Manche Pilze sind nicht wirklich gut für Pflanzen und Tiere
Eine der größten Bedrohungen für gefährdete Tiere und Pflanzen der Welt stammt aus einer sehr kleinen Quelle: Pilze. Diese Entdeckung machten Forscher aus dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Die Studie kam in der Fachzeitschrift Nature zur Veröffentlichung und wurde teilweise über das Projekt BIODIVERSA2 ("Cooperation and shared strategies for biodiversity research programmes in Europe") finanziert, das Mittel in Höhe von 2 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Umwelt" des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) erhielt. Die Ergebnisse besagen, dass in 70% der Fälle, in der eine Infektionskrankheit zum Aussterben einer Pflanzen- oder Tierart führt, eine naszierende Pilzart die Ursache ist. Pilze sind Mikroorganismen, die sich von Pflanzen, Tieren und Bakterien unterscheiden. Trotz ihrer geringen Größe ist der Schaden, den sie Flora und Fauna der Welt zufügen können, enorm. Schätzungen besagen, dass Pilzinfektionen jedes Jahr für die Zerstörung von über 125 Mio. Tonnen Grundnahrungsmitteln verantwortlich sind; dazu gehören Reis, Weizen, Mais, Kartoffeln und Sojabohnen. Zu den verursachten Krankheiten zählen Reisbräune, Sojarost, Schwarzrost bei Weizen, Maisbrand und Knollenfäule bei Kartoffeln. Diese Grundnahrungsmittel sind für den Menschen überlebensnotwendige Kalorienquellen. Deren Zerstörung zu verhindern könnte einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung leisten, was bisher nicht möglich ist. Die Wissenschaftler sind sogar der Überzeugung, dass über 600 Millionen Menschen auf der ganzen Welt jährlich ernährt werden könnten, wenn man der Ausbreitung von Pilzerkrankungen bei den fünf wichtigsten Nahrungsmitteln Einhalt gebieten könnte. Die Forschergruppe stand unter der Leitung der Universität Oxford und des Imperial College London im Vereinigten Königreich. Dr. Matthew Fisher von der School of Public Heath am Imperial College London über die Studienergebnisse: "Der alarmierende Anstieg der durch neue Arten von Pilzkrankheiten verursachten Tode von Tieren und Pflanzen zeigt, dass wir uns schnellen Schrittes auf eine Welt zubewegen, in der die Bösen die Gewinner sind. Wir müssen die Entstehung neuer Krankheiten verhindern, da uns gegenwärtig die Mittel fehlen, um Infektionsausbrüche in der freien Natur erfolgreich zu behandeln." Als ob die Zerstörung der Lebensmittelquellen nicht schon genug wäre, lässt noch eine weitere Entdeckung die Alarmglocken schrillen: Der externe Effekt der Pilzkrankheiten auf den Planeten. Bäume bilden einen wichtigen Teil des Ökosystems und spielen eine Rolle bei der Absorption von Kohlendioxid (CO2). Dennoch werden bis zu 7% und somit 230-580 Megatonnen des Kohlendioxids in der Luft nicht von Bäumen absorbiert, da diese entweder mit einem Pilz infiziert oder bereits dran eingegangen sind. Aufgrund dieser Tatsache halten es Wissenschaftler für möglich, dass Pilze auch für die Erhöhung des Treibhauseffekts verantwortlich sind. Nicht einmal die wilde Tierwelt ist gegen Pilzerkrankungen immun, so die Forscher. Über 500 Arten von Amphibien sowie viele gefährdete Bienen-, Meeresschildkröten- und Korallenarten sind bedroht. Laut der Studie trug der Weißnasensyndrom-Pilz in den Vereinigten Staaten für den Rückgang der Fledermauspopulationen bei, was wiederum zu einem Anstieg der Insektenplagen führte, da die Fledermäuse deren Anzahl nicht mehr verringern. Die Kosten für die Landwirtschaft werden auf über 3,7 Mrd. US-Dollar geschätzt. Sarah Gurr, Co-Autorin der Studie und Professorin für molekulare Pflanzenpathologie an der Universität Oxford erklärt: "Lebensmittelverluste durch Pilzkrankheiten stellen für die Lebensmittelsicherheit eine Herausforderung und für die Artenvielfalt eine Bedrohung dar; leider können wir weder Auftreten noch Ausbreitung kontrollieren. Wir müssen mehr finanzielle Mittel in den Kampf gegen Pilzerkrankungen investieren." Im schlimmsten Fall könnten Pilzinfektionen bis zu 900 Mio. Tonnen Lebensmittel vernichten, wenn alle fünf Grundnahrungsmittel im selben Jahr von einer Epidemie betroffen wären, was zum Hungertod von 4,2 Mrd. Menschen führen würde, so die Forscher. Aufgrund dieser Erkenntnisse fordern die Wissenschaftler Lösungen, um die Ausbreitung existierender und neu entstehender Pilzerkrankungen bei Pflanzen und Tieren zu verhindern. Wenn wir das Problem heute angehen, könnten zukünftige Verluste der Artenvielfalt sowie Lebensmittelengpässe vermieden werden.Weitere Informationen sind abrufbar unter: BIODIVERSA2: http://www.biodiversa.org/(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten