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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Neues HIV-Medikament aus gentechnisch veränderten Tabakpflanzen im Test

Ein Medikament gegen HIV (Humanes Immundefizienz-Virus), das aus gentechnisch veränderten (GVO) Tabakpflanzen hergestellt wurde, soll nun im Vereinigten Königreich klinisch getestet werden. Dem Test, der von dem EU-finanzierten, aus 28 Forschungseinrichtungen und vier Unterneh...

Ein Medikament gegen HIV (Humanes Immundefizienz-Virus), das aus gentechnisch veränderten (GVO) Tabakpflanzen hergestellt wurde, soll nun im Vereinigten Königreich klinisch getestet werden. Dem Test, der von dem EU-finanzierten, aus 28 Forschungseinrichtungen und vier Unternehmen bestehenden internationalen Konsortium PHARMA-PLANTA (Recombinant Pharmaceuticals from Plants for Human Health) initiiert wurde, gingen mehrere Jahre zähes Ringen voraus, um die regulatorischen Hürden zu überwinden. Die Sicherheit des Medikaments, einem aus gentechnisch veränderten Tabakpflanzen hergestellten Antikörper gegen das HI-Virus (P2G12), wird nun an einer Gruppe von Frauen im Vereinigten Königreich klinisch getestet. In der ersten Testphase, die im Juni angelaufen ist, wird an 11 gesunden Probandinnen die Verträglichkeit des Antikörpers P2G12 in Form eines Vaginalgels geprüft. Erste Resultate werden im Oktober erwartet - vor allem könnten sie die Entwicklung preiswerter HIV-Medikamente in der medizinischen Forschung erleichtern. Der Antikörper erkennt Proteine auf der Oberfläche eines HI-Virus und kann so eine Infektion verhindern, am Menschen jedoch ist seine Wirksamkeit bislang nicht bestätigt worden. Die Genehmigung für den Startschuss der Tests durch die britische Aufsichtsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) zögerte sich so lange hinaus, weil vorher definitiv ausgeschlossen werden musste, dass das Medikament weder Allergie auslösende pflanzliche Zucker noch Pestizide enthält. Als Kandidaten zur Expression rekombinanter pharmazeutischer Proteine eignen sich Pflanzen vor allem deshalb, weil sie günstig in der Produktion sind und die Methode leicht "skalierbar" ist, d.h. es können mehr Pflanzen angebaut werden, wenn größere Wirkstoffmengen benötigt werden. Und obwohl dem Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen zur Herstellung von Lebensmitteln in der EU noch immer mit Skepsis begegnet wird, ist die Toleranz bei Arzneimitteln und Impfstoffen höher. Die Medikamente im Test werden in speziellen und gesicherten Gewächshäusern in Aachen, Deutschland, in einem Verfahren hergestellt, bei dem aus 250 kg Tabak 5 Gramm aufgereinigte Antikörper gewonnen werden. Das Projekt PHARMA-PLANTA, das mit 12 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des 2004 gestarteten Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU gefördert wurde, zielt darauf ab, aus gentechnisch veränderten Pflanzen Arzneimittel zu produzieren, deren Herstellung mit herkömmlichen Verfahren kostspielig oder problematisch ist. Insbesondere hoffen die Forscher nun, dass dies den Einsatz moderner Medikamente in vielen der ärmsten Regionen der Welt erschwinglich machen könnte. Obwohl auch vorher schon menschliches Insulin und Hepatitis-B-Impfstoffe aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt wurden, ist dies das erste europäische Großprojekt, in dem Pflanzenmaterial am Menschen getestet wird. Neben Studien zu Tabak- und Arzneipflanzen lieferten frühere Forschungsergebnisse von PHARMA-PLANTA neue Verfahren zur Produktion von wassereffizientem Saatgut, mit denen Pflanzen Dürreperioden besser überstehen und so zur weltweiten Ernährungssicherheit beitragen können. Die jüngsten Tests bilden den Abschluss einer Versuchsreihe, in der Medikamente aus Pflanzen produziert und in klinischen Studien getestet werden. Das Pharmaunternehmen Bayer erhielt kürzlich die Genehmigung der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittelbehörde FDA, klinische Tests zur Sicherheit von menschlichen, ebenfalls in Tabakpflanzen hergestellten Antikörpern zur Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen durchzuführen. In Kanada wiederum konnte das Unternehmen SemBioSys Genetics in klinischen Studien mit 23 Probanden die Unbedenklichkeit eines Insulins bestätigen, das in der Färberdistel (Saflor) exprimiert wird und von gleicher Qualität ist wie ein bereits auf dem Markt befindliches Insulin.Weitere Informationen finden Sie unter: PHARMA-PLANTA: http://www.pharma-planta.net/

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