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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Protestantische Arbeitsethik Grund für stärkere Volkswirtschaften in Nordeuropa

Ein europäisches Forscherteam unter der Leitung der Universität Warwick im Vereinigten Königreich stellt die These auf, dass die "protestantische Arbeitsethik", die im 19. Jahrhundert aufkam, die Volkswirtschaften Nordeuropas im Vergleich zu den südlicheren Nachbarn angetriebe...

Ein europäisches Forscherteam unter der Leitung der Universität Warwick im Vereinigten Königreich stellt die These auf, dass die "protestantische Arbeitsethik", die im 19. Jahrhundert aufkam, die Volkswirtschaften Nordeuropas im Vergleich zu den südlicheren Nachbarn angetrieben haben könnte. Die Studie wird in zwei Artikeln in den Fachzeitschriften Quarterly Journal of Economics und the Scandinavian Journal of Economics präsentiert. Leitautor Dr. Sascha Becker und stellvertretender Leiter des Centre for Competitive Advantage in the Global Economy (CAGE) der Universität Warwick, sammelte Daten, um festzustellen, ob Max Webers Theorie zur protestantischen Arbeitsethik - harte Arbeit sei eine Glaubenspflicht - dazu beigetragen habe zu verstehen, wie sich protestantische Gebiete im Vergleich zu katholischen Gebieten entwickelt haben. In Zusammenarbeit mit seinen Kollegen verwendete Dr. Becker Daten aus dem Preußen des 19. Jahrhunderts und untersuchte 450 Grafschaften. Aus den Daten geht hervor, dass die protestantischen Gebiete einen höheren Bildungsstand hatten und dass die Arbeitskräfte hauptsächlich auf Dienstleistungsbereiche und den Produktionssektor verteilt waren und weniger auf den landwirtschaftlichen Bereich. Die Daten weisen auch auf eine größere Einkommensschere zwischen protestantischen und katholischen Gebieten hin. "Wir haben uns mit Preußen des 19. Jh befasst, weil dies auch die Gesellschaft war, in die Max Weber hineingeboren wurde", so Dr. Becker. "Religiosität durchdrang die Gesellschaft zu jener Zeit sehr viel stärker. Religion war wahrscheinlich die wichtigste Triebfeder hinter Bildungsunterschieden. Protestanten wurden stärker zum Schulbesuch und zum Bibelstudium angeregt und dieses höhere Bildungsniveau hat sich dann auch in einem höheren Einkommen im Vergleich zu den katholischen Nachbarn bemerkbar gemacht." Weil die Reformatoren bereits im 16. Jahrhundert Pläne verfolgten, Schulen in allen Pfarren der protestantischen Gebiete einzurichten, hatten die Protestanten einen Bildungsvorsprung vor den Katholiken. Den Forschern zufolge konnten die Katholiken diese Lücke erst 100 Jahre später schließen. "Erst Jahrhunderte später, mit Einführung der Schulpflicht, gelang den Katholiken die Annäherung an die Protestanten", so Dr. Becker. "Aber auch heute, bei Betrachtung von Daten aus dem Jahr 2000 in Deutschland, können wir feststellen, dass Protestanten einen höheren Bildungsstand haben oder über mehr Bildung verfügen als Katholiken. Die Wahrscheinlichkeit eines Studiums und sein Abschluss ist auch höher." Die Ergebnisse zeigten auch, dass Frauen aus protestantischen Gebieten befreiter waren, da Jungen und Mädchen gemeinsam die Schule besuchten. Dr. Becker: "Es besteht auch hier ein Bildungsvorteil, weil Mädchen und Jungen bereits in den frühen Jahren der Reformationszeit gemeinsam zur Schule geschickt wurden. Der Protestantismus scheint eine erste Triebfeder der Emanzipation gewesen zu sein. Die Reihenfolge scheint so auszusehen: protestantische Männer, protestantische Frauen, katholische Männer und dann ganz weit hinten, katholische Frauen. Es ist erstaunlich, dass auch heutzutage in skandinavischen Ländern die meisten Frauen arbeiten, wogegen es in Italien immer noch Tradition ist, dass Frauen zu Hause bleiben und die Kinder erziehen." Die Studie sei, so Dr. Becker, vor allem wegen der derzeitigen Schuldenkrise in Europa interessant. "Es ist bemerkenswert, dass die Länder Nordeuropas ihre Finanzen im Griff zu haben scheinen, während in südlichen Ländern Europas, wie Spanien und Italien, alles aus dem Lot zu laufen scheint. Ich würde jetzt nicht sagen, dass dies auf die Religion zurückzuführen ist, doch sicherlich spielt sie eine Rolle bei der Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaften. Es herrscht ein Nord-Südgefälle und ein allgemeines Gefühl in Nordeuropa, dass die Nordeuropäer nicht für ihre überschuldeten südlichen Nachbarn den Kopf hinhalten müssen."Weitere Informationen finden Sie unter: University of Warwick: http://www2.warwick.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) Quarterly Journal of Economics: http://qje.oxfordjournals.org/(öffnet in neuem Fenster) Scandinavian Journal of Economics: http://www.wiley.com/bw/journal.asp?ref=0347-0520(öffnet in neuem Fenster)

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