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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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EU forscht an neuer Generation des Leberersatzes

Die Nachfrage nach Leberersatz war schon immer höher als das Angebot. Allein in der EU warten heute mehr als 10 000 Menschen auf eine Lebertransplantation. Dieses Ungleichgeweicht zwischen Angebot und Nachfrage bedeutet leider, dass 14 % der Patienten, die eine Lebertransplant...

Die Nachfrage nach Leberersatz war schon immer höher als das Angebot. Allein in der EU warten heute mehr als 10 000 Menschen auf eine Lebertransplantation. Dieses Ungleichgeweicht zwischen Angebot und Nachfrage bedeutet leider, dass 14 % der Patienten, die eine Lebertransplantation benötigen, kein Ersatzorgan erhalten. RE-LIVER, ein EU-finanziertes Projekt aus dem Bereich der regenerativen Medizin, zielt darauf ab, dieses Problem mit der Entwicklung einer neuen Generation von Leberersatz anzugehen. Der Schwerpunkt liegt auf der von Grund auf neuen Rekonstitution einer biomimetischen bioartifiziellen Leber. Das Projektteam setzt eine Technologie ein, die ursprünglich für den Einsatz im Weltraum konzipiert wurde, um einen Teil der Arbeit zu unterstützen. Unter der Leitung von Medicyte, einem deutschen Unternehmen aus dem Sektor Biowissenschaften, umfasst das Projektkonsortium eine Mischung aus industriellen und akademischen Partnern: die Universität Manchester im Vereinigten Königreich, die Universität Pisa in Italien, GABO:mi in Deutschland und die Elektrospinning Company (TECL) im Vereinigten Königreich. Das Projekt, das Mitte 2015 fertiggestellt wird, entwickelt künstlich gezüchtete Mini-Leberorgane, die als Organoide bekannt sind. Diese Organoiden bestehen aus Zellen mit Leberzellfunktionen, die zur Behandlung von mit der Leber assoziierten Krankheiten wie Hämophilie (Bluterkrankheit) eingesetzt werden könnten. Die Organoide könnten in den Körper transplantiert werden, um die verlorengegangene Leberaktivität zu ergänzen oder sogar abzulösen. Im Vergleich zu den aktuell üblichen Behandlungen gibt es bei Organoiden ein geringeres Risiko der Immunogenität und ein geringeres Maß an Immunabstoßung. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung für Patienten mit schweren stoffwechselbedingten Lebererkrankungen erhöht und ihre Abhängigkeit von Immunsuppressiva reduziert. Die erste Zielgruppe, welche die entwickelten Organoide erhalten soll, sind Patienten mit genetischen Stoffwechselstörungen wie Hämophilie A. Es gibt 15 000 qualifizierte Hem-A-Patienten, ein solches funktionellen Organoid empfangen könnten. Die Organoide könnten auch für die Behandlung anderer Stoffwechselkrankheiten wie Harnstoffzyklusstörungen (Urea cycle disorder, UCD) verwendet werden. Dr. Joris Braspenning von Medicyte und Koordinator des Konsortiums bemerkt: "Die Kombination unserer sich ergänzenden Fachgebiete bietet einen tieferen Einblick in das komplexe Design einer bioartifiziellen Leber. Sie ist aber auch ein innovatives Konzept zur Entwicklung besserer und schnellerer Diagnosetools und zellbasierter Produkte. Dies wird von großem Nutzen für neuartige Therapien von morgen und natürlich auch für Patienten, die an Lebererkrankungen leiden, sein." Ein Teil des RE-LIVER-Projekts betrifft die Kombination von Raumfahrttechnik mit dem sogenannten Elektrospinnen, bei dem mithilfe einer elektrischen Ladung Fasern produziert werden, die hundert Mal dünner als ein menschliches Haar sind. Diese Fasern werden auf elektrostatische Weise zu mikroskopischen 3D-Gerüsten gesponnen. Die Gerüste bestehen aus synthetischen, für medizinische Zwecke geeigneten Polymeren, die das zelluläre Verhalten von echten menschlichen Geweben imitieren. Der Projektpartner, die Electrospinning Company (TECL), ist ein Spin-off des Science and Technology Facilities Council (STFC) im Vereinigten Königreich, wo diese Weltraumtechnologie entwickelt wurde.Weitere Informationen sind abrufbar unter: RE-LIVER http://www.reliver.eu/ Projektdatenblatt;

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Deutschland

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