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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Ring frei für die nächste Runde: biologisches Wettrüsten zwischen Wirtsvogel und parasitärem Kuckuck

Im Wettlauf um die beste evolutionäre Strategie wechseln sich Wirtsvogel und Brutparasit - in diesem Fall der Kuckuck - ab. Sie treiben damit die Evolution voran, sodass immer neue "Signaturen" (Muster) auf den Eiern der Wirtsvögel entstehen und die Fälschertätigkeit der Brutp...

Im Wettlauf um die beste evolutionäre Strategie wechseln sich Wirtsvogel und Brutparasit - in diesem Fall der Kuckuck - ab. Sie treiben damit die Evolution voran, sodass immer neue "Signaturen" (Muster) auf den Eiern der Wirtsvögel entstehen und die Fälschertätigkeit der Brutparasiten immer trickreicher wird. Damit liefert die jüngst im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences" vorgestellte britisch-südafrikanische Studie spektakuläre neue Erkenntnisse zur Diversität von Phänotypen und dem Verhalten von Vögeln. Wie bereits bekannt, passen Kuckucksvögel, die als Brutparasiten typischerweise ihre Eier in fremde Nester legen, die Farbe ihres Eis an das Wirtsgelege an, damit der Wirtsvogel das fremde Ei ausbrütet und das Kuckucksjunge zusammen mit seinen eigenen Jungen aufzieht. Forscher von der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich und der Universität Kapstadt in Südafrika fanden nun heraus, dass manche Vögel, die vom Afrikanischen Kuckuck solcherart ausgenutzt werden, ihr Abwehrsystem besser ausgebaut haben und den Kuckuck fortan mit seinen eigenen Waffen schlagen. Beispielsweise legen Weibchen einer der untersuchten Wirtsvogelarten Eier, die in Größe, Farbe und Musterung von denen ihrer Artgenossen abweichen. Dank dieser unterschiedlichen Signaturen gelingt es dem Kuckuck kaum noch, seine Fälschungsstrategie erfolgreich anzupassen, denn das jeweilige Ei wird erkannt und nicht länger bebrütet. Das Kuckucksweibchen kann die Farbe seiner Eier im Nachhinein nicht mehr verändern, sodass der Unterschied zum jeweiligen Wirtsgelege offensichtlich ist. "Weil der Kuckuck immer geschickter beim Austricksen wird, haben sich die Wirtsvögel evolutionär weiterentwickelt und schlagen nun ihrerseits zurück", wie die Studienleiterin Dr. Claire Spottiswoode vom Zoologischen Institut der Universität Cambridge und vom Percy FitzPatrick-Institut für afrikanische Ornithologie in Kapstadt erklärt. "In unseren Feldversuchen in Sambia zeigte sich, dass dieses biologische Wettrüsten bei den Arten sehr unterschiedliche Abwehrtaktiken hervorgebracht hat. Die Verteidigungsstrategie mancher Wirtsvögel aus der Familie der Halmsängerartigen [Prinia subflava] beruht darauf, das Aussehen ihrer Eier so schnell zu verändern, dass der Brutparasit nicht mehr mithalten kann. Als Beweis für diese Evolution dient die erstaunliche Vielfalt in Färbung und Musterung der Eier von Prinia subflava. "Die Variationen ähneln der komplexen Markierung auf einer Banknote: durch die individuelle Farbmusterkombination wird dem Brutparasiten das Fälschen der Wirtseier beträchtlich erschwert, ebenso wie das Wasserzeichen auf dem Geldschein relativ fälschungssicher ist." Eine andere Methode wählt der Rotgesicht-Cistensänger (Cisticola erythrops), ein weiterer Wirtsvogel des Kuckucks, der seine Eier nicht wesentlich variiert, dafür aber auf das Genaueste untersucht, bevor er entscheidet, ob das Ei im Nest bleiben darf oder hinaus befördert wird. Sein Spürsinn ist so gut ausgeprägt, dass er jedes fremde Ei enttarnt, mag es auch noch so hervorragend gefälscht sein. Zu den unterschiedlichen Abwehrmethoden der Wirtsvögel erklärt Dr. Martin Stevens, ebenfalls vom Institut für Zoologie der Universität Cambridge und einer der Studienautoren: "Unsere Versuche zeigten, dass die unterschiedlichen Strategien gegen den Kuckuck ähnlich erfolgreich sind. Eine Wirtsvogelart kombiniert gar beide Methoden, wenn auch nicht bis zur Perfektion - der Rotscheitel-Cistensänger [Cisticola chiniana] hat so das Rennen gegen den Kuckuck gewonnen, da sich keine Brutparasiten mehr an seine Gelege heranwagen. Das Wettrüsten zwischen Kuckuck und Wirt zeigt anschaulich das komplexe Wechselspiel zwischen den Arten, vor allem in tropischen Regionen wie Afrika, sowie den unglaublichen Facettenreichtum von Evolution und Anpassung.Weitere Informationen finden Sie unter: Universität Cambridge: http://www.cam.ac.uk/ Percy FitzPatrick Institute of African Ornithology: http://www.fitzpatrick.uct.ac.za/ Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences: http://rspb.royalsocietypublishing.org/

Länder

Vereinigtes Königreich, Südafrika

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