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Inhalt archiviert am 2024-04-19

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IMAJINE: ein ehrgeiziges Projekt über regionale Ungleichheiten in Europa

Es gibt handfeste Hinweise darauf, dass die Ungleichheiten zwischen europäischen Regionen nicht geringer werden, sondern zunehmen. Dieser Trend hat sich seit dem Ende der Finanzkrise 2008-2009 verdeutlicht. Das EU-finanzierte Projekt IMAJINE will diese Herausforderungen über einen interdisziplinären Ansatz in Angriff nehmen, der zahlreiche Perspektiven beachtet, von der Wirtschaft über Humangeografie und Politikwissenschaft bis hin zu Soziologie.

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Das Projekt begann im Januar 2018 und läuft bis Dezember 2021. Es umfasst 16 Beteiligte aus 13 Ländern und wird von der Universität Aberystwyth im Vereinigten Königreich koordiniert. IMAJINE (Integrative Mechanisms for Addressing Spatial Justice and Territorial Inequalities in Europe) arbeitet daran, integrative politische Mechanismen zur Bekämpfung regionaler Ungleichheiten in Europa zu entwickeln. Zu Beginn des letzten Projektjahres kann das Projekt bereits einige bedeutende Ergebnisse hinsichtlich ländlicher Regionen vorweisen. Im Besonderen wurde herausgefunden, dass das Einkommensgefälle zwischen Land und Stadt in Europa insgesamt gesunken ist, jedoch nicht für die ärmsten ländlichen Haushalte. Außerdem bestehen viele Unterschiede zwischen Land und Stadt in Regionen, die häufig durch offizielle statistische Methoden verschleiert werden.

Die Bedeutung von Migration für regionale Ungleichheiten

Darüber hinaus wurde entdeckt, dass Migration als informeller Mechanismus fungiert, über den Individuen Ungleichheiten zwischen Land und Stadt ausgleichen und abmildern. Dazu gehört die Ausnutzung unterschiedlicher Immobilienkosten für soziale Mobilität, Überweisungsströme und den Austausch von Know-how sowie die „Krisen-Gegenurbanisierung“, bei der Menschen aus der Stadt in harten Zeiten zu ihren Wurzeln in ländlichen Gegenden zurückkehren (oder zum ersten Mal dort hinziehen). Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis umfassender Studien des Verhältnisses zwischen Migration und Ungleichheit, die Einheimische sowie Zuwanderinnen und Zuwanderer aus Irland, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien und Wales umfassen. Das IMAJINE-Team verwies auch auf Spannungen in ländlichen Gemeinden, die durch Zuwanderungsströme aus Stadtgebieten entstehen können. Dieses Phänomen wurde während der Pandemie häufig anekdotisch berichtet, da Menschen in ländlichen Gebieten sich über steigende Infektionszahlen in ihrer Region sorgten, weil mehr und mehr Stadtbewohnerinnen und -bewohner hofften, dass ihnen der Lockdown auf dem Land leichter fallen würde.

Neuer Schwerpunkt auf COVID-19

Angesichts der Pandemie hat IMAJINE seinen Schwerpunkt verschoben, um besser zu verstehen, wie COVID-19 regionale Ungleichheiten in Europa beeinflussen könnte. Das Team fand heraus, dass die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie die ärmsten Menschen und wirtschaftlich am stärksten benachteiligten Regionen in Ländern mit den höchsten Fallzahlen am härtesten getroffen hat. Sie erkannten, dass sich in Ländern mit insgesamt relativ wenigen Fällen von COVID-19 ein Trend zur Konzentration in einer oder zwei Städten bzw. Regionen zeigt, beispielsweise in Finnland, wo ein Großteil der Fälle in der Region um Helsinki auftrat. Doch die Forschungsergebnisse von IMAJINE zeigen, dass auch wenn Ausbrüche meist in wohlhabenden städtischen Regionen beginnen und wachsen, weniger wohlhabende (häufig ländliche) Regionen schwerer getroffen werden, wenn das Virus sie erreicht. Das deutet darauf hin, dass ein frühes Eingreifen zur geografischen Eindämmung von COVID-19 wichtig ist, um die Schwere eines Ausbruchs einzugrenzen. Neben der Konsolidierung der restlichen Ergebnisse hat das IMAJINE-Team 2020 weiterhin die geografische Ausbreitung des Coronavirus analysiert und sich dabei besonders auf den Einfluss von Wohlstands und Abgeschiedenheit auf die Schwere des Ausbruchs konzentriert.

Schlüsselbegriffe

IMAJINE, regionale Ungleichheiten, Migration, ländliche Regionen, Gegenurbanisierung, COVID-19, Coronavirus