Fenster in die Vergangenheit: energieeffiziente Fenster für denkmalgeschützte Gebäude
Ein internationales Expertenteam arbeitet an einem EU-finanzierten Projekt, das historische Gebäude durch besser isolierte Fenster energieeffizienter machen will. Obwohl bei Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden immer mehr auf Energieeffizienz geachtet wird, werden historische, schlecht isolierte Gebäude eher vernachlässigt. Das Projekt 3ENCULT (Efficient energy for EU cultural heritage) hat sich dieser Stiefkinder nun angenommen. 3ENCULT, das mit fast 5 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Umwelt" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wird, bringt Forscher aus Belgien, der Tschechischen Republik, Dänemark, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich und dem Vereinigten Königreich zusammen. Schwerpunkt der ersten Projektphase war die Modernisierung der Fenster eines denkmalgeschützten, fast 700 Jahre alten Gebäudes in Bolzano, Italien: dem Waaghaus, Sitz der öffentlichen Waage. Die Instandsetzung vieler Fenster des alten Hauses war mangelhaft und daher weder aus ästhetischer noch aus historischer Perspektive zufrieden stellend. Im Rahmen des Projekts hatten die für das Gebäude verantwortliche Kuratorin Waltraud Kofler-Engl und der Fensterbauspezialist Franz Freundorfer freie Hand beim Konzept eines energieeffizienten Fensters, das sich besser in die historische Fassade einfügt. Im Ergebnis entstand das SmartWin Historic Window, dessen erster Prototyp im Waaghaus-Gebäude im Februar 2012 eingebaut worden war. Alexandra Troi, Vizevorsitzende des Instituts für erneuerbare Energien an der Europäischen Akademie Bozen/Bolzano (EURAC) und Wissenschaftskoordinatorin von 3ENCULT, verantwortlich für die Entwicklung des neuen Fensterkonzepts, erklärt: "Mit unserem Fenster haben wir eine praktikable Lösung für historische Gebäude insgesamt gefunden. Das SmartWin Historic Window ist nicht nur hervorragend isoliert und passt sich perfekt in das historische Ambiente ein, es ist auch finanzierbar." Und sie führt weiter aus: "Wir werden jetzt verschiedenste Parameter dieses Prototypen ermitteln und auswerten, um sie dann mit denen eines alten Fensters aus den 50iger Jahren abzugleichen. Mit dem Einbau des Prototypen haben wir nun die Möglichkeit, praktische Aspekte zu testen - ein guter Ausgangspunkt für multidisziplinäre Überlegungen." Im Rahmen des 2012 endenden 3ENCULT-Projekts arbeitet das Team bereits am nächsten Prototypen, dessen wichtigste Kriterien Machbarkeit und Kosteneffizienz sind. Aus ästhetischer Sicht gibt es laut Kuratorin Kofler-Engl im Vergleich zum ersten Prototypen noch einiges zu verbessern: "Der schmale Rahmen und die beiden [Sprossen vom] Fensterdoppelflügel sehen sehr gut aus, obwohl die Dreifachverglasung bei dem Gebäude meiner Ansicht nach eher weniger gelungen ist. Zudem ist die Antikoptik des Glases, das für die äußere Scheibe benutzt wurde, wohl ein bisschen übertrieben. Vielleicht würde eine Doppelverglasung innen und eine einfache, einzelne Glasschicht auf der Außenseite ja schon ausreichen."Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Akademie Bozen/Bolzano (EURAC): http://www.eurac.edu/en/eurac/welcome/default.html(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Österreich, Belgien, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Vereinigtes Königreich