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PAPTIC – The Good Conscience Alternative

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Recycelbare Kunststoffalternative erobert den Verpackungsmarkt

Wenn die Ozeane nicht zusammenbrechen sollen, brauchen wir Alternativen zu Kunststoff. Jetzt haben wir eine.

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Eine der größten Bedrohungen für unsere Umwelt ist die schleichende Verstopfung der Ozeane mit Kunststoff. Meereslebewesen fressen ihn, füllen so ihren Magen mit unverdaulichem Material und verhungern dann. Giftstoffe aus der Plastik verschmutzen zudem das Wasser und gehen in die Nahrungskette des Menschen über. Eine der größten Quellen von Kunststoff im Meer sind Produktverpackungen und Einwegtüten. Seit 2014 beschränkt die EU deren Verwendung und fördert Alternativen.

Wiederverwertbarer Kunststoffersatz

Als Antwort darauf wurde im Rahmen des Projekts PAPTIC ein recycelbares Material für Taschen und flexible Verpackungsanwendungen entwickelt. Der Name des Projekts wie auch des gleichnamigen Produkts ist eine Kombination aus „PAPer“ (Papier) und „plasTIC“ (Kunststoff). Das Material ist ein einzigartiges Produkt. Es sieht aus wie Papier und verhält sich auch wie Papier, das haptische Gefühl ist jedoch angenehm und hochwertig wie ein Textil. Es basiert auf einer Technik, die um 2005 in Finnland entwickelt wurde: das Schaumformen, bei dem das Wasser im Papier durch Schaum ersetzt wird. Der Schaum besteht aus einer Mischung aus Wasser, Luft und Tensiden. 2014 hat das Unternehmen seine weiterentwickelte Technik patentieren lassen und 2016 erstmals kommerziell umgesetzt. Ziel des EU-finanzierten Projekts war es, mithilfe einer Demonstrationsanlage in Finnland die Produktion auf industriellen Maßstab zu bringen.

Das Beste aus zwei Welten

„PAPTIC vereint die Vorteile von Papier und Plastik und hebt gleichzeitig die Nachteile von beiden auf“, so Tuomas Mustonen, Gründer des Unternehmens und Projektkoordinator. PAPTIC wird aus nachwachsenden, biologisch abbaubaren Rohstoffen hergestellt, ähnlich denen, die bei der Papierherstellung genutzt werden. Der Verbraucher kann PAPTIC dann mit dem Altpapier entsorgen und recyceln. Doch anders als Papier ist PAPTIC langlebig und auch im nassen Zustand reißfest. Das Produkt kann zwar nicht vollständig wasserdicht sein, weil es dann nicht mehr wiederverwertbar wäre, aber es ist spritzwasserbeständig. PAPTIC ist vier- bis zehnmal fester als Standardpapierverpackungen und kann daher in der Dicke um 30 bis 50 % reduziert werden. Durch diese Festigkeit können Tragetaschen aus PAPTIC bis zu 40-mal verwendet werden. Ein weiterer Vorteil des neuen Materials ist, dass Hersteller sehr leicht darauf umstellen können. PAPTIC ist mit den gängigen Papier- und Kunststoffdruckverfahren kompatibel, sodass Industriekunden ihre Anlagen nicht aufrüsten müssten. Gleichzeitig ist PAPTIC heißsiegelfähig wie Plastikfolie und hat im Vergleich zu Kunststoff eine wesentlich bessere CO2-Bilanz.

Vielseitiges Marktpotenzial

Ursprünglich ging es dem Unternehmen um Tragetaschen. Zwar bleibt dieses Thema auch weiterhin wichtig, doch das Team ist inzwischen in den schnell wachsenden Markt für E-Commerce und Produktverpackungen eingestiegen. Sehr gut geeignet wären Verpackungen aus PAPTIC u. a. für Spielzeug, Elektronik und Toilettenpapier. Im Projekt haben die Forscherinnen und Forscher das Konzept über mehrere Versuchsrunden optimiert. Durch Rückschläge mit Partnerorganisationen wurden die Ziele für die Skalierung zwar nach Projektbeginn noch mal geändert, doch das Team konnte das Produkt trotz allem erfolgreich in die industrielle Fertigung bringen. In der Fabrik werden mithilfe eines originalen Produktionsmodells inzwischen wie geplant 30 000 t pro Jahr hergestellt. „Im nächsten Schritt eröffnen wir unsere eigene Produktionsstätte“, so Mustonen, „in der das ganze Potenzial der PAPTIC-Schaumtechnologie ausgeschöpft werden kann. Sie wird die erste schaumbasierte Fertigungsanlage für Kunststoffersatz.“ Wenn das neue Material zur Verfügung steht, könnte weniger Kunststoff die Ozeane verschmutzen. Und die Tierwelt des Meeres hätte wieder eine echte Chance.

Schlüsselbegriffe

PAPTIC, Kunststoff, Papier, Verpackung, wiederverwertbar, Schaum, Schaumformen, Recycling

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