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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Zur multiresistenten Tuberkulose muss noch mehr geforscht werden!

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulose (TB) infiziert. Allen heldenhaften Bemühungen um die Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheit zum Trotze stellt Tuberkulose immer noch eine ernsthafte Bedrohung für den Einzelnen und für die öffentliche Gesundheit weltweit da...

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulose (TB) infiziert. Allen heldenhaften Bemühungen um die Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheit zum Trotze stellt Tuberkulose immer noch eine ernsthafte Bedrohung für den Einzelnen und für die öffentliche Gesundheit weltweit dar. In den letzten Jahren nahm dieser Kampf an Härte zu, da ein neuer Stamm multiresistenter Tuberkulose (multidrug-resistant tuberculosis, MDR-TB) zu einer ernstzunehmenden neuen Bedrohung geworden ist. Neue Forschungsergebnisse könnten nun durchaus die Antwort auf die Frage der Bekämpfung dieses neuen TB-Stamms sein, aber es ist noch mehr Forschungsarbeit vonnöten, um die empfohlene Behandlung weiter zu optimieren. Die Studie wurde teilweise im Rahmen des Projekts TB PAN-NET ("Pan-European network for the study and clinical management of drug resistant tuberculosis") finanziert, dem innerhalb des Themenbereichs Gesundheit des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) nahezu 11 Mio. EUR zur Verfügung gestellt wurden. Einer internationalen Arbeitsgruppe mit dem Namen "Collaborative Group for Meta-Analysis of Individual Patient Data in MDR-TB" zufolge kann der Einsatz neuerer Medikamente, einer größeren Anzahl wirksamer Arzneimittel und ein längeres Behandlungsschema mit einer verbesserten Überlebensrate von MDR-TB-Patienten in Verbindung gebracht werden. Die Forschungsarbeit der Gruppe wurde in PLoS Medicine veröffentlicht. 2010 erkrankten 8,8 Millionen Menschen an TB. 1,4 Millionen Menschen starben daran. Tuberkulose ist somit der zweitgrößte Killer weltweit, der mit einem einzigen Krankheitserreger als Waffe auskommt. Mehr als 95 Prozent dieser Todesfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, was viele Menschen in der sogenannten Ersten Welt dazu verleitet anzunehmen, dass sie sicher seien. Tatsächlich konnte bislang kein einziges Land diese Krankheit gänzlich ausrotten. Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagen, dass allein in Europa die Tuberkulose stündlich 49 Neuerkrankungen sowie sieben Todesfälle verantwortet. Das Auftauchen von Stämmen, die gegen mehrere Antibiotika einschließlich Isoniazid und Rifampicin, die beiden mächtigsten standardmäßig eingesetzten Medikamente der Erstlinientherapie gegen Tuberkulose, resistent sind, fordert jedoch zu globalen Anstrengungen in Bezug auf die Eindämmung von TB heraus. Die Behandlung der multiresistenten Tuberkulose ist langwierig, gesundheitsschädlich toxisch, teuer und resultiert meistens in für die Patienten eher mangelhaften Ergebnissen. Wichtig zu wissen: Bislang sind keine optimalen Behandlungsverfahren bei MDR-TB festgelegt worden und bis heute gibt es keine randomisierten kontrollierten Studien für MDR-TB-Behandlungen. In manchen Ländern wird es immer schwieriger, eine multiresistente Tuberkulose überhaupt zu behandeln. Die Behandlungsoptionen sind begrenzt und empfohlene Medikamente stehen nicht immer zur Verfügung. In einigen Fällen sind sogar noch mehr medikamentenresistente Tuberkulosestämme aufgetreten. Die sich ausdehnende resistente Tuberkulose mit der Bezeichnung XDR-TB ist eine Form der MDR-TB, die auf noch weniger verfügbare Medikamente anspricht. Die Forscher der "Collaborative Group for Meta-Analysis of Individual Patient Data in MDR-TB" fassten Daten von 9 153 Patienten aus 32 Zentren zusammen, um mehr über die effektivste Methode zur Behandlung von MDR-TB herauszufinden. Erfolgreiche Behandlungsergebnisse bei den Patienten waren, wie die Forscher entdeckten, mit der Einnahme bestimmter Medikamente, der Einnahme von vier oder mehr wirksamen Medikamenten und der Behandlungsdauer assoziiert. Die Autoren konnten somit schlussfolgern, dass "diese individuelle Patientendatenmetaanalyse von 9 153 Patienten darauf hinweist, dass zur MDR-TB-Behandlung ein Chinolon-Antibiotikum einer späteren Generation und Ethionamid oder Prothionamid gehören sollten." Bei Patienten, die zuvor noch keine Zweitlinientherapeutika eingenommen haben, scheint die optimale Anzahl von wahrscheinlich wirksamen Medikamenten in der intensiven Anfangsphase mindestens vier und in der Fortsetzungsphase mindestens drei zu sein. Die mit den höchsten Erfolgschancen verbundene Therapiedauer lag bei 7 bis 8,5 Monaten für die intensive Anfangsphase und 25 bis 27 Monaten Gesamtdauer. Die Autoren rufen jedoch aufgrund der Einschränkungen in den Methoden und der Art der in der Studie verwendeten Daten zur vorsichtigen Interpretation der Ergebnisse auf. Die Autoren stellen fest: "In Hinsicht auf die ernsthaften Einschränkungen dieser Beobachtungsdaten sollten diese Erkenntnisse als drängender Auslöser einiger wichtiger Fragen für zukünftige klinische Studien betrachtet werden. Zu diesen Fragen zählen die Rolle und die Wahl der Injektionsmittel (Medikamente, die per Injektion verabreicht werden müssen), die optimale Dauer einer Injektionstherapie und der Gesamttherapie, der potenzielle Wert der Chinolon-Antibiotika späterer Generationen sowie bestimmter Arzneimittel der Gruppe 4 und der Gruppe 5."Weitere Informationen finden Sie unter: PLOS Medicine http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1001300 WHO Tuberculosis http://www.who.int/topics/tuberculosis/en/