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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Keine Gleichberechtigung: Zigaretten schaden Frauen mehr als Männern

Frauen leiden mehr unter den durch das Rauchen von Zigaretten verursachten arteriellen Schäden als Männer - so lauten neueste Ergebnisse EU-finanzierter Forschung. Die Höhe des Tabakkonsums während der Lebenszeit eines Menschen korreliert sowohl bei Männern als auch bei Frauen...

Frauen leiden mehr unter den durch das Rauchen von Zigaretten verursachten arteriellen Schäden als Männer - so lauten neueste Ergebnisse EU-finanzierter Forschung. Die Höhe des Tabakkonsums während der Lebenszeit eines Menschen korreliert sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit der Wanddicke der Karotisarterie, aber der Effekt wirkt sich bei Frauen gleich doppelt aus. Dieser Zusammenhang ist Ergebnis des IMPROVE-Projekts ("Carotid intima media thickness (IMT) and IMT-progression as predictors of vascular events in a high risk population"), einer groß angelegten epidemiologischen Studie, die 2,5 Millionen EUR Finanzmittel im Rahmen des Themenbereichs "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" (LIFE QUALITY) des Fünften EU-Rahmenprogramms (RP5) erhielt. Wie die Europäische Gesellschaft für Kardiologie kürzlich berichtete, untersuchten die Forscher fast 3 600 Personen (1 694 Männer und 1 893 Frauen) aus Frankreich, Italien, den Niederlanden, Finnland und Schweden. Sie setzten hochmoderne Ultraschalltechnik ein, um vorhandene Wandverdickungen und Plaques in den Karotiden, den Arterien, die Kopf und Hals mit sauerstoffreichem Blut versorgen, auszumessen. Neben der Entdeckung, dass Frauen mehr von der Höhe des mit der Dicke der Wände der Arteria Carotis in Beziehung stehenden Tabakkonsums betroffen sind, wirkt sich die Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag im Laufe der Zeit bei Frauen auch noch fünfmal stärker als bei Männern auf das Fortschreiten der Arteriosklerose aus. Diese Zusammenhänge seien allerdings unabhängig von anderen, die Krankheit beeinflussenden Faktoren wie Blutdruck, Cholesterinspiegel, Übergewicht, Alter und sozialer Schicht. In einem Kommentar zu den Ergebnissen der Studie betont Professorin Elena Tremoli vom Institut für Pharmakologische Wissenschaften an der Universität Mailand in Italien und wissenschaftliche Direktorin des Monzino-Herzzentrums in Mailand: "Das ist vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass in den letzten Jahren durchgeführte Aufklärungskampagnen weniger erfolgreich bei der Verringerung der Zahl der Raucherinnen als der Raucher waren, besonders relevant." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt dazu mit, dass trotz des Fakts, dass in der Mehrzahl der europäischen Länder ein erheblicher Rückgang der Anzahl der männlichen Raucher - auch in Italien und Finnland - zu verzeichnen war, innerhalb eines 30-Jahres-Zeitraums die Zahl der Raucherinnen relativ konstant geblieben ist. Wie die Daten zeigen, hat sich die Anzahl in Spanien und Frankreich sogar erhöht. "Die Gründe für die stärkeren Auswirkungen von Tabakrauch auf die Arterien bei Frauen sind noch unbekannt", sagt Projektleiterin Professorin Tremoli, "aber einige Hinweise liefert uns das komplexe Zusammenspiel von Rauch, Entzündungen und Arteriosklerose." Ganz abgesehen vom Rauchen konnten die Forscher auch zeigen, auf welche Weise andere Faktoren unterschiedliche Wirkungen auf die Arterien beider Geschlechter haben: Ein solcher Faktor ist zum Beispiel die Bildung. Die Ergebnisse offenbaren Interessantes: Bei nichtstudierten Männern fand man gegenüber Studierten stärkere Verdickungen der Arterienwände - dieser Zusammenhang galt allerdings nicht in gleicher Weise für die Frauen. Außerdem gibt es unter den Frauen einen größeren Anteil von Probanden, die vor den schädlichen Effekten der systemischen Inflammation geschützt sind. Die IMPROVE-Studie stellte fest, dass die Verknüpfung zwischen Arterienwandverdickung und der Höhe der Werte an C-reaktivem Protein (CRP) und weißen Blutkörperchen (WBK) wichtig ist. Die beiden Indizes für Entzündungen sind bei Männern sehr stark, aber bei Frauen nicht existent. "Wichtig ist jedoch zu wissen, dass Frauen, wenn sie rauchen, ihren Schutz vor den schädlichen Wirkungen von Entzündungen verlieren", so die italienische Forscherin. "Insbesondere dann, wenn wir den weiblichen Anteil der Bevölkerung nach Rauchgewohnheiten sortieren, sehen wir, dass in der Gruppe der rauchenden Frauen, insbesondere bei starken Raucherinnen, das Verhältnis zwischen CRP und Aderwandverdickung ähnlich wie bei den Männern ausfällt." "Wir alle meinen zu wissen, dass Frauen 'von Natur aus' - insbesondere vor der Menopause- vor kardiovaskulären Erkrankungen geschützt sind, und dies hat dazu geführt, dass Ärzte und Forscher dieser Krankheit bei Frauen weniger Aufmerksamkeit widmen. Und auch die Frauen selber neigen dazu anzunehmen, dass sie weniger anfällig für die Schäden durch kardiovaskuläre Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck und Cholesterin, eine an gesättigten Fetten reiche Ernährung und letztendlich Tabakrauch sind. Unsere Resultate beweisen allerdings, dass das zumindest für den letztgenannten Faktor einfach nicht stimmt." IMPROVE endete bereits 2007 und das Thema Geschlechterdifferenzen und Rauchen war kein primäres Ziel dieser Studie. Dennoch ist diese jüngste Studie ein gutes Beispiel dafür, auf welche Weise sich nur drei bis fünf Jahren nach Projektabschluss wichtige Ergebnisse und interessante Daten aus wissenschaftlichen Studien ergeben und wie viele Forscher ihre Ergebnisse weiterverfolgen und weiterhin veröffentlichen - noch weit über das offizielle Ende des Projekts hinaus. Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Gesellschaft für Kardiologie: http://www.escardio.org/Pages/index.aspx Das IMPROVE-Factsheet auf CORDIS finden Sie unter: https://cordis.europa.eu/project/id/QLG1-CT-2002-00896/de

Länder

Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden

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