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Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und evolutionärer Veränderung bei Schnecken nicht bestätigt

Haben Temperaturveränderungen in den letzten 40 Jahren die Evolution von Tieren und Pflanzen beeinflusst? Mit der Antwort auf diese Frage beschäftigte sich eine neue internationale Feldstudie der Open University im Vereinigten Königreich, die von mehr als 6.000 Menschen aus 15...

Haben Temperaturveränderungen in den letzten 40 Jahren die Evolution von Tieren und Pflanzen beeinflusst? Mit der Antwort auf diese Frage beschäftigte sich eine neue internationale Feldstudie der Open University im Vereinigten Königreich, die von mehr als 6.000 Menschen aus 15 europäischen Ländern in Städten und Gärten Bänderschnecken beobachten ließ. Den im Fachblatt PloS ONE veröffentlichten Ergebnissen zufolge spielen andere Selektionsfaktoren wie z.B. Fressfeinde für die Evolution eine größere Rolle. Die groß angelegte Datenerhebung lege zudem die Grundlagen für weitere derartige Evolutionsstudien. Auf einer Internetplattform namens "Evolution MegaLab", die 2009 ins Leben gerufen wurde und sich mit Darwins Evolutionstheorie befasst, erfassten die Projektpartner anlässlich des 200. Geburtstages von Charles Darwin mehr als 8.000 historische Proben von den Britischen Inseln und aus Kontinentaleuropa sowie mehr als 7.600 neue Einträge. Die Forscher verglichen Daten, die hauptsächlich zwischen 1950 und 1990 erhoben worden waren, mit Proben, die jetzt von den Teilnehmern des Internetprojekts eingetragen in ihrer jeweiligen Muttersprache beschrieben worden waren. Die meisten Proben stammten aus dem Zeitraum zwischen 1960 und 1970. Die Forscher hatten die These aufgestellt, dass die Schneckenhäuser zum besseren Schutz vor der Sonne heller würden. Wie die Ergebnisse jedoch zeigten, ist ein solcher Trend nur bei Schneckenpopulationen in Dünengebieten erkennbar, da die Schnecken nicht einfach in den Schatten kriechen können, wenn es ihnen zu warm wird. Gleichzeitig war der evolutionäre Wandel in anderen Regionen eher überraschend, denn der Anteil der Schneckenhäuser mit einem einzelnen dunklen Band ist gestiegen. Obwohl die Forscher keine schlüssige Erklärung für die Art der Bänderung geben können, glauben sie kaum an einen Einfluss des Klimawandels, sondern führen dies eher auf Bestandsschwankungen bei Schneckenräubern (Vögel) oder kleinräumige Umweltveränderungen zurück. Weitere Forschungen sollen nun die wirklichen Ursachen zutage fördern. "Bestätigt wurde die bereits bekannte geographische Abstufung bei der Häufigkeit der Phänotypenfärbung Hellgelb (Albedo) sowie unterschiedliche Farbvarianten in Wäldern und offenen Habitaten. Eine allgemein zunehmende Häufigkeit gelber Häuschenfarbe wurde jedoch nicht beobachtet", wie es im Forschungsbericht heißt. "Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Schnecken sich eher durch ihr Verhalten bzw. Thermoregulierung an das warme Klima anpassen. Im Gegensatz hierzu zeigte sich ein unerwarteter Rückgang bei der Häufigkeit von Häuschen ohne Mittelband und ein Anstieg bei Häuschen mit Mittelband. Keine dieser evolutionären Veränderungen scheint hingegen direkt das Resultat von Klimaveränderungen zu sein, was auf den Einfluss weiterer selektiver Faktoren hindeutet, möglicherweise von Fressfeinden und Habitatveränderungen, die sich auf das Mikroklima auswirken." "Dies war eine der größten Studien zur Evolution, die es jemals gegeben hat", erklärt Jonathan Silvertown von der Open University im englischen Milton Keynes, der die Idee zu "Evolution MegaLab" hatte. "Durch die Beobachtungen wollten wir der Öffentlichkeit und damit auch Familien und Schulkindern die Möglichkeit geben, an der Forschung teilzunehmen. Sie konnten dadurch selbst erleben, welchen Reiz es hat, etwas zu entdecken. Unerwartete Ergebnisse sind genau das, was Wissenschaft ausmacht", so der Forscher vom Institut für Ökologie an der Open University, und er fährt fort: "Die Ergebnisse zeigen, wie wirksam die Beteiligung der breiten Masse sein kann. Die Daten setzen einen Meilenstein für künftige Evolutionsstudien." Die Open University veranstaltet mehrere wissenschaftliche Mitmach-Projekte, zu denen auch "Evolution MegaLab" gehört. So startete die Universität vor zwei Jahren das globale Tagebuch "Creative Climate", das zeigen sollte, wie Menschen auf den Klimawandel reagieren. Alle Teilnehmenden sind aufgefordert, sich in einem Tagebuch dazu zu äußern, und erste Erfolge sind sichtbar: hunderte Einträge sind bereits aus aller Welt eingegangen. An der Studie beteiligten sich Forscher aus Österreich, Kanada, Estland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Lettland, den Niederlanden, Polen, Portugal, Spanien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich.Weitere Informationen finden Sie unter: Evolution MegaLab: http://evolutionmegalab.org/ The Open University: http://www.open.ac.uk/ PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action

Länder

Österreich, Kanada, Schweiz, Deutschland, Estland, Spanien, Frankreich, Ungarn, Italien, Lettland, Niederlande, Polen, Portugal, Vereinigtes Königreich