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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Haben Sie es schon entdeckt - das kleinste Chamäleon der Welt?

Forscher entdeckten eine Chamäleonart, die klein genug ist, um auf einen Streichholzkopf zu passen. Mit einer Länge von nur 30 mm ist Brookesia micra, das auf der winzigen Insel Nosy Hara vor Madagaskar lebt, eines der weltweit kleinsten Wirbeltiere, das je entdeckt wurde. D...

Forscher entdeckten eine Chamäleonart, die klein genug ist, um auf einen Streichholzkopf zu passen. Mit einer Länge von nur 30 mm ist Brookesia micra, das auf der winzigen Insel Nosy Hara vor Madagaskar lebt, eines der weltweit kleinsten Wirbeltiere, das je entdeckt wurde. Die Forscher aus Deutschland und den Vereinigten Staaten fanden auf eben jener Insel drei weitere winzige Echsenarten und veröffentlichten ihre Studie im Fachblatt PLoS ONE. Forschungsleiter Dr. Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München in Deutschland ist Experte für Zwergchamäleons. Die neue Entdeckung machte er im Zuge einer Feldstudie gemeinsam mit seinen Forscherkollegen im nächtlichen Regenwald. Nachts sind die Chancen höher, auf bislang unbekannte Tiere zu stoßen, da Echsen tagsüber unter Blättern verborgen im Unterholz leben. Bei Anbruch der Dunkelheit hingegen klettern sie durch die Bäume und sind mit Taschenlampen leichter zu erkennen. Obwohl das ungeübte Auge kaum Unterschiede zwischen den vier Echsenarten ausmachen wird, bestätigten Genanalysen der Forscher, dass es sich in der Tat um sehr verschiedene Arten handelt, denn zwischen ihnen liegen offensichtlich mehrere Millionen Jahre Evolution. Ein gemeinsames Merkmal sind allerdings die erstaunlichen Augen, die im Verhältnis zum Rest des winzigen Körpers riesig wirken. Da die vier Arten lediglich auf sehr kleinen Arealen auf den Kalksteinfelsen der abgelegenen Insel zu finden sind, gehen die Forscher davon aus, dass es sich um extreme Fälle von "Insel-Verzwergung" handelt. Dieser "Inseleffekt" gilt als eine Anpassung an stark eingeschränkte Lebensräume. Möglicherweise stammen sie von einer im Laufe der Evolution bereits auf der Hauptinsel "geschrumpften" Art ab und wurden auf der kleinen Insel noch kleiner. Ihre Seltenheit könnte das Risiko des Aussterbens weiter verschärfen: dass sie so klein sind, ist ein Zeichen dafür, dass ihr Lebensraum bereits deutlich geschrumpft ist. Je kleiner das Habitat ist, auf das eine Art beschränkt ist, desto schwieriger wird es, diese Art zu schützen. Mindestens zwei der neu entdeckten Arten schweben angesichts der weiter betriebenen Abholzung in akuter Gefahr. Dr. Frank Glaw führt weiter aus: "Die extreme Miniaturisierung von Brookesia micra dürfte jedenfalls mit zahlreichen Anpassungen des Körperbauplans einhergehen - ein spannendes Feld für zukünftige Untersuchungen. Am wichtigsten ist nun, Schutzzonen für diese und andere mikroendemische Arten auf Madagaskar einzurichten, da sie durch den Raubbau akut gefährdet sind." Um auf das drohende Aussterben dieser kleinen Echsen aufmerksam zu machen, wurde das Team recht kreativ bei der Namensgebung. Eine der vier Arten tauften sie "B. tristis", inspiriert durch das französische Wort "tristesse" für Traurigkeit. B. tristis wurde in einem kleinen Waldstück direkt neben einer schnell expandierenden Stadt aufgespürt. Wie lange würde dieses kleine Areal noch dem Klammergriff der Urbanisierung entgehen? Weniger zimperlich war das Forscherteam bei der Benennung der zweiten Art, die es zu retten gilt: sie nannten sie Brookesia desperata, die "Verzweifelte".Weitere Informationen finden Sie unter: Zoologische Staatssammlung München: http://www.zsm.mwn.de

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