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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kennen wir uns nicht? Deutsche Wissenschaftler untersuchen Gesicht- und Spracherkennung

Der Klang einer Stimme, die man einfach nicht einordnen kann, oder der Anblick eines Menschen, von dem man sich sicher ist, dass man ihn schon vorher getroffen hat ... das haben wir alle schon einmal erlebt. Andere zu erkennen ist ein komplexer Prozess und jetzt haben Europäis...

Der Klang einer Stimme, die man einfach nicht einordnen kann, oder der Anblick eines Menschen, von dem man sich sicher ist, dass man ihn schon vorher getroffen hat ... das haben wir alle schon einmal erlebt. Andere zu erkennen ist ein komplexer Prozess und jetzt haben Europäische Forscher entdeckt, dass zwischen den Gehirnarealen, die für die Gesichts- und Spracherkennung zuständig sind, eine direkte strukturelle Verbindung aus Nervenfaserbahnen besteht. Das Team vom Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions-und Neurowissenschaften in Deutschland, geht davon aus, dass dieser Informationsaustausch uns bei der schnellen Erkennung bekannter Personen in verschiedenen Situationen hilft. Unter Wissenschaftlern ist man sich noch nicht einig, was genau im Gehirn passiert, wenn wir ein bekanntes Gesicht sehen oder eine Stimme erkennen. Allgemein akzeptiert ist die Theorie, dass Gesicht- und Spracherkennung separate Prozesse sind, die nur auf einer höheren Verarbeitungsebene zusammengeführt werden. Allerdings konnten diese neuen Erkenntnisse diese etablierte Theorie infrage stellen. Aufbauend auf früheren Forschungen der Studienleiterin Katharina von Kriegstein, in denen nachgewiesen wurde, dass bestimmte Gebiete des Gehirns, die für die Gesichtserkennung verantwortlich sind, auch aktiv werden, wenn wir eine bekannte Stimme hören, konnte das Team zeigen, dass eine strukturelle Verbindung zwischen Arealen der Stimm- und der Gesichtserkennung besteht. "Wir gehen inzwischen davon aus, dass Areale im Gehirn, die in Stimm- und Gesichtserkennung involviert sind, direkt miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen", sagt Helen Blank, Mitglied der Forschungsgruppe, die an dieser neuen Studie zum Thema gearbeitet hat. Die Forscher setzten diffusionsgewichtete Magnetresonanztomografie ein, ein Verfahren, mit dem sich der Verlauf von Nervenfaserverbindungen im Gehirn rekonstruieren lässt, wenn es mit der mathematischen Modellierungstechnik der Traktografie kombiniert wird. Die für Sprach-und Gesichtserkennung zuständigen Areale wurden bei den Probanden lokalisiert, indem die Reaktionen des Gehirns auf verschiedene Stimmen und Gesichter mittels Magnetresonanztomographie gemessen wurden. Helen Blank erklärt, wie das Team eine direkte Verbindung der Nervenfaserbahnen zwischen den Bereichen der Stimm- und der Gesichtserkennung entdeckt hat: "Besonders interessant ist, dass das Gesichtserkennungsareal stärker mit den Arealen für Stimmerkennung verbunden zu sein scheint, die Stimmen identifizieren können. Und das, obwohl diese weiter entfernt liegen als Areale, die akustische Information von Stimmen auf einer eher allgemeineren Ebene verarbeiten." Dies bedeutet, dass in unserem Gehirn diese Verbindung in unserem täglichen Leben zum Beispiel dazu genutzt wird, um das Gesicht unseres Gesprächspartners zu visualisieren, wenn wir am Telefon sprechen. Das Max-Plank-Team will nun die Feinheiten dieses Informationsaustauschs zwischen den für das Gesicht und die Stimme zuständigen "Abteilungen" des Gehirns untersuchen. Pläne sind bereits unterwegs, um diese Frage in einer kommenden Studie zu erforschen. Diese neuen Einblicke in Funktion des Gehirns könnten zu Innovationen in der Computer-Technologie führen und die Personenerkennung von Maschinen verbessern. Das Team unterstreicht auch, dass ein detaillierteres Verständnis davon, wie das Gehirn grundlegende Aufgaben wie Personenerkennung verarbeitet, auch für die Medizin nützlich sein wird. "Der Fund ist unter anderem interessant für die Erforschung neurologischer Besonderheiten wie Prosopagnosie und Phonagnosie, bei denen es Menschen nicht gelingt, andere Personen an ihrem Gesicht oder an ihrer Stimme zu erkennen", so Helen Blank.Weitere Informationen finden Sie unter: Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions-und Neurowissenschaften: http://www.cbs.mpg.de/index.html

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Deutschland