Online-Straftäter lauern immer noch auf Beute, warnen neuste Forschungen
Die Ergebnisse einer dreijährigen, EU-finanzierten Studie über die Methoden und das Verhalten von Sexualstraftätern ergaben, dass Pädophile im Internet, die in Chatrooms nach Kindern suchen, von der traditionellen "Balz" abweichen. Stattdessen legen sie bereits innerhalb der ersten zwei Minuten einer Unterhaltung einen höchst anzüglichen Ton an den Tag. Das europäische Projekt für pädophile Belästigung im Internet wurde teilweise durch das Safer Internet Plus Programm der Europäischen Kommission finanziert, einem mehrjährigen Gemeinschaftsprogramm zur Förderung der sicheren Nutzung des Internets und neuer Online-Technologien, und brachte Forscher aus Belgien, Italien, Norwegen und dem Vereinigten Königreich zusammen. Das Team untersuchte detailliert die Online-Chat-Logs von verurteilten Sexualstraftätern, die ihnen von der britischen und der italienischen Polizei zur Verfügung gestellt wurden. Ferner konnten sie intensive Interviews mit männlichen Pädophilen durchführen, die in Belgien, Norwegen und dem Vereinigten Königreich wegen pädophiler Belästigung im Internet verurteilt worden waren. "Aus den jüngsten Chatprotokollen, die uns von der Polizei zur Verfügung gestellt wurden, geht klar hervor, dass die Unterhaltung zwischen einem Online-Sexstraftäter und einem Kind bereits innerhalb von nur zwei Minuten anzüglich werden kann", erklärt Professorin Julia Davidson von der Kingston Universität im Vereinigten Königreich und eine der Autoren der Studie. "Wenn ein Kind auf einer Social-Network-Seite nicht reagiert, sucht sich der Täter einfach das nächste. Während unserer Interviews gaben die Täter an, keine Zeit für den Eroberungsprozess zu verschwenden, wenn sie das Kind auch einfach sofort nach Sex fragen und es treffen können, um es zu missbrauchen." Obwohl es nach wie vor Belege dafür gibt, dass mache Pädophile in manchen Fällen länger um ein Kind werben, ist das Ergebnis des anzüglichen Online-Chats oft ein reales Treffen. Diese Treffen finden häufig in Hotels, auf Parkplätzen, in Parks, an Bushaltestellen und sogar im Auto des Täters oder im Schlafzimmer des Opfers statt. Manche Pädophile verbringen täglich bis zu sechs Stunden online. Viele warfen regelrecht ein Netz aus und fügten hunderte von Kindern zu ihren Kontakten auf Social-Network-Seiten hinzu, um die Liste so lange durchzuarbeiten, bis ein Kind mit ihnen interagierte. "Manchmal hatten die Täter mehrere Kinder gleichzeitig an der Angel, wobei die Pädophilen mehrere unterschiedliche Identitäten annahmen", so Professorin Davidson "Sie führen viele unterschiedliche Unterhaltungen gleichzeitig und führen akribisch und berechnend Buch über jedes Kind." Die Forschungen ergaben ferner, dass manche junge Menschen immer noch ein sehr stereotypisches Bild von Online-Pädophilen haben, erklärt Projektleiter Stephen Webster vom National Centre for Social Research im Vereinigten Königreich: "Junge Menschen stellen sich diese Täter als "fetten, alten Mann" vor - ein Bild, das durch unsere Forschungen ganz klar widerlegt wurde. Die Online-Pädophilen, mit denen wir gesprochen haben, kamen aus allen Altersklassen und einige haben ihre Identität erheblich verändert, um eine junge Person anzusprechen." Stephen Webster fügt hinzu, dass das Problem häufig dadurch verstärkt wird, dass junge Menschen Personen als Freunde auf Sozial-Network-Seiten hinzufügen, die sie nicht kennen: "Viele Jugendliche betrachten das Hinzufügen von Freunden auf Netzwerkseiten als einen Wettbewerb, mit dem Ergebnis, dass Profilseiten und persönliche Details für jedermann sichtbar sind. Nach eigener Aussage verwenden die Pädophilen diese Informationen bei ihrer Auswahl potentieller Opfer. Die Internetindustrie kann hier helfen, indem Kontoeinstellungen standardmäßig beim ersten Einrichten die höchste Datenschutzstufe erhalten." Eltern wird geraten, alle Computer im Haus mit einem Jugendschutz zu versehen und Kinder unter 13 nicht auf Social-Netzwerk-Seiten zu lassen. Professor Davidson betont, wie wichtig es sei, mit den Kindern zu reden: Bei älteren Kindern kann es schwierig sein, auf Gefahren aufmerksam zu machen, ohne sie zu verängstigen. Obwohl Eltern und Lehrer schon seit Längerem wegen der Gefahren auf Social-Network-Seiten alarmiert sind, weist der Bericht explizit darauf hin, dass heutzutage auch neue Spieleplattformen wie Xbox Live dazu verwendet werden, mit Kindern, insbesondere mit Jungen, in Kontakt zu treten.Weitere Informationen finden Sie unter: Kingston Universität: http://www.kingston.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Belgien, Italien, Norwegen, Vereinigtes Königreich