WISSENSCHAFT IM TREND: Gestresst und einsam in der Coronapandemie? Dagegen helfen Haustiere, so neue Forschungsergebnisse
Die Vorteile der Haustierhaltung für Gesundheit und Wohlbefinden sind weithin bekannt, so können Haustiere beispielsweise Einsamkeit und Angstgefühle mindern sowie die Stimmung aufhellen. In unsicheren Zeiten wie der Coronakrise und verschiedenen Formen der Ausgangsbeschränkungen können Haustiere gemäß der in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlichten Forschung Leben retten. Im Zeitraum April bis Juni 2020 führten Forschende eine Online-Umfrage mit 5 926 Menschen über 18 Jahren aus dem Vereinigten Königreich durch. Beinahe 90 % hatten mindestens ein Haustier. Am verbreitetsten waren Katzen und Hunde, gefolgt von kleinen Säugetieren und Fischen.
Der beste Freund des Menschen – auch in schwierigen Zeiten
Mehr als 90 % sagten aus, dass ihr Haustier während der Ausgangsbeschränkungen eine bedeutende emotionale Unterstützung bot. Die von der Universität York und der Universität Lincoln durchgeführte Studie ergab, dass die Haustierhaltung mit der Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit und der Reduzierung der Einsamkeit einherging. Die Kraft der Bindung zwischen Mensch und Tier unterschied sich nicht wesentlich zwischen verschiedenen Tierarten. Außerdem zeigte die Studie, dass Vogelbeobachtung die beliebteste Beschäftigung mit anderen Tieren als Haustieren war. Beinahe 55 % sagten aus, dass sie Vögel in ihren Gärten beobachteten und fütterten. Dahingegen machten sich 68 % während der Ausgangsbeschränkungen Sorgen um ihre Haustiere. Die Befragten waren beunruhigt über mangelnden Zugang zu tierärztlicher Pflege, über wenig oder keine Bewegung und darüber, wer sich um ihre Haustiere kümmern würde, falls sie selbst krank würden. „Die Ergebnisse dieser Studie demonstrierten außerdem einen möglichen Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit der Menschen und der emotionalen Bindung, die sie mit ihren Haustieren eingehen: Die gemessene Stärke der Bindung zwischen Mensch und Tier war bei den Menschen höher, die zu Beginn der Studie eine geringere Punktzahl in Bereichen, welche die psychische Gesundheit betreffen, erzielten“, meint Hauptautorin Dr. Elena Ratschen von der Fakultät der Gesundheitswissenschaften an der Universität York in einer Pressemitteilung der Hochschule. „Wir kamen in dieser Studie auch zu dem Schluss, dass sich die Stärke der emotionalen Bindung mit Haustieren statistisch nicht zwischen Tierarten unterschied. Die Menschen in unserer Auswahl fühlten sich also im Durchschnitt beispielsweise ihrem Meerschweinchen emotional ebenso nahe wie ihrem Hund.“ Sie fügt hinzu: „Es ist künftig wichtig, sicherzustellen, dass Menschen mit Haustieren während der Pandemie angemessen in der Pflege ihres Haustiers unterstützt werden.“ Mitautor Prof. Daniel Mills von der Schoof of Life Sciences an der Universität Lincoln erörtert das Thema Stress bei Mensch und Tier: „Diese Studie ist in der aktuellen Lage besonders wichtig, da sie darauf hinweist, dass die Haltung von Haustieren vor einem Teil des psychologischen Stresses schützen kann, der mit einer Ausgangsbeschränkung einhergeht. Es ist jedoch wichtig, dass alle sich auch der Bedürfnisse ihrer Haustiere annehmen. Unsere andere Forschungsarbeit zeigt nämlich, dass es negative Auswirkungen auf sowohl Menschen als auch ihre Haustiere haben kann, wenn diese Bedürfnisse vernachlässigt werden.“
Haustiere für das ganze Leben, nicht nur für die Ausgangsbeschränkung
Dr. Ratschen empfiehlt, dass Menschen sich nicht übereilt ein Haustier anschaffen, um ihre Stimmung zu heben und so mit dem Coronavirus klarzukommen: „Obgleich unsere Studie zeigt, dass Haustierhaltung einige der negativen psychologischen Auswirkungen der COVID-19-Ausgangsbeschränkungen lindern kann, muss auch beachtet werden, dass diese Feststellung wahrscheinlich nicht von klinischer Bedeutung ist und nicht die Empfehlung rechtfertigt, dass Menschen Haustiere anschaffen sollten, um ihre psychische Gesundheit während der Pandemie zu schützen.“
Schlüsselbegriffe
Haustier, Einsamkeit, COVID-19, Coronavirus, Pandemie, Ausgangsbeschränkung