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Der Geruch von Lungenkrebs - Spürhunde erschnüffeln ihn

Lässt sich der Geruchssinn von Hunden zur Krebsdiagnose einsetzen? Eine neue Studie aus Deutschland, die jüngst im Fachblatt The European Respiratory Journal vorgestellt wurde, beschreibt den Einsatz von Spürhunden zur relativ zuverlässigen Früherkennung von Lungenkrebs. Es is...

Lässt sich der Geruchssinn von Hunden zur Krebsdiagnose einsetzen? Eine neue Studie aus Deutschland, die jüngst im Fachblatt The European Respiratory Journal vorgestellt wurde, beschreibt den Einsatz von Spürhunden zur relativ zuverlässigen Früherkennung von Lungenkrebs. Es ist die weltweit erste Studie, die sich mit dem Thema beschäftigt. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist Lungenkrebs die zweithäufigste Krebsart in Europa. Weltweit ist sie die häufigste tödliche Krebserkrankung. Statistiken zufolge sterben jährlich mehr als 340.000 Menschen an den Folgen von Lungenkrebs. Nach Meinung der Mediziner ist aber eine frühzeitige Diagnose kaum möglich, da der Erkrankungsbeginn zum Teil asymptomatisch verläuft. Derzeitige Diagnoseverfahren sind häufig unzuverlässig, sodass sich die Forschung jetzt mit der Analyse von Atemproben von Patienten befasst, um die Ergebnisse für künftige Früherkennungstests zu verwenden. Forscher am Klinikum Schillerhöhe in Deutschland erklären, dass bei der neuen Methode flüchtige organische Substanzen (volatile organic compounds, VOC) identifiziert werden, die als Marker für Lungenkrebs dienen. Aber obwohl schon mehrere medizinisch-technische Anwendungen entwickelt wurden, sind die Methoden für klinische Tests ungeeignet, da die Patienten vor dem Test nicht essen oder rauchen dürfen. Die Analyse von Atemproben ist zudem sehr zeitaufwändig und anfällig für Einflüsse von außen (Interferenzen), ein Grund, warum es bislang nicht gelungen ist, lungenkrebsspezifische VOC in der Atemluft nachzuweisen. In der neuen Studie nun wurde untersucht, ob Hunde in der Lage sind, ein VOC in der Atemluft von Patienten zu erschnüffeln. Das Team setzte speziell ausgebildete Hunde für diesen Zweck ein und analysierte Atemproben von Probanden, unter denen sich Lungenkrebspatienten, Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) und gesunde Patienten befanden. Die Frage war, ob die Hunde zuverlässig Lungenkrebs erschnüffeln können. Bei 71 der 100 Lungenkrebs-Atemproben erkannten die Vierbeiner den Lungenkrebs, bei 372 der 400 Atemproben der gesunden Studienteilnehmer stellten die Hunde korrekterweise fest, dass kein Lungenkrebs vorlag. Die Hunde erkannten den Lungenkrebs unabhängig davon, ob die Erkrankten Raucher waren oder COPD-Patienten, berichten die Forscher. Untersucht wurde zudem, ob die Ergebnisse durch Zigarettenrauch verfälscht werden können. Bestätigen ließ sich ein stabiler Marker für Lungenkrebs, der sich nicht von COPD, Zigarettenrauch, Medikamenten oder Essensgerüchen beeinflussen lässt, so die Forscher. Zu den Ergebnissen der Tests erklärt Studienleiter Thorsten Walles vom Klinikum Schillerhöhe: "Im Atem der Lungenkrebs-Patienten gibt es wahrscheinlich andere Chemikalien als im normalen Atem, und der feine Geruchssinn der Hunde kann diesen Unterschied bereits in einem frühen Stadium der Krankheit erkennen. Unsere Ergebnisse bestätigen das Vorhandensein stabiler Marker für Lungenkrebs. Dies ist ein großer Fortschritt bei der Diagnose von Lungenkrebs, wir müssen allerdings die Verbindungen im Atem der Patienten noch genauer identifizieren. Leider können uns die Hunde ja nicht mitteilen, welche biochemische Zusammensetzung der Geruch von Krebs hat!"Weitere Informationen finden Sie unter: The European Respiratory Journal: http://erj.ersjournals.com/

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