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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Forscher entdecken zwei Arten von Gehirntumoren bei Kindern

Ein internationales Forscherteam identifizierte Ependymome als zweithäufigste Form von bösartigen Hirntumoren im Kindesalter, und zwar in der bislang größten molekularbiologischen Analyse des Kleinhirn-Ependymoms. Veröffentlicht im Fachblatt Cancer Cell enthüllt die Studie, da...

Ein internationales Forscherteam identifizierte Ependymome als zweithäufigste Form von bösartigen Hirntumoren im Kindesalter, und zwar in der bislang größten molekularbiologischen Analyse des Kleinhirn-Ependymoms. Veröffentlicht im Fachblatt Cancer Cell enthüllt die Studie, dass sich die Kleinhirn-Ependymome anhand ihrer Erbgut-Anomalien in zwei Typen unterteilen lassen: Ependymome vom Typ A und vom Typ B. Typ A hat eine ungünstige, Gruppe B hingegen eine eher positive Prognose. Ependymome entwickeln sich aus Vorläuferzellen der Gewebeschicht, die die Hirnkammern auskleidet. Die Erfolge einer Therapie des Ependymoms variieren stark: Während bei einigen Patienten das Tumorwachstum nach Operation und Bestrahlung zum Stillstand kommt, nimmt die Erkrankung bei anderen Kindern rasch einen schweren Verlauf. Bei etwa der Hälfte der Erkrankten wächst der Tumor weiter und die Patienten erliegen oft ihrem Leiden. "Vor allem die Patienten mit schwerem Verlauf benötigen dringend bessere Therapien", sagt Dr. Stefan Pfister, der im Deutschen Krebsforschungszentrum und im Universitätsklinikum Heidelberg mit Forschern aus Kanada, den Vereinigten Staaten, Russland, Polen und Italien forscht. Die Wissenschaftler untersuchten in insgesamt 583 Gewebeproben von Kleinhirn-Ependymomen das Tumorerbgut auf die Aktivität einzelner Gene und auf Verluste bzw. Vervielfältigungen ganzer DNA-Abschnitte. Zwei Gruppen dieser Tumoren wurden zunächst unabhängig voneinander analysiert und die Ergebnisse anschließend an den Gewebeproben einer dritten Gruppe überprüft. Durch diese Vorgehensweise erreichten die Forscher besonders aussagekräftige Ergebnisse. Typ-A-Tumoren weisen verhältnismäßig wenige Verluste oder Zugewinne von Genabschnitten auf, allerdings sind sehr viele Gene aktiviert, die in wichtigen Krebssignalwegen eine Rolle spielen. Erkrankungen des Typs A metastasieren häufig, woran zahlreiche Patienten schließlich versterben. Erkrankungen des Typs B dagegen haben eine günstigere Prognose, obwohl das Genom dieser Krebszellen sehr instabil ist. Typische Kennzeichen sind hier Zugewinne großer Abschnitte der Chromosomen 9, 15 und 18 sowie Verluste der Chromosomen 6 und 22. "Die genetischen Unterschiede zwischen den beiden Typen sind so ausgeprägt, dass man von zwei verschiedenen Erkrankungen sprechen muss, die möglicherweise sogar aus verschiedenen Ursprungszellen hervorgehen", sagt Stefan Pfister. Die Heidelberger Forscher werden nun vor allem die Typ-A-Ependymome näher analysieren, um herauszufinden, welche der genetischen Veränderungen die sogenannte "driver mutation" darstellt, die die Krebsentstehung verursacht. So wollen sie mögliche Ansatzpunkte für bessere Medikamente identifizieren, mit denen sie gezielt insbesondere gegen Typ-A-Ependymome vorgehen können. Für einige der Signalwege, die in Typ-A-Tumoren überaktiv sind, wurden bereits zielgerichtete Medikamente entwickelt, die derzeit in klinischen Studien bei anderen Krebsarten geprüft werden. Möglicherweise kommen einige dieser Wirkstoffe auch als Behandlungsoptionen beim Ependymom in Frage.Weitere Informationen finden Sie unter: Cancer Cell: http://www.cell.com/cancer-cell/ Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): http://www.dkfz.de/

Länder

Kanada, Deutschland, Italien, Polen, Russland, Vereinigte Staaten

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