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Mit Neurobiologie auf der Suche nach der Schönheit

Liegt Schönheit im Auge des Betrachters oder im Objekt? Neue Forschungsergebnisse aus dem Vereinigten Königreich lassen darauf schließen, dass Schönheit in einer Region an der Vorderseite des Gehirns wahrgenommen wird, namentlich im mittleren orbitofrontalen Cortex. Wissenscha...

Liegt Schönheit im Auge des Betrachters oder im Objekt? Neue Forschungsergebnisse aus dem Vereinigten Königreich lassen darauf schließen, dass Schönheit in einer Region an der Vorderseite des Gehirns wahrgenommen wird, namentlich im mittleren orbitofrontalen Cortex. Wissenschaftlern vom University College London zufolge "leuchtet" diese Gehirnregion auf, wenn Menschen Schönheit empfinden - etwa in einem Kunstwerk oder einer Melodie. Die in der Fachzeitschrift PLoS ONE vorgestellten Ergebnisse besagen, dass alle Formen von Kunst Aktivität in der gleichen Hirnregion auslösen. Demnach liegt die Schönheit im Auge des Betrachters und nicht im Objekt. In seiner "Philosophischen Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen des Erhabenen und Schönen" schreibt der anglo-irische Staatsmann und Philosoph Edmund Burke: "Schönheit ist eine körperliche Beschaffenheit, die durch Vermittlung der Sinne in mechanischer Weise auf das menschliche Gemüt einwirkt." Kurz gesagt können alle Sinne alleine oder zusammen eine einzigartige Wahrnehmung von Schönheit stimulieren. Würden also auditive und visuelle Sinne mit Aktivität in der gleichen oder in verschiedenen Regionen des Gehirns korrelieren? In dieser jüngsten Studie bewerteten die Forscher 21 Teilnehmer unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft. Die Teilnehmer sollten eine Reihe von Gemälden oder Musikstücken als "schön", "gleichgültig" oder "hässlich" bewerten. Danach wurde bei allen 21 Personen per funktioneller Kernspintomografie (fMRI) die Hirnaktivität gemessen, während sie entweder Bilder betrachteten oder Musik hörten. Professor Semir Zeki vom Wellcome-Labor für Neurobiologie am University College London im Vereinigten Königreich entdeckte zusammen mit seinem Kollegen Dr. Tomohiro Ishizu, dass der mittlere orbitofrontale Cortex, der unter Experten als Vergnügungs- und Belohnungszentrum des Gehirns gilt, eine stärkere Aktivität bei den Teilnehmern zeigte, wenn diese Musikstücke hörten oder Bilder betrachteten, die sie vorher schon als schön eingestuft hatten. Außerdem stellte sich heraus, dass kein spezifischer Gehirnbereich generell Kunstwerken zugeordnet werden konnte, die zuvor als "hässlich" bezeichnet wurden. Allerdings korrelierte die visuelle Wahrnehmung von Hässlichkeit im Vergleich zur Wahrnehmung von "Schönheit" mit Aktivitäten in verschiedenen Regionen. Während frühere Studien den mittleren orbitofrontalen Cortex mit der Wertschätzung von Schönheit in Verbindung brachten, bestätigte diese neueste Untersuchung, dass bei Schönheit sowohl durch visuelle als auch auditive Sinne dieselbe Gehirnregion aktiviert wird. Insofern existiert Schönheit als abstraktes Konzept innerhalb des Gehirns, sagen die beiden Forscher. Neben dem mittleren orbitofrontalen Cortex wird auch der visuelle Cortex durch visuelle Reize aktiviert. Die beiden Wissenschaftler beobachteten, dass diese Region beim Betrachten eines Bildes aktiver war als beim Hören von Musik. Das gleiche galt umgekehrt für das Hörzentrum im Gehirn. Ein weiteres faszinierendes Ergebnis der Studie war, dass die Aktivität im Nucleus Caudatus, der sich in der Nähe des Gehirnzentrums befindet, proportional zur gefühlten Schönheit eines Gemäldes zunahm. In der Vergangenheit haben Forscher den Nucleus Caudatus mit romantischer Liebe in Verbindung gebracht, insofern kann man schließen, dass es zu der Beziehung zwischen Schönheit und Liebe eine neuronale Entsprechung gibt. "Die Frage, ob es Eigenschaften gibt, die Objekte schön machen, beschäftigt Künstler und Philosophen der Kunst schon seit Jahrtausenden, konnte aber nie angemessenen werden", sagt Professor Semir Zeki. "Ebenso die Frage, ob wir einen abstrakten Sinn für Schönheit haben, also einen, der in uns die gleiche starke emotionale Erfahrung weckt, unabhängig davon, ob wir etwa Musik hören oder ein Bild betrachten. Höchste Zeit also für die Neurobiologie, sich diesen grundlegenden Fragen anzunehmen", fügt er hinzu. "Fast alles kann als Kunst angesehen werden, aber wir denken, dass nur die Schöpfungen, deren Erfahrung mit einer Aktivität im mittleren orbitofrontalen Kortex verbunden ist, als schöne Kunst klassifiziert werden kann", erklärt er weiter. "Ein Gemälde von Francis Bacon, zum Beispiel, kann großen künstlerischen Wert haben, kann aber nicht unbedingt als schön qualifiziert werden. Das gleiche gilt für einige der "schwierigeren" klassischen Komponisten - und während ihre Kompositionen vielleicht als "künstlerischer" angesehen werden als Rockmusik, erwartet man für jemanden, der letztere bevorzugt und schöner findet, dass die jeweilige Hirnregion beim Hören von Van Halen aktiver ist als beim Hören von Wagner."Für weitere Informationen: University College London: http://www.ucl.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action(öffnet in neuem Fenster)

Länder

Vereinigtes Königreich

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