Simulationen belegen: Erwärmung um 3 Grad möglich
Tausende Menschen auf der ganzen Welt haben ihre Computer für ein kompliziertes Atmosphäre-Ozean-Klimamodell zur Verfügung gestellt, mithilfe dessen die Wissenschaftler die Auswirkungen der Klimaveränderung besser vorhersagen können. Als Ergebnis dieser Bemühungen schlossen die Wissenschaftler, dass eine globale Erwärmung von 3 Grad Celsius möglich ist. Die Studie kam in der Fachzeitschrift Nature Geoscience zur Veröffentlichung und wurde teilweise durch die EU-finanzierten Projekte WATCH und ENSEMBLES gefördert. Sowohl WATCH ("Water and global change") als auch ENSEMBLES ("Ensemble-based predictions of climate changes and their impacts") erhielten Mittel in Höhe von 9,98 Mio. EUR bzw. 15 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderung und Ökosysteme" des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7). Die Wissenschaftler glauben, dass diese Studie, die erste, die so viele Simulationen mithilfe eines komplizierten Atmosphäre-Ozean-Klimamodelle durchführt, die Unsicherheiten, die bezüglich bisheriger Vorhersagen, die einfachere Modelle verwendeten oder nur ein paar Duzend Simulationen durchführen, entstanden sind, aufklären können. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine globale Erwärmung um 3 Grad Celsius bis zum Jahre 2050 "genauso wahrscheinlich" ist wie ein Anstieg um 1,4 Grad. Dieser Temperaturbereich stammt aus Modellen, die über die letzten 50 Jahre beobachtete Temperaturveränderungen akkurat reproduzierten. "Nur durch die Durchführung einer so großen Anzahl von Simulationen und mit Modelversionen, die bewusst eine ganze Palette von Verläufen widerspiegeln sollen, können wir die Unsicherheit in den Griff kriegen, die ein so komplexes System wie unser Klima mit sich bringt", erklärt der leitende Autor Dr. Dan Rowlands von der Fakultät für Physik der Universität Oxford im Vereinigten Königreich. "Unsere Arbeit war nur mögliche, weil tausende von Menschen ihren Heimcomputer zur Verfügung gestellt hatten, um diese Simulationen durchführen zu können." Die Resultate zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Welt die "2-Grad-Grenze" noch dieses Jahrzehnt überschreitet, sehr hoch ist, wenn sich an den Emissionen nichts ändert. Dieses Wissen ist wichtig für andere Forscher, die sich den Auswirkungen der Klimaveränderung widmen; mit diesen Informationen müssen sie nun selbst bei einem mittleren Emissionsszenario die Möglichkeit einer Erwärmung um bis zu 3 Grad (über dem Durchschnitt von 1961-1990) bis zum Jahre 2050 in Erwägung ziehen. Dies ist eine schnellere Erwärmungsrate, als die meisten anderen Modelle vorhersagen. "Die meisten Vorhersagen zur globalen Erwärmung basieren auf einer ganzen Reihe von Ergebnissen, die unterschiedliche Gruppen auf der ganzen Welt zufällig zu einem Modellvergleich beigetragen", erklärt Professor Myles Allen vom Institut für Geographie und Umwelt der Oxford-Universität und einer der Autoren der Abhandlung. "Diese Gruppen haben nicht zum Ziel, das ganze Ausmaß der Unsicherheit zu erforsche und genau deshalb werden Studien wie unsere benötigt." Co-Autor Dr. Ben Booth vom Met Office Hadley Centre erklärt: "Innerhalb der internationalen Gemeinschaft gab es erhebliche Anstrengungen, um die Konsequenzen von Klima-Unsicherheiten auf zukünftige Projektionen zu quantifizieren und zu verstehen. Diese Arbeit ist der bisher vermutlich ehrgeizigste Versuch und illustriert den wichtigen Beitrag der Bürger-Wissenschaft-Bewegung auf diesem Gebiet." Das Projekt brachte viele Akteure, aber auch private Unternehmen aus ganz Europa zusammen. Über 35.000 aktive Hosts wurden für diese Studie verwendet. Freiwillige ließen ein Klimamodell durch ihren Computer laufen. Das Modell lief automatisch als Hintergrundprozess auf den Computern, sobald er eingeschaltet wurde. Die Teilnehmer konnten ihren Computer wie gewohnt verwenden; die Ergebnisse wurden automatisch versendet. Co-Autor Professor Dave Frame von der Victoria Universität Wellington in Neu Seeland und Visiting Fellow an der Smith School of Enterprise and the Environment der Universität Oxford sagt: "Solche Ensembles sind für Forscher ein innovatives Werkzeug, um zu untersuchen, was in der Zukunft passieren könnte, stellen eine aufregende neue Ressource für die Klimaadaption dar und haben die Auswirkungen auf die Gemeinden."Weitere Informationen sind abrufbar unter: Universität Oxford: http://www.ox.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) Nature Geoscience: http://www.nature.com/ngeo/index.html(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Neuseeland, Vereinigtes Königreich