Studie zeigt: Evaluationskultur auf dem Vormarsch
Eine europäische Studie bietet neue Einblicke in die systematische Katalogisierung der aufkommenden Muster in der Evaluation von Politik in Europa. Die Ergebnisse sind ein Ergebnis des Projekts ADAM ("Adaptation and mitigation strategies: support European climate policy"), das mit 12,9 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU gefördert wurde. Vorgestellt wurde die Studie jetzt in der Zeitschrift Policy Sciences. Seit den frühen 2000er Jahren hat die Politik rund um neue Politikentwicklung das Interesse der Europäer geweckt. Seitdem wurden in Europa verschiedene Politiken entwickelt und umgesetzt. Trotz des anwachsenden Interesses gibt es jedoch wenige Informationen darüber, was zur Sicherstellung des Erfolgs der daraus resultierenden Politiken getan wird. Unter der Leitung der University of East Anglia (UEA) im Vereinigten Königreich und der Vrije Universiteit (VU) Amsterdam in den Niederlanden führten die Forscher eine Metaanalyse durch und stellten fest, dass wir einer Kultur der Evaluation entgegen sehen. In den letzten Jahren wurden mehr und mehr Evaluationen gemacht. Die Informationen wurden für sechs EU-Mitgliedstaaten und für die EU im Allgemeinen gesammelt und zeigen, dass die Zahl der erstellten Berichte zwischen 2000 und 2005 um das Achtfache gestiegen ist. Zu beachten ist, dass die Zunahme in einigen Mitgliedstaaten stärker ist als in anderen. Die Auswirkungen von Politiken in Großbritannien wurden häufiger bewertet als diejenigen in Polen und Portugal, so die Forscher. Darüber hinaus gibt es in der Evaluationskultur noch andere Unterschiede. Beispielsweise wiesen die meisten der 259 ausgewählten und untersuchten Evaluationen eine relativ enge Auswahl von Bewertungstools und eine unzureichend intensive Einbeziehung der Interessenvertreter auf. Den Daten zufolge sind 80% der Bewertungen nicht kritisch; politische Ziele werden als gegeben angenommen. Außerdem verfügen die meisten von ihnen über einen ziemlich engen Rahmen und zielen hauptsächlich auf die ökologische und/oder wirtschaftliche Wirksamkeit bestehender Politiken ab. "Ob Klimabestimmungen von den Vereinten Nationen erlassen oder - was heute als wahrscheinlicher erscheint - in Form von informellen Selbstverpflichtungen nach dem Prinzip "pledge and review" gemacht werden: Evaluationspraktiken sind für die Feinabstimmung politischer Maßnahmen und für Aufbau und Erhalt des öffentlichen Vertrauens absolut entscheidend", sagt einer der Leitautoren des Artikels, Professor Andrew Jordan vom Tyndall Centre for Climate Change Research an der University of East Anglia. "An dem Ergebnis unserer Analyse ist am erstaunlichsten, wie unterentwickelt und unsystematisch die meisten aktuellen Evaluationspraktiken sind", fügt er hinzu. "Um Politikgestaltungsverfahren in Europa zu informieren und zu verstehen, wurden große Anstrengungen unternommen, aber meistens bleibt politische Beurteilung bruchstückhaft und nicht beratend. Forderungen, dass Evaluationen transparenter durchgeführt werden sollten, werden angesichts eines steigenden politischen Drucks auf politische Entscheidungsträger, die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel zu verschärfen, zunehmen. Professor Jordan zufolge sind die aktuellen politischen Systeme in Europa noch nicht in der Lage, sich dieser Herausforderung zu stellen. Mitautor Dr. Dave Huitema vom Institut für Umweltforschung an der Universität Amsterdam erklärt, dass es eine "große Kluft zwischen Evaluationstheorie und -praxis gibt. Das lässt darauf schließen, dass aktuelle Bewertungen die Komplexität der Fragestellungen zum Klimawandel unterschätzen." Aus den Ergebnissen geht hervor, dass Universitätsforscher die Politik in Europa am meisten evaluieren und dass 58% der Bewertungen nicht in Auftrag gegeben wurden. Politische Entscheidungsträger sind in der Lage, die gesamten Evaluationsbemühungen zu steigern, indem sie mehr Auswertungen von mehr Organisationen in Auftrag geben würden. Aber sollte angemerkt werden, dass dies nicht unbedingt zu einer aktiveren und kritischeren Evaluationskultur führen würde. Einerseits sind freie Evaluationen wahrscheinlich kritischer hinsichtlich der Politikziele als in Auftrag gegebene Bewertungen. Andererseits haben parlamentarische Ausschüsse eine relativ große Anzahl kritischer Evaluationen produziert. Insofern ist die Verbesserung von Qualität und Menge der Evaluationen eine gemeinsame Verantwortung, schlussfolgern die Forscher.Weitere Informationen unter: ADAM: http://www.adamproject.eu/(öffnet in neuem Fenster) Policy Sciences: http://www.springer.com/social+sciences/political+science/journal/11077(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Niederlande, Polen, Portugal, Vereinigtes Königreich