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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Wölfe ernähren sich zu weniger als 1 % von deutschen Nutztieren: Studie

Trotz der Rückkehr des Wolfs in Deutschland sollten sich die örtlichen Landwirte keine Sorgen darüber machen, dass diese Kreaturen ihre Herden angreifen und auffressen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen nämlich, dass der Anteil von Nutztieren auf dem Speisezettel der Wölfe u...

Trotz der Rückkehr des Wolfs in Deutschland sollten sich die örtlichen Landwirte keine Sorgen darüber machen, dass diese Kreaturen ihre Herden angreifen und auffressen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen nämlich, dass der Anteil von Nutztieren auf dem Speisezettel der Wölfe unter 1 % liegt. Die in der Fachzeitschrift "Mammalian Biology" eröffentlichte Studie zeigt, inwieweit Wölfe der Konfrontation mit Hütehunden und anderen gefährlichen Objekten aus dem Weg gehen, um ihre Ernährung zu sichern. Zoologen vom Senckenberg Forschungsinstitut in Görlitz haben die Fressgewohnheiten von Wölfen in den ersten acht Jahre nach ihrem Erscheinen in Deutschland untersucht. Die Görlitzer Wissenschaftler bewerteten nicht nur was auf der Speisekarte der Wölfe steht, sondern auch wie sich das Fressverhalten über die Jahre hinweg geändert hat. Den Ergebnissen zufolge sind Wölfe bezüglich ihrer Ernährung extrem anpassungsfähig. Wölfe waren Jahre lang in Deutschland ausgerottet, nun werden sie langsam wieder heimisch. "Die Ernährungsgewohnheiten von Wölfen sind der größte Streitpunkt bei deren Wiederbesiedlung in Deutschland, das hat uns dazu veranlasst, das Fressverhalten der - vor gut zehn Jahren in die Lausitz eingewanderten - Wölfe genauer zu untersuchen", erzählt Hermann Ansorge, Abteilungsleiter Zoologie am Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. "Wir haben geschaut, was auf dem Speiseplan der Wölfe stand und wie sich dieser seit dem Erscheinen der Wölfe in Ostdeutschland verändert hat." Hierfür haben die Wissenschaftler über 3000 Kotproben von Wölfen gesammelt und auf unverdaute Hinterlassenschaften, wie Haare, Knochen, Hufe oder Zähne der Beutetiere untersucht. Die Daten zeigen, dass Wilde Huftiere mehr als 96% der Beutetiere der Wölfe darstellen. Dabei dominieren Rehe (55,3%), gefolgt von Rotwild (20,8%) und Wildschweinen (17,7%). Hasen machen knapp 3 Prozent der Beutetiere aus. "Weniger als ein Prozent der analysierten Beutetiere kam aus dem Bereich der Nutztiere", ergänzt Ansorge und fährt fort: "Solange Schafe und Co. gut geschützt werden und es genug Auswahl unter den Wildtieren gibt, gehen Wölfe nicht die Gefahr ein, mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden konfrontiert zu werden. Uns hat interessiert, wie, warum und wie schnell sich die Nahrungszusammensetzung der Wölfe in Sachsen änderte." Die Wölfe in Deutschland kamen aus Polen, wo sie sich überwiegend von Rotwild ernährten. In den ersten Jahren der Studie konnten die Forscher einen deutlich höheren Anteil an Rotwild gegenüber Rehen bei ihrer Ernährunges feststellen. "Wir haben uns gefragt, ob die Wölfe ihr Verhalten oder ob sich die Ausgangsbedingungen geändert haben", fährt Dr. Ansorge fort. Im Vergleich zu den polnischen Wäldern sind die der Lausitz eher kleinräumig und von Wegen und Feldern durchzogen. Sie bieten Rehen und Wildschweinen ein ideales, weitflächiges Lebensumfeld, während sich das Rotwild eher in die wenigen großräumigen Waldgebiete zurückzieht. Den Forschern zufolge sind Rehe daher aus der Sicht der Wölfe einfache und überall anzutreffende Beutetiere. Der Wandel in den Fressgewohnheiten ergab sich demnach durch eine Veränderung der Umweltbedingungen, legen die Forscher nahe. Dabei passten sich die Wölfe schnell an - sie brauchten weniger als zwei Generationen, um sich an die neuen Verhältnisse in ihrem neuen Lebensraum zu gewöhnen. Aktuell leben in der Lausitz neun Wolfsfamilien mit etwa 34 Jungtieren. "Das Konfliktpotential zwischen Mensch und Wolf ist sehr gering", sagt Dr. Ansorge. "Einer Wiederbesiedlung durch die Wölfe sollte nichts im Wege stehen."Weitere Informationen finden Sie unter: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung: http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5229 Mammalian Biology: http://www.sciencedirect.com/science/journal/16165047

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