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Zusammenhang zwischen Genen, Gehirngröße und Intelligenz entdeckt

Ein internationales Forscherteam hat die menschlichen Gene entdeckt, die darüber entscheiden, ob ein Gehirn gegen bestimmte neurologische und psychische Erkrankungen gewappnet ist. Die im Fachblatt Nature Genetics veröffentlichte Studie identifizierte neue Gene, auf die Unters...

Ein internationales Forscherteam hat die menschlichen Gene entdeckt, die darüber entscheiden, ob ein Gehirn gegen bestimmte neurologische und psychische Erkrankungen gewappnet ist. Die im Fachblatt Nature Genetics veröffentlichte Studie identifizierte neue Gene, auf die Unterschiede in Gehirngröße und Intelligenz zurückzuführen sind. Weiterhin könnten sich auf dieser Basis neue Arzneimittel entwickeln lassen. Mehr als 200 Forscher aus 100 Instituten beschäftigten sich konkret mit zwei Zielstellungen: "Wir suchten nach Genen als Risikofaktoren für eine einzelne Erkrankung, die auf die Nachkommen vererbt werden kann", so Studienleiter Prof. Paul Thompson von der David Geffen School of Medicine der University of California, Los Angeles (UCLA), seines Zeichens auch Mitglied des Labors für Neuroimaging der UCLA in den Vereinigten Staaten. "Es ging um Faktoren, die Gewebeschwund (Atrophie) auslösen und die Gehirngröße schrumpfen lassen, was ein biologischer Marker für erbliche Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolare Störungen, Depression, Alzheimer-Krankheit und Demenz ist." Vor drei Jahren hatten Prof. Thompson und seine Kollegen aus Australien und den Niederlanden das ENIGMA-Projekt (Enhancing neuro imaging genetics through meta-analysis) gestartet, über das sie Gehirnscans und genomische Daten zusammentrugen. "Die Anzahl an Gehirnscans, über die jede Forschungseinrichtung für sich genommen verfügte, reichte nicht aus, um zu definitiven Ergebnissen zu gelangen", so Prof. Thompson. "Erst als wir die Daten im Projekt ENIGMA zusammenführten, besaßen wir genug Material, um klare Muster in den genetischen Variationen zu erkennen und zu zeigen, wie diese das Gehirn physisch verändern." Der wesentliche Unterschied zu früheren Forschungsarbeiten bestand darin, dass die Forscher Gehirngröße und Gedächtniszentren anhand von MRT-Bildern (MRT: Magnetresonanztomographie) von mehr als 21.100 gesunden Probanden messen und mit DNA-Screenings verbinden konnten. "Frühere Studien hatten Risikogene für häufige Erkrankungen enthüllt, wie diese Gene jedoch das Gehirn beeinflussen, war nicht immer klar", erklärt Prof. Thompson. "Deshalb wertete unser Forscherteam Gehirnscans aus aller Welt auf der Suche nach Genen aus, die direkten negativen oder positiven Einfluss auf das Gehirn haben." Die Forscher dokumentierten minimale Veränderungen im genetischen Code bei Menschen mit vergleichsweise kleinem Gehirn. Kleiner waren auch die Areale im Gehirn, in denen Erinnerungen gespeichert werden, wie sich herausstellte. Bemerkenswerterweise spielte dabei die geographische Herkunft keine Rolle: die gleichen Gene waren für ähnliche Effekte im Gehirn verantwortlich. "Millionen von Menschen tragen Variationen in ihrer DNA, die die Anfälligkeit für eine ganze Reihe von Erkrankungen erhöhen oder senken", so die Forscher vom UCLA. "Ist dieses Gen erst einmal identifiziert, könnten wir es medikamentös manipulieren, um das Erkrankungsrisiko zu senken. Der Einzelne kann dann auch präventiv Einfluss nehmen und eine schlechte genetische Veranlagung ausgleichen, etwa durch Sport, Ernährungsweise und Gedächtnistraining." Weiterhin entdeckte das Team genetische Ursachen für Unterschiede in der Intelligenz: beispielsweise eine Variation im Gen HMGA2, das sowohl Gehirngröße als auch Intelligenz beeinflusst. Die DNA besteht aus den vier Basen A, C, T und G. Fand sich im HMGA2-Gen ein Austausch von T durch C, war auch das Gehirn größer und der Betreffende schnitt besser in standardisierten IQ-Tests ab. Weitere Informationen finden Sie unter: Nature Genetics: http://www.nature.com/ng/index.html David Geffen School of Medicine at UCLA: http://dgsom.healthsciences.ucla.edu/dgsom/

Länder

Australien, Niederlande, Vereinigte Staaten