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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Ist es personenabhängig, ob Berührungen als angenehm empfunden werden oder nicht?

Ein internationales Forscherteam aus den Niederlanden, Italien und den Vereinigten Staaten hat herausgefunden, dass der primäre somatosensorische Kortex darüber entscheidet, ob eine Berührung angenehme Empfindungen auslöst. Bis jetzt war man davon ausgegangen, dass diese Hirnr...

Ein internationales Forscherteam aus den Niederlanden, Italien und den Vereinigten Staaten hat herausgefunden, dass der primäre somatosensorische Kortex darüber entscheidet, ob eine Berührung angenehme Empfindungen auslöst. Bis jetzt war man davon ausgegangen, dass diese Hirnregion nur auf die körperlichen, nicht jedoch auf die emotionalen Aspekte einer Berührung anspricht. Eine im Fachblatt PNAS veröffentlichte Studie beschrieb in einem Experiment, welche Gehirnaktivitäten dabei ablaufen. Heterosexuelle Männer wurden hierfür in einem funktionellen Magnetresonanztomographen (fMRT) untersucht und dabei sanft an den Beinen gestreichelt, allerdings in zwei verschiedenen Situationen. In der ersten Situation beobachteten die Probanden durch eine spezielle Brille, wie sich eine attraktive Frau zu ihnen herunterbeugte, um die Berührung auszuführen. Beim zweiten Mal war es ein Mann, der streichelte, wie die Probanden zu beobachten glaubten. Nun beurteilten die männlichen Probanden die Berührung nur als angenehm, wenn die Frau sie streichelte, nicht hingegen beim Mann. Ihre Angaben bestätigten sich in den Messungen der Aktivität - also der Durchblutung - im primären somatosensorischen Kortex. Was die Probanden nicht wussten, war, dass es immer die Frau war, die die Streicheleinheiten austeilte. Ihren Angaben zufolge fühlte sich die Berührung unterschiedlich an, je nachdem, ob sie von Frau oder Mann stammte. Wie sich herausstellte, war der primäre somatosensorische Kortex dafür verantwortlich, dass das "weibliche" Streicheln als angenehm, das "männliche" aber eher als unangenehm empfunden wurde. Dabei beobachteten die Probanden (über das eingespielte Video auf der Brille) nichts weiter, als dass der Mann bzw. die Frau auf die Beine zuging. Die Studie wurde von Forschern des Caltech Brain Imaging Center in den Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit Christian Keysers und seiner Kollegin und Frau Valeria Gazzola durchgeführt, beide auf Gastbesuch von der Universität Groningen in den Niederlanden. Eine Marie-Curie-Beihilfe für Spitzenforscher (EXT) in Höhe von 1,34 Mio. EUR hatte Professor Keysers ermöglicht, sein eigenes Forscherteam zusammenzustellen und ein Labor einzurichten: das Social Brain Lab am niederländischen Institut für Neurowissenschaften der Königlichen Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften (NIN-KNAW). Wie Professor Keysers erklärt, ist "nichts in unserem Gehirn wirklich objektiv, denn unsere Empfindungen werden stark von unseren Gefühlen beeinflusst." Und Valeria Gazzola fügt hinzu: "Intuitiv denkt jeder, dass bei Berührungen objektiv zuerst die physischen Aspekte wahrgenommen werden - die Geschwindigkeit des Streichelns, die Zärtlichkeit oder die Glätte der Haut. Dabei entscheiden wir erst in einem zweiten Schritt, nachdem wir die Person erkennen, die uns berührt hat, ob wir diese Berührung mögen oder nicht." Valeria Gazzola schließt daraus, dass dieser zweistufige Prozess nicht auf zwei getrennte Gehirnregionen zurückzuführen ist, sondern der primäre somatosensorische Kortex auch bei den emotionalen Aspekten eine Rolle spielt. Wie die Studie deutlich zeigte, kann die Empfindung der jeweiligen Person gegenüber die angeblich objektive Wahrnehmung einer Berührung im Nachhinein verzerren.Weitere Informationen sind abrufbar unter: California Institute of Technology (Caltech): http://www.caltech.edu/(öffnet in neuem Fenster)

Länder

Italien, Niederlande, Vereinigte Staaten