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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Studie legt nahe: Chemotherapie während der Schwangerschaft ohne Auswirkungen auf Foetus

Frauen, die während ihrer Schwangerschaft eine Chemotherapie erhalten, brauchen sich jüngsten europäischen Forschungsarbeiten zufolge keine Sorgen darum machen, dass die Behandlung negative Folgen für ihre Babys hat. Wissenschaftler in Belgien, der Tschechischen Republik und d...

Frauen, die während ihrer Schwangerschaft eine Chemotherapie erhalten, brauchen sich jüngsten europäischen Forschungsarbeiten zufolge keine Sorgen darum machen, dass die Behandlung negative Folgen für ihre Babys hat. Wissenschaftler in Belgien, der Tschechischen Republik und den Niederlanden haben herausgefunden, dass die Entwicklung von Gehirn- und Herzfunktion der Babys unbeeinträchtigt bleibt. Die Ergebnisse der Studie wurden auf dem European Multidisciplinary Cancer Congress vorgestellt, der kürzlich in Stockholm, Schweden, stattfand. "So weit wir wissen, ist es das erste Mal, dass Kinder im Alter von 18 Monaten und älter nach einer Chemotherapie in der Schwangerschaft untersucht wurden", sagt Professor Frederic Amant von der Universitätsklinik Löwen in Belgien, "und die Nachrichten in Bezug auf die Auswirkungen der Chemotherapie auf die kognitive und Herzentwicklung sind beruhigend." Des weiteren stellte er fest, dass 47 der 70 Kinder aus 68 Schwangerschaften Frühgeburten waren und die Frühgeburt und nicht die Chemotherapie die Ursache für eine Beeinträchtigung der kognitive Entwicklung der Kinder war. In Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Tschechischen Republik und den Niederlanden begann Professor Amant damit, 2005 Kinder für die Studie zu gewinnen. Die zwischen 1991 und 2004 sowie 2005 und 2010 geborenen Kinder waren im Alter von 18 Monaten bis 18 Jahren. Das Team untersuchte die Kinder bei ihrer Geburt und dann wieder im Alter von 18 Monaten, 5 bis 6 Jahren, 8 bis 9 Jahren, 11 bis 12 Jahren, 15 bis 16 Jahren und 18 Jahren. Die Wissenschaftler beobachten des weiteren die Gesundheit der Kinder über einen Zeitraum von 2 Jahren. Außerdem wurden einige Kinder auch bis zu 18 Jahre lang überwacht. Während ihrer Schwangerschaft erhielten 68 an verschiedenen Krebsarten erkrankte Frauen eine Chemotherapie, wobei Behandlung entweder nur die Chemotherapie umfasste oder in Verbindung mit Bestrahlung und/oder einem operativen Eingriff erfolgte. Brustkrebs war mit 35 betroffenen Frauen am häufigsten vertreten, gefolgt von Blutkrebs wie zum Beispiel Leukämie und Lymphome (18 Frauen), Eierstockkrebs (6 Frauen), Gebärmutterhalskrebs (4 Frauen) und anderen wie Hirnkrebs, Hautkrebs, Kolorektalkrebs, Nasen-Rachenraum-Karzinom und Ewing-Sarkom (Knochen- oder Weichteilkrebs). Das Team trug Informationen über die Behandlung und Krankengeschichte der Mütter zusammen. Später bewerteten die Forscher den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder sowie ihre schulischen Leistungen und ggf. ihre sportlichen Aktivitäten. Außerdem wurde die soziale Situation der Familie berücksichtigt. Die Forscher beurteilten die Gehirnentwicklung der Kinder, indem sie insbesondere Intelligenz, verbale und nonverbale Gedächtnisleistung, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Ausführungsfunktionen (d. h. wie gut die Kinder andere Fähigkeiten und Verhaltensweisen kontrollieren und steuern konnten) betrachteten. Die Eltern wurden gebeten, einen Fragebogen zu emotionalen und Verhaltensstörungen der Kinder auszufüllen. "Unsere bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass die Kinder, die vor ihrer Geburt einer Chemotherapie ausgesetzt werden, mit den Kindern aus der Allgemeinbevölkerung gleich auf sind und dass die Behandlung keinen Einfluss auf ihre geistige Entwicklung oder die Herzfunktion der Kinder hatte, die wir im Durchschnitt 22 Monate lang beobachteten", sagt Professor Amant. "Wir glauben, dass wir anhand dieser Ergebnisse Empfehlungen für eine Chemotherapie während der Schwangerschaft geben können: Schwangere Frauen mit Krebs müssen weder ihre Krebsbehandlung aufschieben noch ihre Schwangerschaft abbrechen. Die Vorteile einer Chemotherapie der Mütter überwiegen etwaige Langzeitschäden bei den Kindern." Er weist jedoch darauf hin, dass alles dafür getan werden sollte, dass das Baby bis zum Geburtstermin, mindestens jedoch 37 Wochen, ausgetragen werden sollte, da die Kinder den Ergebnissen zufolge mehr unter einer Frühgeburt als einer Chemotherapie während der Schwangerschaft leiden. "Bei schwangeren Frauen, die eine Chemotherapie erhalten, wird die Geburt häufig eingeleitet, sobald der Fötus überlebensfähig ist, [obwohl er] noch nicht vollständig entwickelt ist", sagt der belgische Forscher. "Unseren Ergebnissen zufolge sollte das vermieden werden." Bezüglich zukünftiger Pläne sage Professor Amant: "Zu diesem Zeitpunkt kennen wir noch nicht die vollständigen, langfristigen Konsequenzen einer Chemotherapie während der Schwangerschaft, einschließlich der Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Kinder und die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst später an Krebs erkranken. Aus diesem Grund setzen wir unsere internationale Zusammenarbeit fort, um weitere Kinder über einen längeren Zeitraum zu beobachten."Weitere Informationen finden Sie unter: Universitätskliniken Leuven: http://www.uzleuven.be/en Europäische Krebsorganisation: http://www.ecco-org.eu/

Länder

Belgien, Niederlande

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