Wissenschaft im Trend: Mit der Angst vor dem Coronavirus psychologisch geschickt umgehen
Mit der Ausbreitung des Coronavirus in immer mehr Ländern und steigenden Zahlen von Todesfällen ist auch eine besorgniserregende Unsicherheit darüber verbunden, was vor uns liegt. Hamsterkäufe sind nur ein Bewältigungsmechanismus, ausgelöst durch sich ausbreitende psychologische Reaktionen einzelner Personen und ganzer Gesellschaften.
Der leidenschaftliche Appell eines Arztes
Abdu Sharkawy, Arzt und Experte für Infektionskrankheiten an der University of Toronto in Kanada, warnte in einem Facebook-Post davor, dass die Überreaktion der Bevölkerung auf die Ausbreitung des Coronavirus mehr Schaden anrichten könnte als die Krankheit selbst. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels ist der Post bereits mehr als 1,5 Millionen Mal geteilt worden. „Ich habe keine Angst vor Covid-19,“ schreibt er. „Ich habe Angst vor dem Verlust der Vernunft und der Welle der Angst, die die Bevölkerung in einen Teufelskreis der Panik getrieben hat, sodass obszöne Mengen von allem gekauft werden, das einen Bunker in einer postapokalyptischen Welt angemessen füllen könnte.“ Dr. Sharkawy fasst zusammen: „Fakt ist, dass das Virus selbst wahrscheinlich nicht viel Schaden anrichtet, wenn es ankommt. Aber unsere Verhaltensweisen und die Einstellung des ‚kämpfe vor allem anderen für dich selbst‘ könnten sich als verhängnisvoll herausstellen. ... Bekämpft Angst mit Vernunft, Panik mit Geduld und Unsicherheit mit Wissen. Wir haben die Chance, eine Menge über Gesundheitshygiene und das Eindämmen unzähliger übertragbarer Krankheiten in unserer Gesellschaft zu lernen. Lasst uns diese Herausforderung gemeinsam angehen im Geiste des Mitgefühls für andere, Geduld und vor allem einem unermüdlichen Streben nach Wahrheit, Fakten und Wissen statt Mutmaßung, Spekulation und Panikmache.“
Der Umgang mit Anspannung durch den Coronavirus
Jo Daniels, Dozentin an der University of Bath im Vereinigten Königreich, deren Forschungsgebiete Angst und Psychophysiologie unter komplexen medizinischen Bedingungen beinhalten, schrieb einen Artikel für „The Conversation“, in dem sie praktische Tipps für den Umgang mit Angst gibt, sodass sie nicht zu Zwangsstörungen oder Panik wird. „In Zeiten von Stress und Angst greifen wir oft auf Strategien zurück, die helfen sollen, sich aber als kontraproduktiv herausstellen. Zum Beispiel googelt man Symptome, um sich zu beruhigen, obwohl das wahrscheinlich nie für Erleichterung sorgen wird. Wenn unsere Strategien zur Stressbewältigung unsere Angst stattdessen fördern, ist es an der Zeit, Abstand zu nehmen und sich zu fragen, ob man nicht etwas Sinnvolleres tun kann.“ Daniels meint: „Im Fall von COVID-19 beinhalten die Bewältigungsstrategien auch das ständige Beobachten von Nachrichten und sozialen Medien, das die Anspannung enorm erhöht – und nur vorübergehende Sicherheit bringt, wenn überhaupt. Wenn Sie also besorgt sind, versuchen Sie, alle automatischen Benachrichtigungen und Updates zu COVID-19 auszuschalten. Prüfen Sie stattdessen in größeren Abständen verlässliche, neutrale Informationsquellen zu Updates über COVID-19. ... Wissen kann beruhigend sein, wenn es auf Fakten basiert. Es ist häufig die Unerträglichkeit der Unsicherheit, die zu Angstzuständen führt, und nicht die Angst vor der Krankheit selbst.“ Sie fährt fort: „Das Wichtigste ist vielleicht, sich nicht abzuschotten. Persönliche Bindung ist essentiell, um den Überblick zu bewahren, die Laune zu verbessern und uns von belastenden Sorgen abzulenken. Selbst bei auferlegter Isolation ist es wichtig, Einsamkeit zu verhindern und weiter zu reden.“ Daniels erklärt, dass „psychologischer Stress und weitverbreitete Panik nicht teil dieser Erfahrung sein müssen. Ein wesentlicher Faktor des psychologischen Überlebens ist es, normale, tägliche Aktivitäten weiter auszuführen, den Überblick zu bewahren und unnötigen Stress zu vermeiden. In anderen Worten, wo immer möglich: Bleiben Sie ruhig und machen Sie weiter.“
Länder
Vereinigte Staaten