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Targeting epigenetic REPROGRamming of innate immune cells in Atherosclerosis Management and other chronic inflammatory diseases

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Lassen sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Zellen des angeborenen Immunsystems verhindern?

Ein Forschungsteam am Akademischen Medizinischen Zentrum in Amsterdam entwickelt das therapeutische Potenzial der Zellen des angeborenen Immunsystems weiter, damit Herz-Kreislauf-Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vorgebeugt werden kann.

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Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit die häufigste Todesursache – jedes Jahr sterben mehr Menschen an ihnen als aus einem anderen Grund. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass erhebliche Anstrengungen unternommen und Investitionen getätigt werden, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Als vielversprechend haben sich dabei Immunzellen und vor allem Zellen des angeborenen Immunsystems erwiesen. Der Grund dafür ist, dass das Immunsystem eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose spielt, die als Ursache der meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. „Es gibt überzeugende Beweise dafür, dass arteriosklerotische Faktoren zu einer Migration der Immunzellen führen, indem sie Zellen des angeborenen Immunsystems voraktivieren“, sagt Erik Stroes, Spezialist für Herz-Kreislauf-Erkrankungen am Akademischen Medizinischen Zentrum in Amsterdam. „Da die Zellen des angeborenen Immunsystems eine aktive Rolle bei der Induzierung eines kontinuierlichen, geringen Entzündungszustandes in der Arterienwand einnehmen, könnten ‚präparierte‘ angeborene Immunzellen ein vielversprechender therapeutischer Angriffspunkt sein.“ Als Hauptforscher im EU-finanzierten Projekt REPROGRAM möchte Stroes Wissenslücken in Bezug auf das therapeutische Potenzial der Zellen des angeborenen Immunsystems schließen.

Relevante Faktoren

Das Projektteam legte zunächst die Auswirkungen dar, die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf epigenetische Veränderungen in Immunzellen haben. Anschließend brachte es den Einfluss dieser Risikofaktoren auf Arteriosklerose in Erfahrung und untersuchte das therapeutische Potenzial. „Wir stellten fest, dass Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen modulieren, wie Ernährung und Sport, die allgemeine Aktivität der hämatopoetischen Stamm- und Vorläuferzellen im Knochenmark und der myeloischen Zellen in den lymphatischen Organen wie auch im Blutkreislauf beeinflussen“, erklärt Stroes. „Daraus lässt sich schließen, dass das Knochenmark eine Rolle bei der Beschleunigung von Arteriosklerose spielt, indem es ‚präparierte‘ weiße Blutkörperchen produziert. Diese neigen stärker dazu, Entzündungsreaktionen im gesamten menschlichen Körper auszulösen.“ Anschließend fragte sich das Forschungsteam, wie diese häufigen Risikofaktoren Immunzellen aktivieren und wie lange diese Aktivierung anhält. „Unsere Forschung zeigt, dass eine Reihe von Faktoren, die zu arteriosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen, eine langanhaltende Aktivierung des angeborenen Immunsystems induzieren – die erworbene Immunität“, so Stroes weiter. „Daraus resultiert ein systemischer hochentzündlicher Zustand, da die Zellen des angeborenen Immunsystems aggressiver reagieren.“

Die Bedeutung besonderer Maßnahmen

Von diesem Punkt aus untersuchten die Forscherinnen und Forscher, ob sich der aktivierte Zustand des Immunsystems umkehren lässt, wenn man die klassischen Risikofaktoren beseitigt. „Wir konnten glaubhaft aufzeigen, dass das angeborene Immunsystem bei Personen, die klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt sind, hyperaktiv ist“, merkt Stroes an. „Vor allem bleibt dieser hyperaktive Zustand viele Wochen – wenn nicht sogar Monate – bestehen, selbst nachdem diese Faktoren beseitigt wurden.“ Aus dieser Erkenntnis ergibt sich, dass die aktuelle klinische Praxis, bei der „nur“ die klassischen Risikofaktoren wie Cholesterin behandelt werden, den dauerhaften Entzündungszustand nicht hinreichend berücksichtigt. Daher bleibt ein Restrisiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse bestehen. „Damit wird das therapeutische Konzept unterstrichen, dass es besonderer Maßnahmen bedarf, um das verbleibende Entzündungsrisiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankten zu beseitigen“, schlussfolgert Stroes. Die am Projekt beteiligten Forscherinnen und Forscher suchen jetzt nach dem geeignetsten Wirkstoff, um dieses Restrisiko zu senken.

Schlüsselbegriffe

REPROGRAM, Zellen des angeborenen Immunsystems, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunzellen, Arteriosklerose

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