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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Zur Rolle von Ruderfußkrebsen in der arktischen Nahrungskette

Der winzig kleine Ruderfußkrebs Calanus glacialis, ein Verwandter von Flusskrebs und Wasserfloh, ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil für viele Tiere in der arktischen Region, vor allem in der extrem kalten Wintersaison. Die herbivore arktische Zooplanktonart Calanus ist herv...

Der winzig kleine Ruderfußkrebs Calanus glacialis, ein Verwandter von Flusskrebs und Wasserfloh, ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil für viele Tiere in der arktischen Region, vor allem in der extrem kalten Wintersaison. Die herbivore arktische Zooplanktonart Calanus ist hervorragend an den Kreislauf aus schmelzendem Meereis und anschließender Algenblüte angepasst. In einer neuen Studie unter Leitung des Universitätszentrums Svalbard (UNIS), Norwegen, wurde die Beziehung zwischen Sonnenlicht, Phytoplankton und Zooplankton näher untersucht und auch, wie sich das Schmelzen des Meereises auf die Verfügbarkeit von Plankton auswirkt. Die Forschungsarbeit wurde durch das Projekt CLEOPATRA (Climate effects on planktonic food quality and trophic transfer in Arctic Marginal Ice Zones) finanziert, das im Rahmen des Internationalen Polarjahrs (IPY) gefördert wurde, einer weltweiten Kampagne zur Unterstützung der Polarforschung. Die Mittel für CLEOPATRA entstammten einer Reihe von EU-Projekten des Siebten Rahmenprogramms (RP7). Nach Meinung der Forscher ist diese Zooplanktonart die wahrscheinlich wichtigste Art in der gesamten arktischen Region. Nun aber könnte deren Hauptnahrungsmittel - Algen, die auf der Eisoberfläche siedeln oder frei im Wasser schwimmen - von den Veränderungen der Eisschmelze auf dem polaren Kontinentalschelf direkt betroffen sein, was sich auch auf Calanus glacialis und dessen Räuber nachteilig auswirken könnte. Das schmelzende Eis, Sonnenlicht und Nährstoffe machen die Arktis während der 6 Sommermonate zu einem fruchtbaren Tummelplatz, auf dem die dortige Tierwelt reichlich Nachkommenschaft produziert. Die arktische Nahrungskette ist reich an Omega-3-Fettsäuren, die ausschließlich von Meeresalgen produziert werden, zu denen Phytoplankton und Eisalgen gehören und von denen sich der Ruderfußkrebs Calanus glacialis ernährt. Der winzige Krebs wiederum ist in den langen Wintermonaten die Nahrungsgrundlage für viele andere und größere Tierarten. Calanus legt nahezu 70% seiner gesamten Körpermasse in Fett an und ist somit das ideale Kraftfutter für Seevögel, Grönlandwale und Polardorsche, letztere wiederum werden von Robben - der Leibspeise des Eisbärs - gefressen. "In den Eisrandgebieten der Polarregionen ist das Meer im Winter von Eis bedeckt", lässt UNIS-Professor und CLEOPATRA-Projektleiter Jürgen Berge wissen. "Wenn das Eis schließlich zu Beginn des arktischen Frühlings schmilzt, vermehrt sich die Biomasse explosionsartig." Den Forschern zufolge beginnt im April an der Unterseite der Eisschicht die Algenblüte. Die Algen sind so gut angepasst, dass sie bereits mit den ersten Sonnenstrahlen anfangen, sich zu vermehren. Die Forscher untersuchten auch die weitere Entwicklung von Calanus glacialis, nachdem er sich an der Unterseite des Meereises an den Algen satt gefressen hat. Wie sich herausstellte, sind die erwachsenen Weibchen der Ruderfußkrebse mit der ersten Algenblüte geschlechtsreif und beginnen, ihre Eier abzulegen. Bei der zweiten Algenblüte im Juli wird noch mehr Biomasse produziert, die nach Aufbrechen des Meereises als Phytoplankton im eisfreien Wasser schwimmt. Dann sind auch die Nachkommen von Calanus glacialis groß genug, um sich über das reichhaltige Nahrungsangebot hermachen zu können. In der zweiten Phase des CLEOPATRA-Projekts untersuchten die Forscher den Reproduktionszyklus des Ruderfußkrebses in Abhängigkeit von den beiden zeitlich auseinander liegenden Algenblüten im nördlichen Polarmeer. Wie die Ergebnisse deutlich machen, könnten Veränderungen des Schmelzzeitpunktes den Lebenszyklus von Calanus stören. Die Forscher aus Deutschland, Norwegen, Polen, der Russischen Föderation, Schweden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten wollen nun herausfinden, wie sich ein vorverlagerter Schmelzzeitpunkt auf die gesamte Nahrungskette in der Arktis auswirken würde.Weitere Informationen unter: CLEOPATRA: http://www.iceedge.no/cleopatra UNIS: http://www.unis.no/

Länder

Deutschland, Norwegen, Polen, Russland, Schweden, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten