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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Lebensrettende Medikamente aus tödlichem Gift

Die Begegnung mit einem Skorpion, einer giftigen Schlange, Qualle oder Vogelspinne ist für die meisten Menschen eher ein Grund zur Flucht. Doch für eine Forschergruppe, die das therapeutische Potenzial ihres Giftes untersucht, sind dies jedoch sehr hochgeschätzte Kreaturen. ...

Die Begegnung mit einem Skorpion, einer giftigen Schlange, Qualle oder Vogelspinne ist für die meisten Menschen eher ein Grund zur Flucht. Doch für eine Forschergruppe, die das therapeutische Potenzial ihres Giftes untersucht, sind dies jedoch sehr hochgeschätzte Kreaturen. Das Projekt VENOMICS ("High-throughput peptidomics and transcriptomics of animal venoms for discovery of novel therapeutic peptides and innovative drug development") extrahiert das Gift, untersucht seine Inhaltsstoffe und testet, wie jedes einzelne Molekül von den Medizinern verwendet werden könnte. Es gibt mehr als 100.000 giftige Tierarten und jeder Gifttyp ist eine komplexe Mischung aus bis zu 1.000 toxischen Molekülen - die meisten von ihnen Miniproteine, sogenannte Peptide. Bisher wurden 2.000 Tiergiftproteine identifiziert, während das VENOMICS-Projekt 10.000 neue studieren wird. Tierische Toxine enthalten häufig Neurotoxine, die auf das Nervensystem der Beute einwirken. Cardiotoxine beeinflussen die Herzfunktion, während Hämotoxine es auf Blutkörperchen und Kreislauf abgesehen haben. Aber obwohl sie tödlich sein können, können diese Toxine einzeln und in geringen Mengen bei der Therapie von Herzkrankheiten, Schmerzen, Krebs, Diabetes und anderen Krankheiten helfen und möglicherweise Leben retten, so das VENOMICS-Team. Aufgrund seiner Fähigkeit, mit großen Mengen an Miniproteinen umzugehen, ist dieses Projekt besonders innovativ. Bei einem traditionellen Ansatz werden Giftextrakte getestet, um zu sehen, ob sie einen biologischen Prozess beeinflussen können. Diese Gifte, die sich zu diesem Zeitpunkt als "interessant" erweisen, werden dann in ihre Bestandteile zerlegt. Jede Komponente wird dann wieder auf ihre Auswirkungen getestet, bevor sie weiter aufgespalten wird. Schließlich wird das Einzelmolekül, das für die Bioaktivität verantwortlich ist, ermittelt, gereinigt und seine Struktur wird bestimmt. Obwohl dieses Verfahren wirksam ist, ist es langsam und kann nicht für eine groß angelegte Untersuchung der Tiergifte verwendet werden. Die VENOMICS-Forscher begonnen mit einer DNA-Sequenzierung, um eine Datenbank aus 10.000 Miniproteinen aufzubauen, die dann mit Hilfe von Bakterien reproduziert werden können. Die Moleküle werden im Folgenden gereinigt und ihre Aktivität in vitro untersucht. Dann wird man sehen können, unter welchen Bedingungen ein Molekül aktiv wird. Das Team wird an einer Vielzahl von Miniproteinen gleichzeitig arbeiten, sodass der Vorgang beschleunigt wird. Obwohl dieser Bereich zum ersten Mal eingehend untersucht wird, wissen wir bereits, dass es möglich ist, aus einem Gift ein Medikament zu machen. Captopril, ein aus dem Gift einer brasilianischen Grubenotter abgeleitetes Molekül, wird zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mindestens 1 Mrd. USD. Zwei weitere Medikamente aus Schlangengift werden bei der Behandlung von Herzinfarkten eingesetzt, während das Gift einer Kegelschnecke zur Schmerzlinderung verwendet werden kann. Eines der neuesten Medikamente, das aus einem Gift abgeleitet wird und nun auf den Markt kommt, wird aus dem Speichel der Gila-Monstereidechse hergestellt. Dieses kommt bei der Behandlung von Typ-II-Diabetes zum Einsatz. Ist das Projekt erfolgreich, wird es zu einer Vielzahl von neuen Wirkstoffkandidaten führen und dem VENOMICS-Team die Entwicklung von Medikamenten selbst ermöglichen sowie Patentierungsgelegenheiten für Pharmaunternehmen schaffen. Das Projekt wird von der in Frankreich ansässigen VenomeTech geleitet, einem kleinen Unternehmen, das auf Gift-Wirkstoffforschung spezialisiert ist. Es wird von anderen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Universitäten aus Frankreich, Belgien, Dänemark, Spanien und Portugal begleitet. Die Projektpartner haben knapp 6 Mio. EUR an Finanzmitteln aus dem Themenbereich Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) erhalten.Weitere Informationen sind abrufbar unter: VENOMICS : http://www.venomics.eu/ Projektdatenblatt

Länder

Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Portugal

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