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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Neue Eisbohrkerne aus den osteuropäischen Alpen-Gletschern zur Rekonstruktion der Umweltvergangenheit

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat jetzt mit der Analyse der ersten Eisbohrkerne begonnen, die aus einem Gletscher in den östlichen Alpen entnommen wurden. Die Kerne stammen von einem Gletscher hoch auf dem Ortler, einem 3 905-Meter-Gipfel im Nordosten Italien...

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat jetzt mit der Analyse der ersten Eisbohrkerne begonnen, die aus einem Gletscher in den östlichen Alpen entnommen wurden. Die Kerne stammen von einem Gletscher hoch auf dem Ortler, einem 3 905-Meter-Gipfel im Nordosten Italiens. Drei Kerne sind 75 m lang und der vierte 60 Meter. Die Forscher stammen aus Österreich, Italien, Russland und den Vereinigten Staaten und sie hoffen, dass es ihnen gelingen wird, die vergangenen Klima- und Umweltveränderungen in der Region für mehre Jahrhunderte aufzuzeichnen. Wenn die Wissenschaftler Glück haben, könnten diese Eisbohrkerne auch Geheimnisse preisgeben, die 1000 Jahre zurückliegen. Das Team hofft auch, dass sich in den Kernen auch Spuren früherer menschlicher Aktivitäten in der Region befinden, etwa atmosphärische Nebenprodukte bei der Verhüttung von Metallen. Die analysierten Eisbohrkerne sind signifikant. Wissenschaftler hatten bisher angenommen, dass Gletscher in einer zu niedrigen Höhe liegen, um Eis zu enthalten, das kalt genug ist, um eine klare Klimabilanz zu bewahren. Während aus dem oberen Drittel der Kerne hervorging, dass Schmelzwasser nach unten versickert war, enthielten die restlichen zwei Drittel der Kerne unverändertes Eis, aus dem das Forschungsteam eine Klimageschichte ableiten konnte. Bei diesem Projekt werden auch zum ersten Mal Eisbohrkerne aus der östlichen Seite der Alpen analysiert, wodurch ein klareres Bild des Klimawandels in dieser Ecke Europas gezeichnet wird. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Sommertemperaturen in Höhenlagen in der Region in den letzten 3 Jahrzehnten um bis zu 2 Grad Celsius gestiegen sind. Trotz der Schmelze in den oberen Teilen der Bohrkerne hoffen die Forscher Hinweise zu finden, die in den 1980er Jahren beginnen und mehrere Jahrhunderte zurückgehen. "Dieser Gletscher verändert sich bereits von oben nach unten und diese Veränderung ist irreversibel", erklärt Expeditionsleiter Paolo Gabrielli von der Ohio University in den Vereinigten Staaten. "Er verändert sich von einem 'kalten' Gletscher, wo das Eis stabil ist, zu einem 'gemäßigten' Gletscher, wo das Eis sich auflösen kann. Der gesamte Gletscher kann in den nächsten zehn Jahren in einen gemäßigten Zustand übergehen." Solche bevorstehenden Änderungen der Gletschertemperatur bedeutet auch, dass es wichtig ist, diese Eisbohrkerne so früh wie möglich zu entnehmen. Wenn sie einmal geschmolzen sind, sind auch die wichtigen Informationen über die Vergangenheit weg. Auf der Grundlage der Wettermuster wird das Eis im Bohrkern, das sich im vergangenen Sommer gebildet hat, ein Bild des Klimas der Vergangenheit in einem Bereich bilden, der nahe am Berg liegt, in einer Entfernung von nur 10 Kilometer bis 100 Kilometern. Das Eis, das sich in den vergangenen Wintern gebildet hat, sollte jedoch Hinweise liefern, um ein Bild für ein viel größeres Gebiet zu zeichnen. Eine Analyse des Eises könnte auch Antworten auf einige wichtige Fragen über die Region beantworten, etwa wie sich das Klima während des Übergangs zwischen der Mittelalterlichen Warmzeit und der Kleinen Eiszeit verändert hat.Weitere Informationen erhalten Sie hier: Ca' Foscari University of Venice: http://www.unive.it/nqcontent.cfm?a_id=10497

Länder

Österreich, Italien, Russland, Vereinigte Staaten