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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kommunikation in Krisensituationen: Innovative EU-finanzierte Forschung macht's möglich

Die Kommunikation zwischen den Rettungskräften nach einem Terroranschlag oder einer Naturkatastrophe könnte dank neuester EU-finanzierter Forschung schon bald effizienter werden. Ein Forscherteam der Kingston University im Vereinigten Königreich entwickelte als Teil des inne...

Die Kommunikation zwischen den Rettungskräften nach einem Terroranschlag oder einer Naturkatastrophe könnte dank neuester EU-finanzierter Forschung schon bald effizienter werden. Ein Forscherteam der Kingston University im Vereinigten Königreich entwickelte als Teil des innerhalb des Themenbereichs "Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) finanzierten PEACE-Projekts ("IP [Internet Protocol]-based emergency applications and services for next generation networks") eine innovative neue Lösung, die sicherstellt, dass im Katastrophenfall unterbrochene Kommunikationswege nicht länger die Rettungsmaßnahmen behindern. Inspiriert durch einige der Probleme, mit denen die Rettungsdienste bei den Bombenanschlägen in London zu kämpfen hatte, erarbeitete das Team eine internetbasierte "App", über die die Retter und deren zentraler Kontrollraum auf unabhängige Weise - im Gegensatz zu zentralen Wireless-Access-Points oder dem TETRA-Polizeifunksystem - in Kontakt bleiben können. Die App, die auf einem iPad oder auf einem anderen elektronischen Organizer (Personal Digital Assistant, PDA) eingesetzt werden kann, kann außerdem die Mitarbeiter der Rettungsdienste im Vereinigten Königreich in die Lage versetzen, mit ihren ein sicheres System nutzenden Kollegen in anderen Mitgliedstaaten zu sprechen. Dr. Christos Politis, der das Entwurfsteam leitete, in einem Kommentar dazu: "In dieser Forschungsarbeit wurde untersucht, auf welche Weise wir bei einer größeren Katastrophe oder im Notfall am besten kommunizieren können. Eine größere terroristische Attacke, ein Erdbeben oder ausgedehnte Waldbrände sind mittels herkömmlicher Telefonleitungen und Funkgeräte oft nicht zu bewältigen; diese neigen dann aufgrund des Volumens an Anrufen und anderem Multimediaverkehr wie etwa Videoaufzeichnungen oftmals dazu zusammenzubrechen. Mit unserer neuen Anwendung werden die Einsatzkräfte über ihr eigenes autonomes Netzwerk kommunizieren und dabei sämtliche verfügbaren Handhelds verwenden können, ohne auf ein zentrales Kommunikationssystem angewiesen zu sein." Bei der Entwicklung der App baute das Team auf vorhandenen Arbeiten zu Mobilfunknetzen auf, die unter der Bezeichnung MANETs bekannt sind. Hierbei handelt es sich um Netzwerke von Mobilgeräten, die unabhängig voneinander arbeiten und über einzelne drahtlose Verbindungen funktionieren. Die neue Technik ermöglicht Rettungskräften - im Unterschied zu einer Verbindung über ein externes Internetnetzwerk - die Errichtung eines unabhängigen Kommunikationssystems speziell für die Zwecke vor Ort, unabhängig von der Situation oder dem Standort; sei es innerhalb einer unterirdischen U-Bahn-Station oder in der Nähe eines eingestürzten Bürogebäudes. Der Entwurf sieht vor, dass ein von einem der Retter getragenes Mobilgerät als eine Art Haupt-Knotenpunkt fungiert - etwa wie ein Minisatellit -, der andere mobile Geräte miteinander kommunizieren lässt. Sobald ein Gerät eine Sicherheitskontrolle für virtuelle Intelligenz durchlaufen hat, kann es damit beginnen, andere Geräte vor Ort zu suchen. Jeder der Retter kann dann mit den anderen sprechen sowie Videoaufnahmen oder Daten an einzelne Rettungskräfte oder ganze Gruppen senden. Das Team aus dem Vereinigten Königreich arbeitete außerdem eng mit den anderen sieben an dem PEACE-Projekt beteiligten Partnern zusammen, die in Griechenland, Deutschland, Frankreich, Portugal, Spanien und Schweden beheimatet sind. Dieser kollaborative Ansatz erlaubte es den einzelnen Teams, die alle an potenziellen Einsatzmöglichkeiten von Netzwerken und ALL-IP-Infrastrukturnetzwerken nächster Generationen in Katastrophenszenarien arbeiten, ihre Erkenntnisse zu teilen und Wissen zusammenzufassen. Die Forscher aus Kingston stellten zum Beispiel sicher, dass ihre App mit neuen Sensoren kompatibel ist, die von einigen anderen Teilnehmern des PEACE-Projekts entwickelt wurden. Dr. Politis erklärt, wie diese Sensoren, die schon bald in vielen öffentlichen Gebäuden eingebaut werden könnten, eine Rettungsaktion erleichtern können: "In der Zukunft wird die Technik auch in der Lage sein, sensorisch zu arbeiten und zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit, die Herzfrequenz der Retter, die Temperatur sowie Bewegungen zu messen und diese Werte an einen zentralen Operator weiter zu melden. Diese Statistik kann dann von zentral operierenden Kräften überwacht werden, die Rettungsteams beispielsweise in dem Fall beraten, wenn es zu heiß ist und der Einsatzort verlassen werden muss." Gesamtziel des PEACE-Projekts ist die Schaffung eines allgemeinen Rahmens für das Notfallmanagement extremer Notsituationen, wie sie etwa bei Terroranschlägen und Naturkatastrophen auftreten, sowie bei täglich vorkommenden Notfällen auf Grundlage einer IMS-Architektur (IP Multimedia Subsystem, IMS). Dr. Politis hofft, dass die neue App seines Teams der Beginn eines völlig neuen Zeitalters bei Rettungsaktionen ist: "Wenn die Anwendung erfolgreich in die Gänge kommt, könnten in Zukunft die Überlebenden nach einem Erdbeben auf ganz andere Weise von den Rettern gesucht werden. Möglicherweise drückt man einfach einen Notrufknopf am Smartphone, wenn man unter Trümmern eingeschlossen ist, und so könnten die Koordinaten an die Geräte der Retter gesendet werden, ohne überhaupt 112 anrufen zu müssen."Weitere Informationen unter: Kingston University: http://www.kingston.ac.uk/

Länder

Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Portugal, Schweden, Vereinigtes Königreich

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