Neuer Diagnosetest für Speiseröhrenkrebs
Europäischen Wissenschaftlern ist ein wichtiger Durchbruch bei der Entwicklung eines Diagnosetests für Speiseröhrenkrebs gelungen, der hoffentlich die Diagnose und Behandlung dieser Krankheit verbessern wird. Zu diesen Ergebnissen gelangten Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich mit Hilfe der ALICE-Forschungseinrichtung (Accelerators and Lasers in Combined Experiments, ALICE), die vom Accelerator Science and Technology Centre of the Science and Technology Facilities Council (STFC) des Daresbury Laboratory betrieben wird. Für die Entwicklung des Diagnosetests wurde durch Endoskopie gewonnenes Gewebe von Patienten mit einer Vorstufenerkrankung namens Barrett-Ösophagus bildlich dargestellt. Speiseröhrenkrebs liegt bei der Häufigkeit von Krebserkrankungen in der Welt an neunter Stelle; abgesehen davon, dass er sich extrem schwer diagnostizieren lässt, ist er auch besonders aggressiv. Leider gehen Patienten häufig erst dann zu ihrem Arzt, wenn sich der Tumor bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet und eine operative Entfernung nicht mehr möglich ist; und selbst wenn eine Operation durchgeführt wird, ist sie nur selten erfolgreich. Daher müssen dringend neue Technologien entwickelt werden, mit denen sich frühzeitige Veränderungen in einzelnen Zellen noch vor der Krebsentstehung erkennen lassen. Die Forscher stellten mit dem Infrarot-FEL von ALICE, einer einzigartigen und äußerst intensiven Infrarotlichtquelle, endoskopische Gewebeproben bildlich dar und führten eine Blindstudie mit Patienten durch, die einen Barrett-Ösophagus aufweisen, wobei da Ziel darin bestand, Veränderungen in den Proben zu ermitteln. Da sich bei Patienten mit einem Barrett-Ösophagus mit größerer Wahrscheinlichkeit Speiseröhrenkrebs entwickelt, werden sie regelmäßig beobachtet, sodass der Arzt Veränderungen der Krankheit sofort erkennen kann. Wenn präkanzeröse Veränderungen bei diesen Patienten festgestellt werden, kann die Heilbehandlung ohne schwere Operation begonnen werden, da der Tumor viel früher erkannt wurde. Forschungsleiter des Projekts, Professor Weightman, von der Universität Liverpool, sagte zu den Ergebnissen: "Eine frühzeitige Diagnose ist ein wichtiger Faktor für die Verbesserung der Prognose bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs. Er ist jedoch sehr schwer genau zu diagnostizieren - ein falscher negativer Test kann tödliche Folgen haben und ein falscher positiver Test kann zu einer unnötigen schweren Operation führen. Wir hoffen letztendlich einen Diagnosetest entwickeln zu können, der sich in einem Endoskop verwenden lässt. Die aussichtsreichste Möglichkeit könnte die Entwicklung eines Tests sein, der intensives Terrahertz-Licht vewendet, wie es auch von ALICE erzeugt wird. ALICE ist Europas intensivste Bandquelle für Terrahertz-Licht und die einzige in der Welt, die mit einer Gewebekulturanlage für die Krebsforschung ausgestattet ist. Dadurch ließe sich eine sehr viel kostengünstigere und effizientere Diagnose der Krankheit erreichen. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg.» Professor Susan Smith vom STFC bemerkt zu der Entwicklung: "Es ist eine großartige Nachricht, dass, wir mit Hilfe von ALICE jetzt über verbesserte Technologie verfügen, die zu bedeutenden Fortschritten bei der Krebsbehandlung führen könnten. Mit ALICE haben wir die Möglichkeit, Krebszellen auf bisher nie da gewesene Art und Weise zu betrachten. Es ist besonders faszinierend, dass diese Experimente auf einen genauen Diagnosetest hindeuten, der das Leben Tausender Patienten verändern könnte und wir freuen uns, die Arbeit mit Professor Weightman fortsetzen zu können, da er diese wertvolle Forschungsarbeit auf eine neue Entwicklungsstufe bringt." ALICE ist ein Prototyp für die nächste Generation der Teilchenbeschleuniger und die erste Forschungseinrichtung ihrer Art in Europa. Sie basiert auf einem neuen Betriebsmodus, auch bekannt als Energierückgewinnung, wobei die Energie für die Erzeugung des Hochenergiestrahls aufgefangen und nach jedem Kreis des Beschleunigers wiederverwendet wird, sodass weniger Energie benötigt wird und der Betrieb kostengünstiger ist. Elektronen werden mit 99,99% der Lichtgeschwindigkeit um den Beschleuniger geschickt und 99,9% der Energie wird in der Endphase des Beschleunigers zurückgewonnen und wiederverwendet. ALICE besitzt großes Potenzial für die Verwendung in einer Vielzahl von Projekten, angefangen bei spezifischer Forschung und Entwicklung (FuE) im Bereich der Teilchenbeschleuniger bis hin zu zahlreichen Anwendungsprojekten. Die Forschungsmöglichkeiten von ALICE werden durch eine Vielzahl von Lichtquellen von THz-Quellen bis hin zu Röntgenstrahlungsquellen mit Compton-Rückstreuung. Zu den aktuellen Projekten mit ALICE gehört beispielsweise eine Reihe von Forschungsaktivitäten hinsichtlich unter anderem optische Zeitverteilungssysteme, elektrooptische Ankunftszeitmessgeräte, Rückmeldungssysteme für longitudinale Profile der Bunche und Faserlaseroszillatoren und -uhren. Diese Forschungsarbeiten werden teilweise durch das Projekt IRUVX-PP (Vorbereitungsphase des IRUVX-FEL-Konsortiums) finanziert, das mehr als 5,5 Mio. EUR im Rahmen des Themas "Forschungsinfrastrukturen" des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) erhielt.Weitere Informationen finden Sie unter: STFC: http://www.stfc.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster)
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Vereinigtes Königreich