nature.com/nature/index.html

Länder

Israel, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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