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Humanoide Roboter zur Wiederbelebung des Erlebnisses in Einkaufspassagen

Man kann sich leicht vorstellen, wie soziale Roboter im Kontext der aktuellen COVID-Pandemie Nutzen bringen können – ob an der Rezeption von Krankenhäusern oder in der Bewirtung könnten sie wichtige Aufgaben auf sichere Weise übernehmen. MuMMER entwickelt einen Roboter, der über den Stand der Technik hinausgeht, um authentische Interaktionen zu ermöglichen.

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In letzter Zeit haben sogenannte „soziale Roboter“ für viel Begeisterung gesorgt. Diese Roboter interagieren scheinbar natürlich mit Menschen entsprechend programmierten Regeln, die als Reaktion auf menschliche Verhaltensweisen ausgelöst werden. Es gibt zahlreiche Szenarien, in denen sie Menschen sogar ersetzen könnten, sei dies zum Beispiel in gefährlichen Umgebungen oder weil sie in bestimmten Rollen kostengünstiger und zweckdienlicher sind. Ein potenzieller Markt sind Einkaufspassagen, wo die aufsehenerregende Neuartigkeit von Robotern in Kombination mit kundenorientierten Funktionen die Interaktion mit Kundinnen und Kunden in diesem äußerst umkämpften Wettbewerbsumfeld erhöhen könnte. Viele soziale Roboter bleiben im Bereich authentischer Interaktionen jedoch hinter den Erwartungen zurück und stellen wenig mehr als glorifizierte Touchscreens dar. Das von der EU unterstützte Projekt MuMMER hat einen humanoiden Roboter auf der Grundlage des Pepper-Roboters von SoftBank entwickelt, der autonom und natürlich mit der Öffentlichkeit interagieren kann. „Ein Problem bestehender kundenorientierter Roboter ist, dass die Menschen mehr von einem Gespräch erwarten. Da die Systeme jedoch nicht dafür entwickelt wurden, hinterlassen sie meist einen enttäuschenden Eindruck. Wenn die Menschen sich an den MuMMER-Roboter wenden, können sie ein echtes Gespräch führen“, so die Projektkoordinatorin Mary Ellen Foster von der Universität Glasgow, die der Projektträger ist.

Neuester Stand der Technik in der Mensch-Roboter-Interaktion

Um die Anforderungen und Herausforderungen mehrerer Interessengruppen zu ergründen, arbeitete das Team mit der Kundschaft, der Verwaltung von Einkaufspassagen sowie den Ladenbesitzerinnen und -besitzern zusammen, die alle an der Ausarbeitung des Roboterverhaltens mitwirkten. Diese Interessengruppen trugen auch zur Bewertung der Leistung des Roboters bei. „Diese gemeinsamen Sitzungen machten uns auch klar, dass unsere ursprünglichen Ideen zwar attraktiv waren, zum Beispiel die Vorstellung eines Roboters als Sicherheitskraft, sie aber mit der ausgewählten Hardware-Plattform nicht umzusetzen waren“, erklärt Foster. „Im Verlauf dieser Treffen wurde deutlich, dass eine Kombination aus Orientierungshilfe und Gesprächsmöglichkeit, einschließlich Selfie-Unterstützung, das richtige Modell war.“ Folglich konzentrierte sich das Team auf die Entwicklung einer Möglichkeit, wie der Roboter die Körpersprache von Menschen in seiner unmittelbaren Nähe nachverfolgen und interpretieren kann, um zu entscheiden, ob sie mit ihm interagieren wollen oder nicht. Dies ermöglichte dem Roboter, angemessen zu reagieren. Neben der Ausführung eines sozialen Chatbot-Systems, um Gespräche möglich zu machen, wurde der Roboter auch dafür entwickelt, Kundinnen und Kunden Auskunft über die Wege zu Orten im Einkaufszentrum zu erteilen. Dabei setzte das Team eine Methode ein, die den Roboter die Perspektive anderer einnehmen lässt, um sicherzustellen, dass der Roboter anhand eines 3D-Modells korrekte Anweisungen gibt, wenn er auf bestimmte Orientierungsmerkmale zeigt oder auf sie hinweist.

Interaktionen mit der Kundschaft

Das MuMMER-System wurde 14 Wochen lang täglich mehrere Stunden lang neben dem Informationsschalter im Einkaufszentrum Ideapark in Finnland eingesetzt. Um den Erfolg zu bewerten, führte das Projektteam eine Umfrage unter den wichtigen Interessengruppen durch, die eine Fülle von Daten für zukünftige Entwicklungen lieferte. Zwar werden die Ergebnisse zurzeit noch ausgewertet, im Allgemeinen reagierten die Befragten jedoch positiv auf den Roboter, trotz einiger technischer Schwierigkeiten bei der Sprachverarbeitung und dem maschinellen Sehen. „Die Endversion hatte zweifelsohne ihre Einschränkungen, obwohl sie letztendlich fließend Finnisch sprach. Wir sind dennoch davon überzeugt, dass diese Herangehensweise die beste langfristige Lösung für erfolgreiche soziale Roboter an öffentlichen Orten ist“, merkt Foster an. Das Team von MuMMER nutzte technisches Fachwissen aus verschiedenen Fachgebieten, darunter: die audiovisuelle Sensorik, die Verarbeitung sozialer Signale, das Interaktionsmanagement und die Lokalisierung. Die Einbindung von Ideapark und SoftBank Robotics Europe war für das Konsortium ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Ein Großteil des zugrunde liegenden Codes, der von MuMMER entwickelt wurde, ist nun in Form einer wiederverwendbaren quelloffenen Software für Komponenten der Robotertechnik verfügbar. Das ganze System könnte Partnerinstitutionen verfügbar gemacht werden, die mit dem Projektteam zusammenarbeiten und die Roboter-Mensch-Interaktion in öffentlichen Räumen weiter erkunden möchten. Die Analyse der langfristigen Interaktion wird voraussichtlich Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Schlüsselbegriffe

MuMMER, Einkaufspassagen, Roboter, Pepper, Interaktion, Gespräch, soziales Signal, Chatbot, COVID

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