Globale Erwärmung bedroht Hochgebirgspflanzen
Durch die wärmeren Temperaturen in Folge des Klimawandels ziehen sich kälteliebende Bergpflanzen in höhere Lagen zurück, wie ein internationales Forscherteam jetzt herausfand. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt Science veröffentlicht und zeigen, dass Gefäßpflanzen durchschnittlich 2,7 Meter nach oben gewandert sind, sodass alpine Arten demnächst vom Aussterben bedroht sein könnten. Die Studie wurde teilweise durch das Projekt GLORIA-EUROPE (The European dimension of the global observation research initiative in alpine environments - a contribution to the global terrestrial observing system (GTOS)) gefördert, das mit 1,15 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Energie, Umwelt und nachhaltige Entwicklung" (EESD) des Fünften Rahmenprogramms (RP5) finanziert wurde. Unter Leitung des Instituts für Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beobachteten Forscher aus Österreich, Brasilien, Georgien, Griechenland, Italien, Norwegen, Rumänien, Russland, der Slowakei, Spanien, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich eine Zunahme der Artenvielfalt in gemäßigten borealen Gebirgsregionen, jedoch einen Rückgang auf Bergen im Mittelmeerraum. Zwischen 2001 und 2008 hatten sie Veränderungen in der Artenvielfalt auf 66 Berggipfeln in 17 europäischen Regionen untersucht. Nach Auswertung zweier Zielregionen auf der Iberischen Halbinsel - den Pyrenäen und der Sierra Nevada (Granada) - konnte das Team bestätigen, dass die untersuchten Arten in höhere Lagen gewandert waren. "Die Beobachtung bestätigt die Hypothese, dass ein Anstieg der Temperaturen die alpine Flora höher hinauf in die Berge treibt", heißt es in der Studie. "Die Pflanzen aus tieferen Lagen über daher einen starken Konkurrenzdruck auf kälteliebende Alpenblumen aus, und diese Veränderungen stellen mittel- bis langfristig eine Gefahr für hochalpine Ökosysteme dar." Die Daten ergaben in Gipfelfluren weiter nördlich in Europa eine Anreicherung der Flora um etwa 8%. Diese Entwicklung ist jedoch nicht überall, sondern nur in den gemäßigten borealen Zonen zu beobachten. Von den 14 Gipfeln im mediterranen Raum verzeichneten 8 einen Rückgang heimischer Arten. Die Forscher fanden auch heraus, dass niedrigere Berghänge in der Mittelmeerregion im Vergleich zu anderen Regionen die größten Einbußen der Artenvielfalt verzeichneten. Berge im Mittelmeerraum, konkret in der Sierra Nevada, in Korsika, dem zentralen Apennin und in Kreta, sind stark vom Temperaturanstieg betroffen, denn dadurch verringern sich auch die jährlichen Niederschlagsmengen, und die sommerlichen Trockenperioden werden länger. Die steigenden Temperaturen und längeren Trockenzeiten, heißt es im Forschungsbericht, setzen endemische Arten zusätzlich unter Druck. Die größten Veränderungen in der Artenvielfalt werden von Bergen aus dem Mittelmeerraum vermeldet, speziell in Südeuropa, wo andere Klimabedingungen herrschen als im übrigen Europa. Die Studie legt nahe, dass Klimaveränderungen vor allem Arten beeinträchtigen, die auf Feuchtböden leben. Jedoch auch die hochalpinen endemischen Arten, so wird betont, bleiben von den Veränderungen nicht verschont. "In der Sierra Nevada beispielsweise gingen typische Arten wie Nevada-Goldprimel (Androsace vitaliana ssp. Nevadensis), Hochgebirgs-Wegerich (Plantago novalis) und Granada-Beifuß (Artemisia granatensis) zurück", so Professor Joaquín Molero Mesa von der Universität Granada in Spanien. Das GLORIA-Projekt fördert Forschungsvorhaben rund um den Globus. Experten zufolge sind Aufzeichnungen ökologischer Daten und Arten-Monitoring unerlässlich, wenn man klimabedingte Veränderungen in den Ökosystemen unserer Erde detailliert nachvollziehen will.Weitere Informationen finden Sie unter: Institut für Gebirgsforschung: http://www.mountainresearch.at/index.php/en/(öffnet in neuem Fenster) University of Granada: http://www.ugr.es/(öffnet in neuem Fenster) Science: http://www.sciencemag.org/(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Österreich, Brasilien, Schweiz, Griechenland, Spanien, Georgien, Italien, Norwegen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Vereinigtes Königreich