Wissenschaftler finden Gen zum Knacken des MRSA-Abwehrsystems
Europa bemüht sich kontinuierlich um die Entwicklung besserer und stärkerer Behandlungen gegen Krankheiten. Dabei erhält die Bekämpfung von menschlichen Krankheitserregern und Stämmen, die gegen bestehende Therapien resistent sind, besondere Aufmerksamkeit. Wissenschaftler im Vereinigten Königreich haben Gene im Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) entdeckt, mit dessen Hilfe sich dieses Bakterium gegen antibakterielle Wirkstoffe wehrt. Ihre in der Fachzeitschrift BMC Systems Biology präsentierte Entdeckung könnte zu neuen Medikamenten führen, mit denen sich das Abwehrsystem von MRSA besiegen lässt. Die Forschung wurde teilweise durch das Projekt RSE-IRAS ("Royal Society of Edinburgh International research awards scheme") finanziert, das unter dem Siebten EU-Rahmenprogramm (RP7) Fördermittel aus der Marie-Curie-Maßnahme "Kofinanzierung regionaler, nationaler und internationaler Programme" (COFUND) in Höhe von 905.000 EUR erhielt. Die schottische Regierung ist der wichtigste Geldgeber für vier der fünf Jahre, über die das Stipendium läuft. Um besser zu verstehen, wie MRSA sich gegen Antibiotika wehren und überleben kann, haben die Forscher von der Abteilung für Humangenetik des Medical Research Council (MRC), der Universität Dundee, der Universität St. Andrews sowie von der St. Georgs Universität London im Vereinigten Königreich ein Genkarte entwickelt und Verbindungen zwischen 95% der MRSA-Gene entdeckt. Dem Team zufolge könnten 22 Gene, mit denen MRSA Krankheiten auslöst, dafür "genutzt" werden, den Erreger mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. So identifizierten sie das Gen ftsH als mögliche Achillesverse von MRSA. Für ihre Studie bewerteten die Forscher den antimikrobiellen Wirkstoff Ranalexin, der MRSA abtötet. Das Team führte Labortests und Computeranalysen an MRSA durch und entdeckte dabei, dass Ranalexin Zellwand und Membran der Bakterie schwächt. Die Wissenschaftler glauben, dass diese neuen Informationen zur Entwicklung von Kombinationstherapien führen könnten. Allein im Vereinigten Königreich trugen MRSA-Infektionen im Jahr 2009 zum Tod von 781 Menschen bei, was fast einem Drittel der Todesfälle im Zusammenhang mit Staphylococcus aureus entspricht; 1993 waren es lediglich 51 Todesfälle. Es sollte jedoch angemerkt werden, dass der Anteil von MRSA-Infektionen im Jahr 2009 unter dem Spitzenwert von 82% im Jahr 2008 lag. Experten zufolge ist der Anteil der Menschen mit MRSA-Infektion in Krankenhäusern höher, weil dort mehr Fälle auftreten. Menschen können MRSA zwischen ein paar Stunden und mehreren Wochen oder Monaten in sich tragen und dies noch nicht mal merken, weil keine Symptome auftreten und die Bakterien keinen Schaden anrichten. Hauptautor Dr. Ian Overton von der MRC Human Genetics Unit sagt zu den Ergebnissen der Studie: "Multiresistente Staphylokokken-Infektionen wie MRSA sind ein weltweites Problem und es treten weiterhin Stämme auf, bei denen bestehende Therapien nicht wirken. Daher ist es sehr wichtig, neue Medikamente zu entwickeln. Unser systembiologischer Ansatz hat Einblicke zu der Frage geliefert, wie Ranalexin MRSA tötet, und unser Wissen über die Entwicklung von Infektionen erweitert. Dieses Wissen hilft bei der Suche nach neuen Strategien zur Behandlung von MRSA." Professor Nick Hastie, Direktor der MRC Human Genetics Unit, betont einen weiteren Aspekt: "Diese Arbeit ist ein schönes Beispiel für die Beziehung zwischen der Analyse der grundlegenden Prozesse, die Infektionen zugutekommen, und der Nutzung dieses Wissens, um medikamentöse Behandlungen zu verbessern."Weitere Informationen unter: Medical Research Council (MRC) Human Genetics Unit: http://www.hgu.mrc.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) BMC Systems Biology: http://www.biomedcentral.com/bmcsystbiol/(öffnet in neuem Fenster)
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Vereinigtes Königreich