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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Meisterwerke säubern mit... Bakterien?

Die meisten Menschen verbinden das Wort Bakterien entweder mit schädlichen Mikroorganismen, gegen die wir täglich in unserer Umgebung durch Putzen ankämpfen, oder mit der "guten" Sorte Bakterium, die wir auf ärztlichen Rat hin konsumieren, um unser Verdauungssystem in Schwung ...

Die meisten Menschen verbinden das Wort Bakterien entweder mit schädlichen Mikroorganismen, gegen die wir täglich in unserer Umgebung durch Putzen ankämpfen, oder mit der "guten" Sorte Bakterium, die wir auf ärztlichen Rat hin konsumieren, um unser Verdauungssystem in Schwung zu halten. Doch wer hätte gedacht, dass Bakterien auch in der Welt der Kunstrestauration verwendet werden können? Ein Team aus Restaurationsexperten aus Spanien und Italien konnte nun erfolgreich beweisen, dass es möglich ist, Meisterwerke mit Hilfe von Bakterien schnell, gezielt und schonend zu reinigen. Darüber hinaus haben sie gezeigt, dass diese handlichen Mikroorganismen nicht nur respektvoll mit den Gemälden umgehen, sondern auch sehr verträglich für die Restauratoren selbst und ihre Umgebung sind. Bisher gab es nur die Möglichkeit, die Werke mit aggressiven, nichtselektiven und toxischen Chemikalien zu restaurieren, oder Ablagerungen durch mechanische Erosion zu entfernen, was häufig Schäden hinterließ. In Zusammenarbeit mit dem Institut für die Restaurierung des Kulturerbes (IRP) der Universität Valencia in Spanien und Experten, die Wandgemälde im Campo Santo di Pisa in Italien restaurieren, wurden diese neuen Methoden getestet. Diese Kooperation kam zustande, als Restauratoren vom IRP an den Wandgemälden in der Kirche Santos Juanes in Valencia, Spanien arbeiteten. Diese Wandbilder wurden bei einem Feuer im Jahre 1936 fast vollständig zerstört und in den 1960er Jahren Opfer äußerst unbefriedigender Restaurierungsarbeiten. Das IRP-Team begann, mit neuen Techniken zu experimentieren, um die leeren Flecken mit transferierten gedruckten Digitalbildern zu "füllen". Die Salzausblühungen jedoch, die weiße Kruste auf den Bildern, die durch kristallisierendes Salz und Gelatinekleber entsteht, erwiesen sich als äußerst hartnäckig. "Durch Schwerkraft und Verdunstung lagern sich die Salze sich zersetzender organischer Materialien auf den Gemälden ab und erzeugen eine weiße Kruste, die das Kunstwerk verdeckt und manchmal auch zu einem Verlust der Farbschicht führen kann", erklärt Dr. Pilar Bosch, einer der Restauratoren vom IRP. Um eine Lösung für dieses Problem zu finden, reisten die Forscher nach Italien, um mehr über die Pionierarbeit zu erfahren, die dort im Campo Santo di Pisa durchgeführt wurde. Unter der Leitung des Mikrobiologen Gainluiggi Calalucci verwendeten die Restauratoren Bakterien zur Entfernung des gehärteten Leims, was mit konventionellen Methoden bisher nur schwer gelungen war. Diese Bakterien gehören zum Stamm der Pseudomanas-Bakterien, die die Salzausblütungen, die sich in den Bögen ablagern, in denen sich die Gemälde befinden, und in denen sich Tauben gerne aufhalten, buchstäblich auffressen. Dank der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern konnten die Restauratoren ihr Wissen teilen und gemeinsam herausfinden, was bei den unterschiedlichen Gemäldearten am besten funktioniert. "In Italien verwendet man Baumwolle zum Auftragen der Mikroorganismen", so Dr. Bosch. "Wir jedoch haben ein Gel entwickelt, das auf der Oberfläche wirkt und das Eindringen von Feuchtigkeit in das Material verhindert, wo sie neue Probleme verursachen könnte." Da sich Bakterien nur in einer feuchten Umgebung wohlfühlen, erklärt Dr. Bosch, wie wichtig der Trocknungsprozess ist: "Nach eineinhalb Stunden entfernen wir das Gel mit den Bakterien. Die Oberfläche ist nun sauber und trocken." Europas größte Meisterwerke sind schon immer anfällig gewesen; die Seile und Glasvitrinen den Museen, die uns von den beliebtesten Werken trennen, sind ein Beweis für diese Zerbrechlichkeit. Dank der neuen Forschungen jedoch können alte Meisterwerke noch für viele Jahre "jung" gehalten werden. "Nach den guten Testergebnissen werden wir unsere Studien fortsetzen und die Technik weiter verbessern mit dem Ziel, sie auch auf anderen Oberflächen anzuwenden", kommentiert Dr. Bosch. "Da wir in der Natur viele verschiedene Arten von Bakterien finden können, die fast alles fressen, sind wir davon überzeugt, dass wir auch andere Substanzen von unterschiedlichen Materialien entfernen können."Weitere Informationen unter: Universitat Politècnica de València: http://www.upv.es/index-en.html

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Spanien, Italien