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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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"Knabenmagazine" verwenden dieselbe Rhetorik wie Sexualstraftäter, so Forscher

Sogenannte "Lads' mags", Magazine, die sich speziell an junge heterosexuelle Männer richten, sind seit langem umstritten; ihre Darstellung von Frauen steht oft im Zentrum von Diskussionen, die von vielen Seiten Bedenken aufwerfen. Jetzt haben Forscher aus dem Vereinigten Kön...

Sogenannte "Lads' mags", Magazine, die sich speziell an junge heterosexuelle Männer richten, sind seit langem umstritten; ihre Darstellung von Frauen steht oft im Zentrum von Diskussionen, die von vielen Seiten Bedenken aufwerfen. Jetzt haben Forscher aus dem Vereinigten Königreich eine Studie durchgeführt, die diese Bedenken bestätigt. Sie zeigt, dass die Sprache in diesen Magazinen dieselben sprachlichen Merkmale besitzt wie die Sprache von Sexualstraftätern und zur Vergegenständlichung von Frauen beiträgt. Obwohl bereits viele Arbeiten zur Wirkung dieser Magazine auf Kinder durchgeführt wurden, und diese in vielen Geschäften im "obersten Regal" verschwinden, wurde bisher nur wenig Aufmerksamkeit auf die Frage gerichtet, wie die Botschaften in diesen Magazinen auf ihre Zielgruppe sowie auf Frauen selbst wirken - dem Hauptthema dieser Zeitschriften. Die leitende Wissenschaftlerin Dr. Miranda Horvath von der Middlesex University erklärt: "Eine großer Teil der Debatte um die Regulierung der Jungensmagazine hat mit der Frage zu tun, wie diese auf Kinder wirken, doch nur wenig wurde bisher dazu gesagt, welchen Einfluss diese auf die Zielgruppe der jungen Männer und auf die Frauen haben, mit denen diese umgehen." Das Team, bestehend aus Forschern von den Universitäten Middlesex und Surrey, präsentierten ihren Studiensubjekten die Beschreibungen von Frauen aus den vier Jungensmagazinen mit der höchsten Auflage im Vereinigten Königreich und Kommentare über Frauen, die von verurteilten Vergewaltiger gemacht worden waren. Die meisten, die an der Studie teilnahmen, konnten nicht zwischen den Zitaten aus den Magazinen und den Zitaten der verurteilten Vergewaltiger unterscheiden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sexismus und die Vergegenständlichung von Frauen als normal hingenommen werden, wenn sie in populären Zeitschriften verbreitet werden. Und das ist beunruhigend. Die im British Journal of Psychology veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass von den Männern, die an der Studie teilnahmen, eine zufällige Stichprobe von 96 Personen im Alter zwischen 18 und 46 sich stärker mit den Kommentaren von Vergewaltigern identifizierten als mit den Zitaten aus den Jungensmagazinen. Die Forscher baten auch eine eigene Gruppe von Frauen und Männern zwischen 19 und 30 Jahren, die Zitate im Hinblick auf ihre Abfälligkeit zu ordnen und die Quelle der Zitate zu ermitteln. Sowohl Männer als auch Frauen bewerteten die Zitate aus den Jungensmagazinen als abfälliger, aber im Allgemeinen taten sie sich schwer, genau zu bestimmen, aus welcher Gruppe die Zitate stammen. Dr. Horvath kommentiert: "Wir waren überrascht, dass die Teilnehmer sich mehr mit den Zitaten der Vergewaltiger identifizierten und wir sind besorgt, dass die Legitimationsstrategien, die Vergewaltiger einsetzen, wenn sie über Frauen reden, diesen jungen Männern vertrauter sind als wir erwartet hatten. Diese Zeitschriften unterstützen die Legitimierung von sexistischen Einstellungen und Verhaltensweisen und müssen mehr Verantwortung im Hinblick auf ihre Darstellung von Frauen, sowohl in Worten als auch in Bildern, zeigen. Sie geben den Anschein, dass Sexismus akzeptabel und normal ist - obwohl er in Wirklichkeit verwerflich und in Frage zu stellen ist. Vergewaltiger versuchen, ihre Handlungen zu rechtfertigen, indem sie behaupten, dass Frauen Männer verführen oder Sex wollen, auch wenn sie nein sagen. Es ist eindeutig etwas falsch, wenn man den Eindruck erhält, dass die in Jungensmagazinen verwendete Sprache auch von einem verurteilten Vergewaltiger stammen könnte." Ein weiterer Autor der Studie, Dr. Peter Hegarty von der Universität Surrey, sagt: "Es ist ein grundlegendes Anliegen, dass die Inhalte solcher Zeitschriften die Behandlung von Frauen als sexuelle Objekte normalisiert. Wir sind keine Spielverderber oder prüde, zu denken, dass es keine sexuellen Informationen und Medien für junge Leute geben sollte. Aber sind Teenager und junge Männer auf Liebe und Sex gut vorbereitet, wenn sie Ansichten über Frauen für normal halten, die beunruhigenderweise den Ansichten nahe stehen, die sich in der Sprache von Sexualstraftäter wiederfinden?" Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Sexualkunde für junge Menschen, sodass sie nicht auf das schiefe und glänzende Bild von Sex zurückgreifen müssen, das von den Redakteuren der Jungensmagazine geschaffen wird. Die Studie ist ein Warnruf an die Industrie, verantwortlich zu handeln und mit ihrer Handlungsweise aufzuräumen. Anna van Heeswijk, Kampagnen-Manager für OBJECT, eine Menschenrechtsbewegung, die gegen die Vergegenständlichung von Frauen kämpft, legt nahe, dass unter dem derzeitigen Klima der Pressekontrolle im Vereinigten Königreich, dies genau der richtige Moment war. Sie erklärt: "Wenn wir das Ende der Diskriminierung und der Gewalt gegen Frauen und Mädchen tatsächlich wollen, müssen wir uns den damit verbundenen Einstellungen und Verhaltensweisen stellen. Dies bedeutet, sich mit den Publikationen auseinandersetzen, die mit diesen hausieren gehen. Die Leveson Umfrage befasst sich derzeit mit Kultur und Ethik in der Presse. Diese beunruhigenden Ergebnisse belegen eindeutig, dass die Darstellung von Frauen in den Zuständigkeitsbereich dieser Untersuchung einbezogen werden muss. Jetzt ist Zeit zum Handeln."Weitere Informationen finden Sie unter: British Psychological Society (BPS): http://www.bps.org.uk/

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