Fischfreundliche Umwelt gestalten
Fischarten wie Lachs zieht es unaufhaltsam wieder zurück an den Ort ihrer Geburt, wo auch sie sich fortpflanzen und der Kreislauf des Lebens sich erneut schließt. Einige Fische folgen speziellen Wanderungsrouten und dabei geraten Flüsse und Flussmündungen bewohnende Arten durch Dämme und Kraftwerke in Gefahr. An der University of Southampton wird unter Leitung von Dr. Paul Kemp vom zur Universität gehörenden International Centre für Ecohydraulics Research (ICER) Forschung mit dem Ziel des Schutzes dieser Fische durchgeführt. Das europäische Wissenschaftszentrum hat sich bereits weltweit einen Namen gemacht, da es die Ingenieure dabei unterstützt, die Entwicklung der Wasserkraftnutzung und Wissen über das Verhalten der Fische unter einen Hut zu bekommen, und innovative Wege geht, um die Tiere von Turbinen und Ansaugsystemen fernzuhalten. Dr. Kemp konzentriert seine Anstrengungen auf die Untersuchung der verhaltensbezogenen Anziehungs- und Abstoßungspunkte in Kombination mit anderen Aspekten des Verhaltens von Fischen, wozu auch die Ausbreitung und die Wanderrouten zählen. Einige Fische, wie beispielsweise Lachs und Forelle, ändern ihr Verhalten entsprechend spezieller hydrodynamischer Auslösereize, etwa der Beschleunigung der Strömung. Das reduziert durchaus die Anzahl der Fische, die Opfer eines gefährlichen Anziehungspunkts, einer Turbine oder eines anderen Wasserzulaufs werden, wirkt sich im Falle sicherer Fischtreppen aber eher negativ aus, da diese die Strömung gleichermaßen beschleunigen. Sich fischfreundliche Konstruktionen auszudenken, sei nicht neu, wie Dr. Kemp erklärt. "Fischwege sind keine wirklich neue technische Finesse. Es gibt Aufzeichnungen aus dem England des 13. Jahrhunderts über die Notwendigkeit, innerhalb von Wehren einen Raum zu schaffen, in dem die Lachse flussaufwärts zu ihren Laichplätzen gelangen können und der breit genug sein muss, dass ein wohlgenährtes Schweine quer darin stehen kann, ohne die Wände zu berühren", erzählt Dr. Kemp. "Man vermutet, dass dieses 'King's Gap' schon aus den Tagen von Richard Löwenherz stammt, wir aber müssen noch durchdachter herangehen, um die Arten vor Schaden zu bewahren. Wir möchten uns Aspekte des Verhaltens der Fische zu Nutze machen, um deren Ausbreitung und Wanderungsbewegungen zu manipulieren und somit die Wahrscheinlichkeit zu vergrößern, sie von gefährlichen Bereichen wie den Turbinen- und Wassereinläufen fernzuhalten, und sie auf andere vorzuziehende Wege wie zum Beispiel Fischpässe umzuleiten", fügt Dr. Kemp hinzu. Aus historischen Gründen richtete sich die Arbeit in diesem Bereich auf Lachs aus; in letzter Zeit bezog man jedoch verschiedene weitere Fischarten ein, die durch technische Bauwerke an Flüssen und die Steuerung der Wasserströmungen in Gefahr geraten könnten. Die Forschung ist rund um die ganze Welt im Gange, auch am Yangtze in China und am mächtigen Amazonas in Südamerika. Die Wissenschaftler am Southampton nutzen die Kanäle im Science Park der Universität, um das Fischverhalten in Reaktion auf die Hydrodynamik an Staudämmen zu untersuchen. Ein weiterer Hauptbereich der Forschung des Dr. Kemp beschäftigt sich mit Aalen. Hier sind die Populationen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um 90 Prozent eingebrochen. Die erwachsenen Tiere, welche die Süßwasserflüsse verlassen, um Tausende von Meilen bis in die Sargassosee im Nordatlantik zurückzulegen, um dort zu laichen und zu sterben, werden von winzigen Jungtieren, den sogenannten Glasaalen ersetzt, die dann auf die beschwerliche Reise zurück in die europäischen Flüsse gehen. Aufgrund des Zusammenbruchs der Aalbestände ist diese Art nun durch EU-Gesetzgebung und das Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, CITES) von 1973 geschützt. Sowohl die erwachsenen Aale als auch die Glasaale leben jedoch mit dem permanenten Risiko, in die Kühlwassersysteme der Kraftwerke eingesaugt oder von Wasserturbinen zerstückelt zu werden. So bleibt zum Schutz der Aale noch viel zu tun; die Forscher an der Southampton-Universität untersuchen, ob nicht Veränderungen an der Beleuchtung oder der Akustik in der Nähe der Ansaugrohre die Fische fernhalten könnten. Dr. Kemp dazu: "Aale sind da etwas anders und weniger empfindlich gegenüber hydrodynamischen Auslösereizen als einige andere Fischspezies. Für sie brauchen wir alternative Ansätze. Wir erforschen die kombinierten Effekte der verschiedenen Auslösereize, beispielsweise Hydrodynamik, Akustik und Licht, um dadurch die Wahrscheinlichkeit der gewünschten Reaktion zu erhöhen."Weitere Informationen erhalten Sie am: International Centre for Ecohydraulics Research (ICER) http://www.icer.soton.ac.uk(öffnet in neuem Fenster) CITES http://www.cites.org/(öffnet in neuem Fenster)
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