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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Science-Fiction: Bislang ungenutzte Inspirationsquelle für zukünftige Wissenschaftler?

Science-Fiction kann die Leserinnen und Leser zweifellos in andere Welten versetzen und in ihnen Vorstellungen von einer noch fernen Zukunft entstehen lassen. Oftmals sind Orte und die herrschenden Zustände rein phantastisch, aber in anderen Fällen liefern sie unheimlich genau...

Science-Fiction kann die Leserinnen und Leser zweifellos in andere Welten versetzen und in ihnen Vorstellungen von einer noch fernen Zukunft entstehen lassen. Oftmals sind Orte und die herrschenden Zustände rein phantastisch, aber in anderen Fällen liefern sie unheimlich genaue Vorhersagen des Lebens in der Zukunft. Man erzählte schon von Panzerfahrzeugen und Raumfähren, bevor sie in der realen Welt überhaupt existierten. Das gleiche gilt für Tablet-Computer, Videokonferenzen, virtuelle Spiele, mit Gesten gesteuerte Computerschnittstellen und sogar die Bürozelle. Science-Fiction kann aber auch - und das hat vielleicht noch viel größere Bedeutung - die junge Generation für die Wissenschaften begeistern. Gemäß einer von der Universität Valencia in Spanien durchgeführten Studie wird diese Chance bislang keineswegs im vollen Umfang genutzt. "Es bereitet heutzutage Sorgen, dass es nicht genug Studierende in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gibt. Und dieser Trend ist auch immer häufiger gerade bei Frauen zu beobachten. Science-Fiction könnte bei jüngeren Schülerinnen und Schülern eine wissenschaftliche Neigung erwecken", erklärt Jordi Solbes Matarredona, Forscher an der Universität Valencia und Koautor der Studie, die im Fachjournal Enseñanza de las Ciencias veröffentlicht wurde. Jordi Solbes befragte gemeinsam mit Fanny Petit 173 Schülerinnen und Schüler an vier verschiedenen staatlichen und über Zuschüsse betriebenen Schulen in Land und Stadt per Fragebogen. Sie verfolgten damit das Ziel, das Niveau des Wissens über Science-Fiction und die Akzeptanz dieses Genres in den Schulen zu ermitteln. Sie fanden insgesamt 578 konkrete Hinweise auf Einflüsse aus der Science-Fiction-Kultur. Die zahlenmäßig bedeutendsten waren "Stars Wars", "Matrix", "X-Men", "I, Robot", "Spiderman" und "The Day after Tomorrow". "Es gab aber auch 78 Nennungen, die auf Verwechslungen zwischen Science-Fiction und Magie, Action und Abenteuer hinwiesen, da auch 'Harry Potter' und 'Der Herr der Ringe' ... wie auch 'Die unendliche Geschichte' und 'Mission Impossible' erwähnt wurden", beschreibt Solbes die Datenlage. Und leider wurden einige Filmklassiker des Genres kaum vermerkt: "Planet der Affen" hatte neun Nennungen, "2001: Odyssee im Weltraum" bekam zwei und "Blade Runner" kannte keiner. Trotz dieses schlechten Ergebnisses sahen etwa 24% der Befragten Science-Fiction in einem positiven Licht, und 31% sprachen in diesem Zusammenhang von Fortschritten in Wissenschaft und Technik. Außerdem hatten 47% eine positive Meinung von Wissenschaftlern. 35% hatten eine verzerrte oder übertriebene Auffassung und 12% äußerten sich abfällig. Negative Kommentare beschrieben Wissenschaftler als "selbstsüchtig", als "Leute, die die Welt beherrschen wollen" und "ihr Leben im Labor verbringen", womit das typische Bild von "spleenigen Wissenschaftler" gepflegt wurde. Diese Ansichten könnten das Resultat davon sein, wie Wissenschaftler in Superhelden-Filmen wie "X-Men", "Spiderman" und "Hulk" dargestellt werden. "In diesen Filmen ist der Gegenspieler zumeist der wahnwitzige Wissenschaftler, der die Welt beherrschen oder auch seine Macht nach dem Erfinden einer mächtigen 'Waffe' maximieren will", erklärt der Forscher, und in "Star Wars" und "Matrix" würden die Wissenschaftler erst gar nicht in Erscheinung treten. Im Rahmen der Studie wurden außerdem 31 wissenschaftlich-technische Lehrbücher im Bereich der allgemeinen Schulpflicht und der Oberstufe für die Fächer Physik und Chemie, Biologie sowie Geologie und Technik zugleich mit den Büchern für die Lehrer, CD-ROMs und Arbeitsheften analysiert. Die Texte waren von 2000 bis 2008 und somit relativ neu; sie kamen von sieben der wichtigsten Verlage. Sie alle wurden einer Analyse auf Vorhandensein oder Fehlen von Science-Fiction unterzogen. "Von den 31 analysierten Mittel- und Oberschulbüchern beinhalteten 22 keinerlei Hinweise auf Science-Fiction - weder in Fotografien, Kommentaren, Texten, Aktivitäten noch in Internetreferenzen", berichtet der Forscher. In fünf Büchern fand sich ein Science-Fiction-Element in Form eines Fotos, Texts oder einer Problemfrage; drei Bücher warteten mit zwei dieser Elemente auf, und gerade ein Buch (Physik und Chemie) beinhaltete alle drei Science-Fiction-Elemente. "Am markantesten unter diesen war ein Foto von Superman in einem der Begleittexte zur Entdeckung des Minerals Jadarit, dessen chemische Formel der des fiktiven Minerals Kryptonit sehr ähnlich ist", erläutern die Forscher. Sie fanden außerdem ein Lehrbuch mit einem Bild des Raumschiffs Enterprise aus der Serie "Star Trek" zu einem ergänzendem Text über die Energiequellen von Schiffen und die Entfernungsprobleme, mit denen Kapitän Nemo aus "20 000 Meilen unter dem Meer" auf seiner Unterwasserreise konfrontiert hätte sein können. Ein weiteres Problem wurde im Zusammenhang mit den Umdrehungen pro Minute aufgeworfen, mit denen die Raumstation aus "2001: Odyssee im Weltraum" rotieren müsste, um die Erdanziehungskraft zu simulieren. In den Technikbüchern tauchte eine Aktivität auf, bei der es um den Entwurf eines Autos für das Jahr 2050 ging, sowie ein Verweis auf die Gesetze der Robotik von Isaac Asimov und ein weiterer, in dem eine Science-Fiction-Kinoserie mit Filmbeispielen wie "Matrix" und "Blade Runner" genannt wird. "Da die Schulbücher den Großteil dessen bilden, was gelehrt wird, sagt uns das, dass Science-Fiction, da hierbei auch die Lehrer wenig aktiv werden, kaum in der Schule präsent ist, obwohl die Lehrenden an sich eine positive Sichtweise darauf haben", schlussfolgern die Forscher. Die Forscher entdeckten überdies insgesamt positive Einstellungen der Lehrer gegenüber Science-Fiction. Insgesamt 56 Lehrer wurden dazu befragt, welche Art Science-Fiction sie kennen und sollten diese nach Kinofilm, TV-Serie oder Buch einteilen. Diesen Ergebnissen zufolge war die "Star Wars"-Saga immer noch am beliebtesten, zusammen mit "Zurück in die Zukunft" und "Matrix". Jedoch auch andere Filmklassiker wie "Metropolis", "Blade Runner", "2001: Odyssee im Weltraum" und "I, Robot" wurden häufiger als bei den Jüngeren erwähnt. Insgesamt nannten die Lehrer auch Bücher doppelt so häufig wie die Lernenden. "Etwa 38% der Antworten beziehen sich direkt auf eine verbesserte Motivation und mehr Interesse für die Naturwissenschaften bei den Schülerinnen und Schülern", betont Solbes. Die Forscher schlagen infolge ihrer Erkenntnisse Lernaktivitäten auf Grundlage von Science-Fiction-Filmen und -Serien als eine Möglichkeit vor, um zu überprüfen, ob diese Aktivitäten tatsächlich das Bild bessern können, dass sich die Lernenden von den Wissenschaften und den Wissenschaftlern machen.Weitere Informationen finden Sie an der: University of Valencia: http://www.uv.es/uvweb/universidad/en/universidad-valencia-1285845048380.html Enseñanza de las Ciencias: http://dialnet.unirioja.es/servlet/revista?codigo=497

Länder

Spanien

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