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Depressive hassen andere weniger, so eine neue EU-finanzierte Studie

Eine neue EU-finanzierte Studie belegt, dass Menschen, die zu Depressionen neigen, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit Hass empfinden, da ihre Krankheit Teile des Gehirns beeinträchtigt, die für die Steuerung dieses Gefühls zuständig sind. In einem Artikel in der Fachzei...

Eine neue EU-finanzierte Studie belegt, dass Menschen, die zu Depressionen neigen, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit Hass empfinden, da ihre Krankheit Teile des Gehirns beeinträchtigt, die für die Steuerung dieses Gefühls zuständig sind. In einem Artikel in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry beschreiben die Forscher aus China und dem Vereinigten Königreich, wie das Gehirn bei Patienten mit Depressionen seinen 'Hass-Schaltkreis' häufig ausschaltet, so dass er schlicht nicht die richtigen Punkte miteinander verbindet und die Hassreaktion ausbleibt. Mit Hilfe von Kernspintomographen (MRT) zur Messung der Gehirnaktivität bei depressiven und gesunden Menschen entdeckte das Team zwischen den beiden Gruppen erhebliche Unterschiede im Gehirnschaltkreis. 39 depressive Personen - 23 Frauen und 16 Männer - sowie 37 nicht-depressive Kontrollpersonen - 14 Frauen und 23 Männer - wurden für diese Studie analysiert, das Mittel aus dem Projekt BION ("'Synthetic pathways to bio-inspired information processing") erhielt. BION wird teilweise unter dem Themenbereich "Informations- und Kommunikationstechnologien" (IKT) des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) mit 1,3 Mio. EUR finanziert. Einer der Autoren der Studie von der Abteilung für Informatik der Universität Warwick, Professor Jianfeng Feng, erklärt: "Die Ergebnisse sind eindeutig, doch auf den ersten Blick auch verwirrend, da wir wissen, dass Depressionen häufig mit Selbstverachtung einhergehen und es keine offensichtlichen Hinweise dafür gibt, dass depressive Personen andere seltener hassen. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Ausschaltung dieses Hass-Schaltkreises etwas mit einer beeinträchtigen Fähigkeit zu tun hat, soziale oder andere Situationen zu steuern bzw. aus ihnen zu lernen, die Gefühle von Hass gegen sich selbst oder andere hervorrufen. Dies könnte zu einer Unfähigkeit des angemessenen Umgangs mit Hassgefühlen führen, sowie zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit sowohl unkontrollierter Selbstverachtung, als auch Meidung sozialer Interaktionen. Das könnte eine neurologische Indikation dafür sein, dass es normaler ist, einen Anlass zu haben, andere zu hassen, als uns selbst." Der Hass-Schaltkreis wurde im Jahre 2008 erstmals definiert und klar identifiziert, als Professor Semir Zeki von der University College London herausfand, dass ein Schaltkreis drei Regionen im Gehirn miteinander verbindet - Gyrus frontalis superior, Insula und Putamen - , wenn den Testpersonen Bildern von Personen gezeigt wurden, die sie hassten. Bei 92% der depressiven Testpersonen in dieser neuen Studie war dieser Hass-Schaltkreis wahrscheinlich unterbrochen. Diese depressiven Personen schienen auch weitere erhebliche Störungen der Schaltkreise im Gehirn vorzuweisen, die mit Risiko und Handlung, Belohnung und Emotion sowie Aufmerksamkeit und Erinnerungsverarbeitung zusammenhängen. Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 121 Millionen Menschen auf der ganzen Welt von Depressionen betroffen, die somit eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit darstellen. Weniger als 25% der Betroffenen haben Zugang zu einer angemessenen Behandlung. Die WHO beschreibt die Krankheit als häufige psychische Störung, die mit Traurigkeit, Verlust des Interesses bzw. des Vergnügens, Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsmangel einhergehen. Diese Probleme können chronisch oder wiederkehrend sein und können dazu führen, dass der Betroffene seinen Alltag nicht mehr bewältigen kann. Im schlimmsten Fall kann eine Depression zu Selbstmord führen - jedes Jahr kostet diese Krankheit rund 850.000 Menschen das Leben. Ziel des BION-Projekts ist die Verwendung von neuroanatomischen und neurophysiologischen Daten als Leitfaden für die Schaffung deterministischer und komplexer selbstorganisierter Netzwerke aus polymeren nichtlinearen Elementen mit adaptiven Eigenschaften. Hauptziel ist die Realisierung einer neuen Technologie für die Produktion funktionaler molekularer Strukturen, die fortgeschrittene Aufgaben wie Lernen und Entscheidungsfindung durchführen und bis in den Nanobereich genau individuell angepasst werden können.Weitere Informationen finden Sie unter: The University of Warwick: http://www2.warwick.ac.uk/

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