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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Bewertung der Nachhaltigkeit der Aquakulturproduktion

In den letzten zehn Jahren hat der Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten weltweit deutlich zugenommen, was auf den Bevölkerungsanstieg, den wachsenden Wohlstand und sich ändernde Essgewohnheiten zurückzuführen ist - viele Menschen sehen in Meeresfrüchten jetzt eine gesunde Al...

In den letzten zehn Jahren hat der Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten weltweit deutlich zugenommen, was auf den Bevölkerungsanstieg, den wachsenden Wohlstand und sich ändernde Essgewohnheiten zurückzuführen ist - viele Menschen sehen in Meeresfrüchten jetzt eine gesunde Alternative zu Fleisch. Die EU ist der größte einzelne regionale Importeur, wobei viele der Importe aus Asien stammen. Das von der EU finanzierte Projekt SEAT ("Sustainable Trade in Ethical Aquaculture") erforscht neue asiatische aquatische Nahrungsketten - und untersucht deren Nachhaltigkeit. Die Forschungsarbeiten des internationalen Teams erstreckten sich auf vier Aquakulturprodukte, die in europäischen Geschäften und Restaurants verkauft werden: Buntbarsch, Pangasius, Garnelen und Krabben. An dem Projekt sind europäische und asiatische Forscher sowie Interessenvertreter kleiner Unternehmen aus Bangladesch, China, Thailand und Vietnam beteiligt. Das Team begann mit der Entwicklung einer umfassenden Übersicht der Wertschöpfungsketten für jedes Produkt, indem es in allen vier Ländern Befragungen durchführte und Schwerpunktgruppen bildete. Dadurch war es möglich, den Produktions- und Verarbeitungsablauf an jedem untersuchten Standort zu nachzuvollziehen und vor Ort Meinungen zu den Beschränkungen für Produktionssteigerungen einzuholen. Die Arbeit erlaubte dem Team ferner die Ermittlung wichtiger Stakeholdergruppen. Der nächste Schritt bestand in einer Ökobilanz aller Prozesse, die nötig sind, um Aquakulturprodukte zum Verbraucher zu bringen, d. h. angefangen bei der Futtermittelproduktion - wozu auch Sojabohnen in Brasilien und Mais in den USA gehören - bis hin zur Entsorgung von Nahrungsabfällen durch den Verbraucher. Anhand einer Ökobilanz ließen sich die Teile der Kette ermitteln, die problematisch sind. Die Analyse wurde in statistische Daten übertragen und zeigte deutlich, warum einige Prozesse nachhaltiger waren als andere. Die Bewertung durch SEAT ist die erste ihrer Art in Bezug auf Reichweite und Ausführlichkeit. Diese Daten wurden auch in speziell entwickelte Modelle eingespeist, mit denen sich das Risiko anderer Aktivitäten, wie z. B. Landwirtschaft, für die existierende Aquakulturbewirtschaftung sowie Umweltveränderungen aufgrund von Aquakulturpraktiken vorhersagen lassen. In Südostasien sind die meisten Fischzuchtbetriebe Teichwirtschaften. Da sich die Bewirtschaftung intensiviert hat und die lokale Bevölkerung auch weiterhin auf dieselben Gewässer angewiesen ist, stellen Aquakulturabfälle eine potenzielle Gefahr für Gesundheit und Umwelt in den benachbarten Gemeinden und ländlichen Gebieten dar. Die Modelle sind an die jeweilige Art und das jeweilige Land angepasst. Indem die Forscher Daten der Produktionsverfahren und Wasserbewirtschaftungsstrategien in jedem Zuchtbetrieb erfassen, können sie den Nährstoffgehalt und das Überdüngungspotenzial - übermäßiges Algenwachstum aufgrund einer hohen Nährstoffkonzentration - und die Gefahr der chemischen Verunreinigung der Gewässersysteme abschätzen. Das SEAT-Projekt entwickelte außerdem ein System, mit dem örtliche Fischzüchter mögliche Umweltauswirkungen vorhersagen können, bevor sie eintreten. Hierfür werden großformatige "Umweltverschmutzungsmodelle" mit Modellen verknüpft, welche die Wechselwirkungen innerhalb einzelner Zuchtbetriebe vorhersagen. Darüber hinaus untersuchte das Projekt die sozialen und ethischen Auswirkungen der Aquakulturproduktion in Bangladesch, China, Thailand und Vietnam. Sie fanden heraus, dass die Geschichten von den enorm schlechten Bedingungen in den Zuchtbetreiben und Verarbeitungsfabriken nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen, sondern eher den hohen Beschäftigungsgrad der örtlichen Bevölkerung in der Aquakulturindustrie widerspiegeln. In Bangladesch gibt es 250 000 Züchter, die Riesengarnelen (black tiger shrimp) produzieren. Das SEAT-Projekt soll im November 2013 auslaufen. Die Forschungsarbeiten sollten zu einer nachhaltigen Auquakulturproduktion in Asien beitragen. Außerdem werden sie die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, industriellen und politischen Beziehungen zwischen Europa und Asien stärken. Die Forschungsergebnisse werden in die Entwicklung eines Ethischen Indizes für Aquakulturprodukte (Aquakultur Ethical Aquaculture Food Index, EAFI) einfließen - ein Instrument zur Unterstützung der Entscheidungsfindung, das alle Ergebnisse des Projekts zusammenfasst, um die weitere Versorgung der EU mit Erzeugnissen aus nachhaltiger Aquakultur sicherzustellen. Das Projekt wurde mit Finanzmitteln der EU in Höhe von 5,8 Mio. EUR gefördert und wird von der University of Stirling in Schottland koordiniert.Weitere Informationen sind abrufbar unter: SEAT http://seatglobal.eu/ Datenblatt des SEAT-Projekts

Länder

Bangladesch, China, Thailand, Vereinigtes Königreich, Vietnam